"Seitdem ich mich geoutet habe, kommen ständig Leute auf mich zu und wollen nur noch über meinen Geschlechtsverkehr reden". Bastian Klinkenberg (22) erzählt, was man nach dem Coming Out erleben kann.
Viele von euch wissen sicherlich, wie schwer so ein Outing sein kann. Man selber verspricht sich von seinem Outing einfach freier, offener leben zu können und sich nicht mehr verstellen zu müssen. Ich war der festen Überzeugung, dass danach vieles einfacher wird, aber dass es so anstrengend wird, hätte ich nicht gedacht.
Nur noch Hugo trinken
Seitdem ich mich geoutet habe, kommen ständig Leute auf mich zu und wollen nur noch über meinen Geschlechtsverkehr reden. Im ersten Moment finde ich das zwar irgendwie nett, aber das sollte doch nicht Hauptgesprächsthema sein. Zumal wenn ich darüber reden würde, vermutlich alle fluchtartig den Raum verlassen würden.
Auf Partys dreht man sich mittlerweile zu mir um und fragt mich plump „Du bist doch schwul, wie ist das denn so?" Was soll ich darauf antworten? „Ja ist ganz ok, man sieht zwar alles durch einen pinken Schleier und trinkt nur noch Hugo, aber der Sex ist toll!"
Mal ehrlich, was sollen diese albernen Fragen? Heterosexuelle Paare frage ich schließlich auch nicht, wer bei Ihnen der Mann und wer die Frau in der Beziehung ist und ich kenne genug bei denen es Klärungsbedarf gäbe. Wieso glauben eigentlich die meisten Leute, dass ein Mensch durch seine sexuelle Neigung definiert wird? Es sind doch eher Werte wie Ehrlichkeit, Beharrlichkeit, Tapferkeit und Mut. Immerhin benötigt man diese Werte, um für etwas einzustehen.
„Du bist doch der Homo, oder?"
Auf Geburtstagen, auf denen ich meistens nur das Geburtstagskind kenne, bin ich schon bekannt wie ein bunter Hund und Gespräche entstehen mit der Einleitung: „Du bist doch der Homo, oder? Auch beim Sport war es nicht einfach. In der Umkleide haben die meisten gewartet, bis ich mit dem Umziehen fertig und aus der Kabine war. Liebe Hetero-Jungs, wenn man schwul ist, heißt das noch lange nicht das man jeden Typen anspringt, der bei 3 nicht auf dem Baum ist. Ganz im Gegenteil, wir haben schon noch Geschmack.
Mir ist auch klar, dass Menschen Dinge verurteilen, die sie nicht verstehen, aber an mir gibt es nicht viel, das man nicht verstehen könnte. An meiner Seite wird lediglich nur immer ein Mann stehen, das ist aber auch schon alles.
So habe ich mir mein offenes und freies Leben nicht vorgestellt. Ich bin nicht zuerst ein Homo... Ich bin zuerst und vor allem ein Mensch. Ich musste zwar ein paar Freunde austauschen und immer wieder mal Niederschläge einstecken, aber dennoch werde ich mich niemals wegen meiner Homosexualität verstecken.
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