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DLD-Konferenz: Wirtschaft sieht digitalen Nachholbedarf in Deutschland

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MÜNCHEN - Deutschland muss aus Sicht von Wirtschaft und Politik ohne eine gute digitale Infrastruktur um seinen Wohlstand fürchten. Es sei eine zentrale Aufgabe für die Industrie, aber auch für den Staat, den Ausbau der Netze deutlich schneller und umfassender voranzutreiben, betonte der neue Chef der Deutschen Telekom, Timotheus Höttges, am Sonntag zu Beginn der Innovationskonferenz "Digital Life Design" (DLD) in München. Die europäische Telekom-Branche hofft dafür auf ein Entgegenkommen der EU.

"Jeder und alles wird künftig vernetzt sein", sagte Höttges. Im Digitalen liege das Wachstum der Zukunft. Deutschland hinke anderen Regionen wie etwa den USA bereits weit hinterher, in ganz Europa gebe es enormen Nachholbedarf. Vieles sei zu kompliziert und schwerfällig, etwa die Anforderungen der Regulierungsbehörden. Vor allem: "Wir geben einfach zu wenig Geld aus", sagte Höttges. Die Telekom ist einer der Partner für eine Netzallianz, mit der der neue Bundesminister für Infrastruktur, Alexander Dobrindt (CSU), den Ausbau der Netze vorantreiben will. "Die digitale Welt verändert stetig Wirtschaft und Gesellschaft", sagte Dobrindt. Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands hänge entscheidend von der Frage nach der digitalen Infrastruktur ab.

Breitband soll ausgebaut werden

Dobrindt will mit seiner Netzallianz aus Politik und Wirtschaft bis 2018 einen flächendeckenden Breitbandausbau mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Megabit pro Sekunde erreichen. Der Minister räumte ein, dass dies ein ehrgeiziges Ziel sei. In einer gemeinsamen Anstrengung sei das aber möglich. In Bayern etwa sind Anschlüsse mit Übertragungsraten von 50 Megabit pro Sekunde oder schneller in Städten schon immerhin in rund 75 Prozent aller Haushalte möglich, auf dem Land sind es aber nur 10 Prozent. Der flächendeckende Ausbau wird nach Schätzungen viele Milliarden Euro verschlingen. Geld, das aus Sicht der Wirtschaft gut angelegt ist.

Doch nicht nur bei der Technik, auch bei der Regulierung sieht die Wirtschaft Nachholbedarf. Burda-Chef Bernhard Kallen sieht dabei vor allem Europa in der Pflicht. Wenn etwa der Online-Versandhändler Amazon ein E-Book über einen Server in Luxemburg verkaufe, werde keine Steuer dafür fällig. Stünde der Rechner aber in Deutschland, müsste gezahlt werden. Das sei eine Wettbewerbsverzerrung, die behoben werden müsse, sagte Kallen. Der Weg dahin werde aber lang und anstrengend sein, schließlich müssten innerhalb der EU alle Beteiligten zustimmen. Die Telekom-Branche fordert von Brüssel schon lange eine Lockerung der Regulierung und mehr Freiraum für Fusionen.

Peter Vesterbacka, Marketing-Chef des finnischen Spieleentwicklers Rovio ("Angry Birds), sieht die Regulierung allerdings als einen Vorwand europäischer Firmen, warum sie nicht mit Apple und Google mithalten könnten. Er riet, die Dinge einfach anzupacken statt zu reden.

Unter der Schirmherrschaft von Verleger Hubert Burda treffen sich auf der DLD14 in München noch bis Dienstag Unternehmer, Internet-Experten und Investoren. Die DLD-Konferenz findet seit 2005 jährlich statt und gilt als eine der wichtigsten Veranstaltungen ihrer Art. Erwartet werden unter anderem die Huffington-Post-Gründerin Arianna Huffington, der Schriftsteller Paulo Coelho und Wikipedia-Chef Jimmy Wales. Weitere prominente Figuren der IT-Branche sind bei den drei DLD-Tagen etwa die Gründer des Messaging-Dienstes WhatsApp, Jan Koum, und der Musikplattform Spotify, Daniel Ek. Die DLD konkurriert um die Spitzenleute der IT-Industrie mit anderen ähnlichen Veranstaltungen wie zum Beispiel LeWeb in Paris und London.

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