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Aus Kapitel 11, Colombo
Harsha Vareja, der Chef der „Company" in Sri Lanka holte Phaitchit und seine Frau Sirigul am Flughafen ab und brachte sie ins Hotel, damit sie sich ein wenig erfrischen konnten. „Zum Abendessen sollten wir in den Hafen gehen", schlug er vor, „da können wir den ersten Ortstermin abhalten. Beim Essen meldete Sirigul sich zu Wort: „Ich denke schon seit einer ganzen Weile über ein mögliches Problem nach: Sind wir eigentlich sicher, dass die Statue noch an Bord ist, wenn der Frachter nach Colombo herein kommt?
Der Gegner, weiß, dass die Thais genau wissen, dass die Statue auf dem Frachter ist. Die Männer waren für einen Moment sprachlos, dass eine Frau in ihrer Runde kritische Fragen stellte. Phaitchit legte ihr die Hand auf den Arm und sagte: „Gut, Sirigul! Darauf bin ich noch gar nicht gekommen." Er wusste, was er an ihr hatte.
Harsha hatte sich bald wieder gefangen: Bis morgen früh werde ich wissen, welche Schiffe im Umkreis von 500 Meilen dafür in Frage kommen. Jedenfalls danke ich Ihnen für Ihre klugen Fragen." Zwei Stunden später meldete er sich: „Im Hafen liegt die ‚Evergreen Carrier', die nach einer Inspektion Freitag Abend nach Port Bin Kassim auslaufen sollte. Die Inspektion ist verschoben und die Ladearbeiten sind vorgezogen worden. Das Schiff wird morgen Abend um 18 Uhr auslaufen. Die Idee Ihrer Frau, dass der Buddha auf hoher See übernommen wird, ist damit sehr wahrscheinlich geworden." Phaitchit dankte und gleich danach klingelte auch bei Andy das Handy. Der versprach, die Informationen unverzüglich an Siripong weiter zu geben.
Siripong bat Jumroen, am nächsten Tag um neun Uhr eine codierte Konferenzschaltung mit Colombo und ihnen hier vorzubereiten. In Colombo würde es dann zwar erst halb acht sein, aber sie hatten keine Zeit zu verlieren. Zur Vorbereitung nahmen die Männer ihre Notebooks vor, weil sie damit am besten arbeiten konnten.
„Wie ähnlich wir doch in unserer Arbeitsweise sind", dachte Siripong verblüfft, als ihm wieder in den Sinn kam, dass sein Gesprächspartner der Chef einer international gefürchteten Verbrecherbande war, auf dessen Festnahme er wochenlang hin gearbeitet und sie erst vor vier Tagen als großen Erfolg gefeiert hatte. Nun war er ihm durch die gemeinsame Aufgabe schon fast zum Freund geworden. Die beiden Frauen blickten ihnen über die Schultern. Su erläuterte Anchalee, die wenig Erfahrung mit Computern hatte, was die Männer gerade machten. „Könnt ihr nicht das Wiederauslaufen der ‚Evergreen Carrier' aus Colombo verhindern?", meinte sie dann.
Andy wandte sich erstaunt um: „Alle Achtung, Madame Su, Sie sind ein heller Kopf!" „Das ist sie in der Tat", ergänzte Siripong mit strahlendem Gesicht, „sie hat schließlich auf den Plänen des Gems and Jewelry Tower den geheimen Raum entdeckt und damit den Fehlschlag ihres Coups bewirkt."
„Ich hoffe, Sie können mir das verzeihen", fügte Su hinzu, und ihr war gar nicht mehr so fröhlich zumute, nachdem sie jetzt Andy und Anchalee persönlich kennen gelernt hatte. Doch Andy lachte: „Ich habe schon immer etwas für Frauen übrig gehabt, die schön und klug sind, fragen Sie Anchalee. Nein, ich kann Ihnen ihre scharfen Augen nicht übel nehmen, wenn es auch zu meinem Nachteil war. Es ist doch selbstverständlich, dass Sie ihren Mann unterstützt haben."
„Ähnliches ist mir auch durch den Kopf gegangen", nahm Phaitchit in Colombo Wort, „nur hatte ich noch keine Zeit zu einer strukturierten Bearbeitung." Nach einer Weile meldete sich Harsha: „Ich übernehme das unklar machen der ‚Evergreen Carrier' mit meinen Leuten.
