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Was essen Sie da eigentlich?

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Jawohl, Sie haben richtig gelesen. Die Political Correctness bei der Erstellung von Speisekarten ist schon lange überfällig. Einfach schockierend, was da so alles angeboten wird ... vielleicht sogar mit versteckten Botschaften undemokratischer Zeitgenossen?
Verschiedene Strafanzeigen multipler Interessengemeinschaften brachten jetzt sogar den Staatsschutz auf den Plan. Sehr zu Recht natürlich, weil wir immerhin in einem Rechtstaat leben, dessen Gerechtigkeitssinn nur noch von seiner uneingeschränkten Vertrauensseligkeit in das Gute des Menschen übertroffen wird.
-.-

Großgastronom Karl von Ratzfatz, Eigentümer mehrerer beliebter Restaurants und einer Konditorei am Rande der großen Stadt. Leider, leider war er ein wenig zu konventionell, was ihm eine Verhaftung einbrachte, und das passierte so:

Ein grauer Morgen, mitte November. Kalt, ungemütlich, niemand mochte eigentlich aus dem Haus gehen. Da bog eine Polizeikolonne mit mehreren Großraumfahrzeugen in die stille Seitenstraße ein, wo Karl von Ratzfatz eins seiner Restaurants besaß und im gleichen Haus auch wohnte. Zwanzig Polizisten, im Kampfanzug, entstiegen den Fahrzeugen, angeführt von Oberstaatsanwalt Greif, welcher unter dem linken Arm eine Mappe festgeklemmt hatte. Darin enthalten waren ein Hausdurchsuchungsbefehl und Haftbefehle gegen Karl von Ratzfatz und sein Personal.

Gerade als Karl frisch geduscht aus dem Bad kam, klingelte es Sturm. Erstaunt darüber, wer schon um 6:30 Uhr bei ihm klingelt, öffnete er die Tür. Sofort wurde er gegen die Wand gedrückt, in Handschellen gelegt und Oberstaatsanwalt greif verlas ihm den Haftbefehl wegen ausländerfeindlicher Propaganda, Volksverhetzung und Mordverdacht. Anschließend machte er auf die richterlich genehmigte Hausdurchsuchung aufmerksam, die sofort mit einer Beschlagnahmung aller Speisekarten begann.
Während die Polizisten noch penibel das Haus durchsuchten, wurde Karl von Ratzfatz zur Vernehmung ins Präsidium gebracht.
Natürlich verstand er die Welt nicht mehr, es schwirrten ihm die Anklagepunkte durch den Kopf und er begriff nichts davon. Wieso rechtsradikal, wieso Mordverdacht? Sicher nur eine ganz dumme Verwechselung.

„So, mein Herr," der Oberstaatsanwalt begann die Vernehmung, „wir können es jetzt einfach machen und Sie äußern sich präzise zu den Vorwürfen, idealerweise mit einem Geständnis, oder es wird ein langer Tag heute; ein sehr langer Tag, dem weitere Vernehmungen folgen werden."
„Ich habe doch nichts gemacht, was wollen Sie eigentlich von mir?" Karl von Ratzfatz wurde langsam zornig, nachdem er sich vom ersten Schock der Festnahme erholt hatte.
„Ja, ja, das sagen ALLE. Also zuerst einmal liegt eine Strafanzeige vom Tierschutzverband gegen Sie vor!"
„Häh???"
„Auf einer Ihrer Speisekarten steht doch ganz deutlich BOCKWURST, oder? Etwa nicht?"
„Aber das ist doch eine ganz normale Bezeichnung für eine Wurst ..."
„Eben nicht. Oder wildern Sie Böcke und verarbeiten Sie diese zu Wurst? Außerdem wäre zu bedenken, Sie degradieren die stolzen Böcke deutscher Wälder damit zu Würstchen, wohl wissend, die können sich selbst ja nicht dagegen wehren. Dann bieten Sie in Ihrer Konditorei SCHWEINSOHREN an ..." womit wir bei der Tierquälerei wären. Ganz zu schweigen von AMERIKANERN. Der Botschafter hat bereits bei der Kanzlerin deshalb interveniert. Wozu wollen Sie damit aufrufen? Wenn ich jetzt noch die MOHRENKÖPFE bedenke, sind Sie so gut wie überführt."

„Ist das hier eine Irrenanstalt?" Karl von Ratzfatz war außer sich.

„Mäßigen Sie Ihren Ton! Wenn es doch nur das allein wäre ...Nun kommen wir mal zu dem Mordverdacht. Kürzlich verschwand eine Roma-Sippe, die wir gerne wegen einiger Eigentumsdelikte befragt hätten. Die sind wie vom Erdboden verschluckt. Und da ist der Casus Knaktus, kurz danach stand auf Ihrer Speisekarte ROMA-SCHMORBRATEN. Können Sie mir das erklären?"
„Aber das ist doch nur ein Name für ein Gericht!"
„Wie beindruckend, Herr von Ratzfatz. Sie zeigen Ihre rechte Gesinnung doch unverhohlen. Hier, sehen Sie, was steht auch noch auf Ihrer Speisekarte? ZIGEUNERSCHNITZEL! Das könnte mal als Aufruf zur Schnitzeljagt auf zugereiste neue Bürger verstehen!"

Herr von Ratzfatz war fix und fertig. Sein Kopf brummte, er verstand überhaupt nichts mehr und wollte sogar freiwillig sofort in seine Zelle gebracht werden, Ruhe haben.
Dort traf er auf einen Zellengenossen. Anfänglich misstrauten sich die Zwei gegenseitig, jedoch begann wenige Stunden später der Dialog. „Ich bin unschuldig hier, und Sie?" Karl von Ratzfatz wollte Gewissheit darüber, mit wem er die Zelle teilte.
Zögernd begann der Insasse zu erzählen: „Ich bin hier wegen des Verdachts von Kannibalismus, natürlich alles nur ein seltenes Missverständnis, ich bin gleichfalls unschuldig."
Karl rückte etwas ab von ihm, ein Kannibale? Ist er noch sicher in dieser Zelle? „Wie kam man denn darauf?"
„Ich wollte nach Hause, verließ mein Büro in der Innenstadt. Meine Sekretärin rief mir vom Fenster aus zu, meine Frau wollte wissen, wann ich nach Hause komme, es war ja der monatliche Opernabend. Also rief ich zurück, in etwa einer Stunde, will nur noch schnell einen HAMBURGER verspeisen ...

MAHLZEIT DEUTSCHLAND!!!

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