Wenn das mal Deutschland nicht in seinen Grundfesten erschüttert: Erst diskreditiert sich die katholische Kirche durch diverse Skandale – und nun auch noch der ADAC. Der Verein, der angetreten ist, mit seinen „Gelben Engeln“ der deutschen liebste Kinder zu retten, wenn sie am Straßenrand mit Motorschaden liegen geblieben sind. Wem soll man da noch glauben?
Sie halten das für Ironie? Klar. Aber wie immer funktioniert sie nur, wenn ein wenig Wahrheit dahintersteckt. Der ADAC ist der größte Verein Deutschlands und zählt 18,6 Millionen Mitglieder, die mehr als eine Milliarde Euro Beiträge zahlen. Man kann ihn also durchaus als eine Institution bezeichnen. Eine, die nun um ihre Glaubwürdigkeit kämpfen muss.
Beim Autopreis "Gelber Engel", benannt nach den Helfern auf der Straße, wurde mit frisierten Zahlen gearbeitet. Das hat der ADAC nun nun zugegeben. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am vergangenen Dienstag als erstes Blatt über Mauscheleien berichtet. Nach ihren Informationen soll es nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34.299 Stimmen genannt.
ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair hatte am Donnerstag bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf noch von "Unterstellungen und Unwahrheiten" gesprochen. Er hatte gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden. Im übrigen sei nichts älter als die Tageszeitung von gestern: "Mit der packt man den Fisch ein."
Nun heißt es, Michael Ramstetter (60), ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", soll Schuld an der Manipulation sein. Er übernimmt "die alleinige persönliche Verantwortung" und hat alle Funktionen beim ADAC niedergelegt. Bei der Wahl des Lieblingsautos sei übrigens nur die Zahl der abgegebenen Stimmen geschönt worden, aber nicht die Rangfolge der Ergebnisse. Die anderen Kategorien beim Preis "Gelber Engel" seien von den Vorgängen nicht betroffen.
Experte hält nun auch Tests für fragwürdig
Ob der Rücktritt Ramstetters reicht, um die Glaubwürdigkeit des ADAC zu sichern, ist allerdings fraglich. Denn der ADAC lässt schließlich nicht nur das Lieblingsauto der Deutschen wählen. Der Club testet Reifen, Kältemittel, Kindersitze und vieles mehr. Er untersucht Tunnels, Fähren und Autobahn-Raststätten. Der ADAC sieht sich als Fürsprecher der Verbraucher und tritt dabei mit großem Selbstbewusstsein auf.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen jedenfalls traut nun auch den anderen Test nicht mehr. Wenn beim „Gelben Engel“ gelogen worden sei, könne man das auch für die anderen Bereiche nicht ausschließen. Der Experte sieht grundsätzliche Mängel im System des ADAC, der mit seinen rund 8600 Mitarbeiten und kommerziellen Tochtergesellschaften ein Wirtschaftskonzern ist.
Der Sportwagenhersteller Porsche verteidigte dagegen den ADAC - die Umfragen und Untersuchungen des Automobilclubs seien grundsätzlich als objektiv einzuschätzen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Ansonsten werde man der vom ADAC angekündigten "lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe" nicht vorgreifen. In der ADAC-Pressestelle heißt es, Glaubwürdigkeit sei das höchste Gut und dafür werde man alles tun.
Erstaunliche Informationspolitik
Deshalb soll auch die Preisvergabe der vergangenen Jahre unter die Lupe genommen werden. Trotzdem sorgte für Erstaunen, dass der ADAC nur mit einer schriftlichen Mitteilung die Manipulation einräumte und Ramstetters Abgang bekanntgab. Keine Pressekonferenz, kein ADAC-Präsident Peter Meyer, der sich Fragen stellen würde. Aber vielleicht kommt das noch - nach der "lückenlosen internen Prüfung".
Die fordert nun auch der oberste Zuständige für den Straßenverkehr in Deutschland, Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der wegen der geplanten Einführung einer Pkw-Maut für Ausländer mit dem ADAC im Streit liegt: "Der ADAC hat jetzt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden."
Der Auto Club Europa (ACE) wandte sich grundsätzlich gegen Auszeichnungen in der Automobilbranche. Wer wirklich wissen wolle, welche Wagen am beliebtesten seien, solle auf die fälschungssicheren Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes schauen, teilte der ACE in Stuttgart mit. "Demgegenüber ist alles andere offenbar nur Blendwerk und aufgeblasene Selbstinszenierung."
@zeitonline kommt nach der Austrittswellle aus der Kirche nun die aus dem beliebtesten Verein Deutschlands, dem #adac ?