Ich denke, wir können sie so verunsichern, dass sie die geplante Inspektion doch ausführen, also bis Freitag Abend hier bleiben. So lange wird die ‚Asian Explorer' nicht auf hoher See warten, sondern herein kommen, sobald der Kapitän erfährt, dass aus dem Rendezvous nichts wird." Dann erläuterte er der Runde, dass seine Leute kurz vor dem geplanten Auslauf der „Evergreen Carrier" die Kühlwasser-Ansaugöffnungen des Hauptdiesels verschließen sollten.
„Die Öffnungen sind durch Gitter geschützt", erklärte er. „Wir schmieren eine unter Wasser schnell härtende Masse hinein und säubern die Gitter, so dass von außen nichts zu erkennen ist. Etwa zehn Prozent Kühlwasser sollten noch durchkommen, dann ist die Kontrolle positiv und die Maschine wird erst unter Last zu heiß.
Das Chaos dürfte perfekt sein, denn eigentlich brauchen sie die Maschine noch, um an den Kai zurück zu kommen. Damit wird die Inspektion unausweichlich." Bei der weiteren Besprechung meldete sich Sirigul wieder: „Dazu habe ich noch eine Variante: Das Paket enthält eine Kopie, der echte Buddha ist irgendwo versteckt", sagte Sirigul und heimste wieder erstaunte Blicke ein. „Okay", sagte Harsha, „damit müssen wir rechnen."
In Bangkok berichtete Siripong der Regierung über die Entwicklung. Der Außenminister hatte einen Vorschlag: „Vielleicht können wir die ceylonesischen Behörden für eine Zusammenarbeit ihrer Geheimpolizei mit uns gewinnen. Wenn Sie damit einverstanden sind, werde ich unseren Botschafter anweisen, entsprechende Gespräche zu führen."
Die Behörden von Sri Lanka reagierten erstaunlich schnell und unkompliziert auf die Anfrage des Botschafters. Nach Hinweisen des Botschafters, dass seine Regierung beim Kampf gegen die tamilischen Rebellen im Norden aktiv werden könne, verband ihn der Außenminister direkt mit dem Polizeipräsidenten von Colombo, nicht ohne diesem die uneingeschränkte Unterstützung der Thais ans Herz zu legen. Der Chef der Geheimpolizei bestimmte das Einsatzkommando, dessen Führer Rajiv Tomataraike sich gleich mit Harsha und den Thais zusammensetzte, um die Einzelheiten abzusprechen.
Um 17:50 Uhr ging der Hafenlotse an Bord der „Evergreen Carrier", der Hauptdiesel wurde gestartet und pünktlich um 18 Uhr ging die letzte Leine nach oben. Langsam drehte das Schiff und nahm Fahrt auf zur Hafenausfahrt. Der Bug war schon fast in der engen Ausfahrt, als über die Notfrequenz ein Ruf des Kapitäns kam: „Myday, hier ,Evergreen Carrier'.
Haben Maschinenproblem und sind manövrierunfähig. Brauchen sofortige Schlepperhilfe." Man sah, wie der Frachter Fahrt verlor und auf das Backbordfeuer der Einfahrt zutrieb. Doch schon rasten Schlepper auf den Havaristen zu, übernahmen blitzschnell Leinen und versuchten ihn zu stabilisieren. Zwanzig Minuten nach dem Ablegen war der Frachter wieder an der Pier vertäut.
Harsha hatte seine Leute an alle Funkkanäle gesetzt. Einer von ihnen fing kurz danach den erwarteten Spruch auf: „Evergreen Carrier an Asian Explorer: Treffen unmöglich, habe Maschinenschaden." Die „Asian Explorer" bestätigte die Meldung, sie hätten sich nach dem Notruf schon so etwas gedacht. Sie fragten, ob im Hafen irgendetwas Außergewöhnliches beobachtet worden sei. Als dies verneint wurde, antworteten sie: „Dann laufen wir direkt ein." Für Harsha und Phaitchit war das die Bestätigung, dass Ahmed und der Buddha noch an Bord des Frachters waren.
"Der Roman „Jade und Diamanten" beschreibt auf 190 Seiten den Raub des Jadebuddha, des größten Heiligtums der Thais in der Folge eines Diamantenraubs. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:
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Das vorliegende Kapitel 11 umfasst im Buch 14 Seiten. Ausschnitte aus den folgenden Kapiteln des Romans werden nacheinander an dieser Stelle vorgestellt.