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Ein syrischer Revolutionär packt aus: "Wir haben von Freiheit geträumt"

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Auf den ersten Blick wirkt Farouq al-Habib nicht wie ein Revolutionär. Er trägt eine dicke, runde Brille und spricht gewählt, professionell. Er ist Banker von Beruf, spricht fließend Arabisch, Französisch und Englisch. Er hat einen Bachelor in Ökonomie, einen Master in International Business, einen Doktor in Betriebswirtschaft. Und 2011 hat er das Revolutionskomitee Homs gegründet und geholfen, die syrische Revolution anzuführen.



Das Interview mit Farouq Al-Habib in englischer Sprache, von Karina Kolodny & Emily Kassie

Habib sieht nicht aus wie die syrischen Rebellen, die man im Fernsehen oder in Zeitungen sieht. Er trägt keine Militärklamotten und keine Schusswaffe – aber Habib betont, dass die syrische Revolution nicht mit Waffen oder Tränen oder Kriegsgeschrei begonnen hatte. Sie begann friedlich, mit Demonstranten, die unbewaffnet durch die Straßen zogen, mit Syrern, die unter dem Eindruck des Arabischen Frühlings auch für sich Demokratie verlangten.

Habib denkt an die Anfänge zurück – an 2011, als er mit „Hunderttausenden Syrern auf die Straße ging, friedlich, mit den Flaggen eines unabhängigen Syriens, mit dem Ruf nach Freiheit und Demokratie“ - das, sagt Habib, „ist das syrische Volk. Das ist das echte syrische Volk“.

Habib musste 2013 in die Türkei fliehen, als das Assad-Regime sein Leben bedrohte, wie er sagte. Aber er hilft weiter denen, die im Land geblieben sind. Heute ist Habib der Koordinator und Manager bei „White Helmets“ (Weiße Helme) einer Such- und Rettungsorganisation, die sich um Zivilisten in Syrien kümmert.

Die mehr als 1000 Freiwilligen werden vom Roten Kreuz trainiert, „Syria Campaign“, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Großbritannien, koordiniert die Spendensammlung für die Gruppe.

Habib war vergangene Woche in New York, um Vertreter der Vereinten Nationen und verschiedener Behörden zu treffen und sie um mehr humanitäre Hilfe in Syrien zu bitten. „Niemals haben Menschen Freiheit umsonst bekommen“, sagte er der Huffington Post in einem Interview während seines Besuchs. „Wir müssen einen Preis dafür bezahlen. Er ist hoch, das wissen wir, das wurde uns klar. Wir konnten uns nur nicht vorstellen, dass er so hoch sein würde. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass wir einem so brutalen Regime gegenüberstehen würden, das alle Mittel gegen seine eigenen Leute einsetzt. Und wir konnten uns nicht vorstellen, dass die internationale Gemeinschaft im 21. Jahrhundert so ignorant sein würde. Sie hat uns aufgegeben.“

Habib sagt, er erhob sich 2011, weil er uns seine Mitstreiter sich in der Pflicht fühlten, das Schicksal ihres Landes zu ändern. Trotz des friedlichen Beginns der Revolution sei er sich der Gefahren bewusst gewesen, hätte aber nicht damit gerechnet, dass es so schlimm kommen würde.

Habib verbrachte die meiste Zeit des Jahres 2011 damit, der Presse zu helfen, Videos und Fotos von Präsident Baschar al-Assads brutaler Niederschlagung der Proteste zu bekommen. Er glaubte, wenn der Rest der Welt nur sehen würde, was in Syrien passierte, hätte er keine andere Wahl als einzugreifen.

Weil er westlichen Journalisten half, geriet Habib ins Visier der Sicherheitskräfte Assads. 2012 wurde er gefangen genommen und ins Gefängnis gesteckt, weil er einen Journalisten bei einer Protestaktion eingeschleust hatte. „Es gibt kein Gesetz in Syrien, das es verbietet, Journalisten zu helfen“, sagt Habib der Huffington Post. Aber das habe die Sicherheitskräfte nicht davon abgehalten, ihn zu fangen, einzusperren und zu foltern.

