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Arzt: "Schumacher bekommt von der Aufwachphase nichts mit"

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FREIBURG - Einen Monat nach seinem Ski-Unfall befindet sich Michael Schumacher in der Aufwachphase aus dem künstlichen Koma. Ob die deutsche Motorsportlegende wieder vollständig genesen wird, lässt sich noch nicht absehen.

Der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Freiburg, Professor Josef Zentner, schildert im Interview, was nun im Körper von Schumacher passiert.

Wie gehen die Ärzte in Grenoble jetzt vor, um Michael Schumacher aus dem künstlichen Koma zu holen?

Zentner: Das künstliche Koma wurde ja eingesetzt, um die Schwellungsphase zu überbrücken und dadurch schwellungsbedingte Schäden des Gehirns zu vermeiden. Wenn nun die Schwellung abgeklungen ist, dann kann man auch das künstliche Koma rückgängig machen. Man muss die Medikamente absetzen. Dann kann der Patient im Grunde aufwachen.

Wie lange dauert die Aufwachphase in der Regel?
Zentner: Es hängt alles von der Schädigung des Gehirns ab. Wenn das Gehirn nicht weiter beschädigt ist, dann kann der Patient unmittelbar nach Absetzen des Komas aufwachen. Er wird dann allerdings noch einige Tage dauern, bis die Medikamente in ihrer Wirkung nachgelassen haben.

Wie lange könnte es dauern, wenn eine Hirnschädigung vorliegt?
Zentner: Entsprechend dem Grad der Vorschädigung kann es Tage oder viele Wochen dauern.

Wie kann man genau feststellen, welche Schäden vorliegen?

Zentner: Die Schäden wird man auf einer Computer- oder Kernspintomographie sehen. Da kann man schon gut abschätzen, welche Schädigung vorliegt und wann der Patient in etwa aufwachen wird.

Wissen Ihre Ärztekollegen in Grenoble zum jetzigen Zeitpunkt, wann Michael Schumacher wieder aufwachen wird?

Zentner: Die kennen die genauen Befunde ganz sicher. Im feinen Detail abschätzen kann man das zwar nicht, im Groben ist das aber absehbar.

Bekommen Patienten während der Aufwachphase irgendetwas von ihrer Umgebung mit?

Zentner: Nein, die Patienten bekommen nichts mit, vor allem in der Aufwachphase gar nichts. Auch nach vielen Wochen und Monaten können sie sich an diese Zeit in aller Regel nicht mehr erinnern. Das bleibt nicht im Gedächtnis haften.

Welche Komplikationen bestehen während der Aufwachphase?

Zentner: Es könnte erneut ein Schwellungszustand auftreten. Dann müsste man das künstliche Koma wieder herstellen. Ansonsten gibt es die üblichen Komplikationen, die bei jeder medizinischen Behandlung auftreten können wie zum Beispiel Infektionen.

Patienten, die schon einmal aus einem künstlichen Koma geholt wurden, haben häufig Probleme ¿zu sprechen oder zu gehen. Wie sind da Ihre Erfahrungen?

Zentner: Der Patient ist erst einmal natürlich müde, wenn die Medikamente teilweise noch wirken. Am Anfang kann er sich schlechter bewegen und auch schlechter artikulieren. Zweitens hängt es mit der Schädigung zusammen, die sich am Gehirn abgespielt hat. Beides muss überwunden werden, bevor er wieder zu Kräften kommt.

Muss Michael Schumacher unter Umständen auch das Sprechen neu erlernen?

Zentner: Nicht unbedingt. Wenn die Sprachregion im Gehirn nicht geschädigt ist, kommt das Reden automatisch wieder, wenn die Medikamente abgeklungen sind. Da muss man nur die entsprechende Zeit warten. Wenn die Schädigungen auch die Sprachregion miteinbeziehen, kann es sein, dass er das Sprechen wieder lernen muss.

Können sich Koma-Patienten nach ihrer Aufwachphase an den Unfall erinnern?
Zentner: In der Regel ist die Erinnerungslücke so groß, dass sie auch das Unfallgeschehen miteinbezieht. Wenn unmittelbar nach dem Unfall das Koma eintritt, dann ist die ganze Phase in Vergessenheit geraten.

Zur Person: Professor Josef Zentner ist seit 1997 der ärztliche Direktor des Universitätsklinikums in Freiburg. Zu seinen Spezialgebieten zählt unter anderem die Schädelbasischirurgie. Zentner ist zudem 1. Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Epileptologie.

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