— E.Fried (@bigenergydjihad) 19. Januar 2014
Sie halten das für Ironie? Klar. Aber wie immer funktioniert sie nur, wenn ein wenig Wahrheit dahintersteckt. Der ADAC ist der größte Verein Deutschlands und zählt 18,6 Millionen Mitglieder, die mehr als eine Milliarde Euro Beiträge zahlen. Man kann ihn also durchaus als eine Institution bezeichnen. Eine, die nun um ihre Glaubwürdigkeit kämpfen muss.
Beim Autopreis "Gelber Engel", benannt nach den Helfern auf der Straße, wurde mit frisierten Zahlen gearbeitet. Das hat der ADAC nun nun zugegeben. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am vergangenen Dienstag als erstes Blatt über Mauscheleien berichtet. Nach ihren Informationen soll es nur 3409 Stimmen für das Siegerauto VW Golf gegeben haben, ein ADAC-Papier vom Dezember 2013 habe dagegen als offizielles Ergebnis 34.299 Stimmen genannt.
ADAC-Geschäftsführer Karl Obermair hatte am Donnerstag bei der offiziellen Feier zur Auszeichnung des VW Golf noch von "Unterstellungen und Unwahrheiten" gesprochen. Er hatte gespottet, immerhin seien die vier Buchstaben des ADAC richtig abgedruckt worden. Im übrigen sei nichts älter als die Tageszeitung von gestern: "Mit der packt man den Fisch ein."
Nun heißt es, Michael Ramstetter (60), ADAC-Kommunikationschef und Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", soll Schuld an der Manipulation sein. Er übernimmt "die alleinige persönliche Verantwortung" und hat alle Funktionen beim ADAC niedergelegt. Bei der Wahl des Lieblingsautos sei übrigens nur die Zahl der abgegebenen Stimmen geschönt worden, aber nicht die Rangfolge der Ergebnisse. Die anderen Kategorien beim Preis "Gelber Engel" seien von den Vorgängen nicht betroffen.
Experte hält nun auch Tests für fragwürdig
Ob der Rücktritt Ramstetters reicht, um die Glaubwürdigkeit des ADAC zu sichern, ist allerdings fraglich. Denn der ADAC lässt schließlich nicht nur das Lieblingsauto der Deutschen wählen. Der Club testet Reifen, Kältemittel, Kindersitze und vieles mehr. Er untersucht Tunnels, Fähren und Autobahn-Raststätten. Der ADAC sieht sich als Fürsprecher der Verbraucher und tritt dabei mit großem Selbstbewusstsein auf.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen jedenfalls traut nun auch den anderen Test nicht mehr. Wenn beim „Gelben Engel“ gelogen worden sei, könne man das auch für die anderen Bereiche nicht ausschließen. Der Experte sieht grundsätzliche Mängel im System des ADAC, der mit seinen rund 8600 Mitarbeiten und kommerziellen Tochtergesellschaften ein Wirtschaftskonzern ist.
Der Sportwagenhersteller Porsche verteidigte dagegen den ADAC - die Umfragen und Untersuchungen des Automobilclubs seien grundsätzlich als objektiv einzuschätzen, sagte ein Sprecher des Unternehmens. Ansonsten werde man der vom ADAC angekündigten "lückenlosen Aufklärung der Vorwürfe" nicht vorgreifen. In der ADAC-Pressestelle heißt es, Glaubwürdigkeit sei das höchste Gut und dafür werde man alles tun.
Erstaunliche Informationspolitik
Deshalb soll auch die Preisvergabe der vergangenen Jahre unter die Lupe genommen werden. Trotzdem sorgte für Erstaunen, dass der ADAC nur mit einer schriftlichen Mitteilung die Manipulation einräumte und Ramstetters Abgang bekanntgab. Keine Pressekonferenz, kein ADAC-Präsident Peter Meyer, der sich Fragen stellen würde. Aber vielleicht kommt das noch - nach der "lückenlosen internen Prüfung".
Die fordert nun auch der oberste Zuständige für den Straßenverkehr in Deutschland, Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU), der wegen der geplanten Einführung einer Pkw-Maut für Ausländer mit dem ADAC im Streit liegt: "Der ADAC hat jetzt die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Karten auf den Tisch gelegt werden."
Der Auto Club Europa (ACE) wandte sich grundsätzlich gegen Auszeichnungen in der Automobilbranche. Wer wirklich wissen wolle, welche Wagen am beliebtesten seien, solle auf die fälschungssicheren Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamtes schauen, teilte der ACE in Stuttgart mit. "Demgegenüber ist alles andere offenbar nur Blendwerk und aufgeblasene Selbstinszenierung."