Er spricht nicht gern über seine Zeit im Gefängnis oder die Zeit in der er gefoltert wurde. Seine Erfahrungen verblassen gegen das, was andere ertragen mussten, sagt er.

Ironischerweise fand Habib in dieser unmenschlichen Folter durch das Regimes etwas einzigartig menschliches, an dem er sich festhalten konnte: sein Name.

Er gehörte zu einem Mann, denn er außerhalb der Gefängnismauern nicht gekannt hatte und dessen Gesicht er nie gesehen hatte. Abo Salim war der Mann, der dessen Zelle an die von Habib grenzte.

Jeden Tag suchten die Wachleute zwei Gefangene für die Folter aus. Eines morgens suchten sie Salim aus, er kam nicht mehr wieder. Habib erfuhr später von anderen die zusammen mit seinem Zellennachbarn gefoltert worden waren, dass Salim an diesem Tag zu Tode gefoltert worden war. Habib wusste nur zwei Dinge von Salim: Er war aus Damaskus und er hatte eine Frau und fünf Kinder die er liebte.

„Ich bete zu Gott und flehe ihn an, dass ich das Gefängnis lebend verlasse. Ich werde seinen Namen nehmen und versuchen, seine Familie zu finden.“

Habib wurde aus dem Gefängnis entlassen – er führt das auf das korrupte System zurück und darauf, dass die Gefängniswärter das Schmiergeld von seinen Freunden akzeptiert haben. Er blieb seinem Wort treu, Abo Salim wurde sein Spitzname für die restliche Zeit, die er in Syrien verbrachte und er betrachtet ihn immer noch als Namen der Revolution.

Unglücklicherweise hat Habib Salims Familie in Damaskus noch nicht gefunden. Er ist nicht sicher, ob sie geflohen sind und er weiß nicht, ob sie noch leben oder tot sind, sagt er. Aber, weder wenn er über seine Träume von einem besseren Syrien diskutiert, noch wenn er von seinem Einsatz spricht Salims Familie zu finden, hat Habib vor aufzugeben.

„Wir sind unserer Sache verpflichtet“, sagt er, „es ist unser Land, unser Schicksal und wir dürfen nicht aufgeben. Wir haben keine andere Wahl. Wir können fühlen - besonders wir als Syrer, die die Revolution 2011 gestartet haben – fühlen, dass wir dafür verantwortlich sind, dass es weiter geht, weil wir auf die eine oder andere Weise Teil von diesem Krieg sind. Selbst, wenn wir es nicht wollen, wir sind dafür verantwortlich. Diese Familien, diese Frauen und Kinder, die jetzt jeden Tag unter Beschuss leben . . . natürlich sind wir für diese Geschütze nicht verantwortlich, aber es liegt in unsere Verantwortung ihnen zu Helfen.“

Nachdem er fast sein Leben verloren hätte, um der Welt zu zeigen, was ihn Syrien passiert, nachdem so vielen seiner Freunde gestorben waren, um sicherzustellen, dass niemand die Gräueltaten ignorieren konnte, die die Menschen ertragen mussten, hatte diese ungewöhnliche Revolution zu guter Letzt eine Nachricht für die Welt:

„Ich will der internationalen Gemeinschaft sagen, dass wir an sie geglaubt haben“, sagt er. „Wir haben geglaubt, dass wir die gleichen Werte teilen. Wir haben amerikanische Filme gesehen und von einer Freiheit wie bei euch geträumt. Wir haben von unseren Freunden aus dem Westen von euren Bürgerrechten gehört, wie der Staat sich um das Leben seiner Bürger kümmert, nicht um die regierende Familie. Und das die Armee eine Armee des Volkes ist. Und wir dachten, dass ihr uns helft, wenn wir für die gleichen Rechte kämpfen, die ihr verkündet und denen ihr euch verpflichtet. Weil, wenn alle die gleichen Werte von Freiheit, Würde und Gleichheit vertreten, würde das am Ende für Frieden in der Welt sorgen. Aber am Ende waren wir enttäuscht.“

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