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Histotainment: Meetings an historischen Orten

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Außergewöhnliche Orte für Meetings liegen im Trend. In Personalkreisen machte kürzlich sogar dieses Video die Runde, in dem die (vorgeblichen) Ursprünge des Personalwesens in der Steinzeit auf witzige Weise dargestellt wurden.



Findige Anbieter für Veranstaltungen haben sogar den Begriff Histotainment geprägt: Bei den historisch geprägten Events eines estnischen Anbieters etwa müssen Gruppen spezielle Aufgaben lösen, die dem Teambuilding dienen und werden dazu in ein historisches Gefängnis gesperrt.

Welche Locations eignen sich nun für solche Events? Ich habe mir vier potentielle Meeting-Orte mit historischem Anspruch auf Einladung der Anbieter näher angesehen.

Bleiben wir zunächst in Estland: Dessen Hauptstadt Talinn, besser gesagt ihre Altstadt, ist als gut erhaltenes Beispiel einer nahezu vollständig erhaltenen mittelalterlichen Hansestadt Weltkulturerbe der UNESCO und zählt insgesamt 65 Meeting-Locations, von denen viele fußläufig erreichbar sind. Darunter sind viele Museen und historische Stätten wie etwa Kadriorg, die Sommerresidenz Peters des Großen.

Einziges Konferenz-Hotel innerhalb der Stadtmauern ist das Hotel Telegraaf, das eine bedeutende Rolle bei der estnischen Unabhängigkeit spielte: Luxuriös, aber mit nur 86 Zimmern und nur einem Tagunsraum ein wenig zu klein für größere Veranstaltungen und leider alles andere als billig. Überzeugender und ein wenig preiswerter ist hier das Swiss Hotel mit Estlands größtem Board-Room mit Platz für bis zu 500 Personen 238 Zimmern.

Schön ist die tolle Aussicht auf die Altstadt, weniger toll ist die etwas überladene Inneneinrichtung. Wer sich nicht an der neonfarbenen Inneneinrichtung und den zahlreichen Spa-Gästen stört, für den könnten das Tallink Spa & Conference Hotel am Hafen eine preisgünstige Alternative sein. Die Anreise nach Talinn erfolgt mit Lufthansa ab Frankfurt oder SAS via Stockholm oder geruhsamer auf dem Wasser mit den Tallink-Fähren ab Stockholm oder Helsinki, die ebenfalls Meeting-Räume haben.

Ebenfalls im Norden Europas liegt Trondheim, bis 1906 Krönungsstadt der norwegischen Könige und Standort des mittelalterlichen Nidarosdoms. Im erzbischöflichen Palast sind die Kronjuwelen zu bewundern. Was Trondheim aber so attraktiv für Meetings macht, ist das große Angebot an Aktivitäten: In einem nahegelegenen Waldgebiet, dem Bymarka, kann man Wandern und Skifahren, auf dem Fjord lassen sich Wassersport-Aktivitäten aller Art wie Segeln oder Kajaking durchführen.

Ein besonderer Ort für Veranstaltungen aller Art ist das Sverresborg Trøndelag Folk Freilicht-Museum mit historischen Häusern aus den letzten Jahrhunderten. Ebenfalls historisch, doch eher eine klassische Meeting-Location ist das 1897 eröffnete Hotel Britannia. Ehr modern hingegen sind das am Fluss liegende Rica Nidelven Hotel sowie das Clarion Hotel & Congress, das mit 400 Zimmern und 18 Meeting-Räumen zu den größten Konferenz-Hotels in Norwegen gehört. Nach Trondheim gibt von Deutschland aus mehrere Direktflüge oder mit SAS via Stockholm. Auch die Hurtigrute zwischen Bergen und Kirkenes, die ebenfalls Meeting-Locations bietet, macht hier Halt.

Auch die Bretagne hat historisch viel zu bieten. Am schnellsten erreicht man sie, wenn man mit Airfrance nach Rennes fliegt (Umstieg in Paris). Hier kann man die historische Altstadt mit mittelalterlichen Fachwerkhäusern sowie das „Parlement" aus dem 17. Jahrhundert, heute höchster Gerichtshof der Region, besichtigen. Weiter geht es mit dem Zug in den Süden nach Carnac, das berühmt ist für ihre 3000 steinzeitlichen Menhire und den größten Tumulus auf dem europäischen Festland.

Die Steinreihen datieren ungefähr auf die Zeit zwischen 4500 und 3300 vor Christus. Gleich daneben bietet sich das gleichnamige Hotel du Tumulus für Meetings und Seminare an - praktisch an der Ausgrabungsstätte. Erbaut wurde es von dem Archäologen und Prähistoriker Zacharie Le Rouzic, der den Tumulus St. Michel ergraben hat.

Noch heute befindet sich das sehr schön eingerichtete Hotel in Familienbesitz. Von hier oben hat man einen schönen Blick über die gut 3 km entfernte Küste. Das Haus ist insgesamt recht traditionell, ja mutet insgesamt ein wenig altmodisch an: WLAN auf den Zimmern kann z.B. nur gegen Aufpreis genutzt werden, auch die Ausstattung des recht kleinen Meetingraums ist etwas spartanisch.

Zurück nach Deutschland, nach Weimar, der Stadt der Klassik. Hinweise auf Goethe und Schiller finden sich hier an jeder Straßenecke und wenn nicht, weißen Schilder wie "Hier war Goethe" darauf hin. Sogar einen Goethe-Seagway kann man hier mieten. Das „klassische Weimar" wurde im Dezember 1998 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Außerdem wurde hier 1919 von Walter Gropius das staatliche Bauhaus als Kunstschule gegründet. Direkt am Goethe-Haus befindet sich der 1826 von Clemens Wenzeslaus Coudray erbaute Amalienhof mit historischen Möbeln in den Zimmern und Fluren und Bauhaus-Möbeln im Tagungsraum. Schönes Ambiente und guter Service, das Hotel organisiert auch originelle Aktivitäten für Gruppen, z.B. Fahrsicherheitstrainings.

Leider fehlen ein Restaurant und auch das WLAN funktionierte in meinem Test nur in Nähe der Rezeption. Besser ausgestattet, aber bedeutend teurer ist das 15 km südlich von Weimar liegende SPA&Golfresort Weimarer Land. Golf ist hier Programm, aber es gibt noch viele weiter Aktivitäten, etwa Schwimmen und Sauna im Spa, Wandern, Radfahren und im Winter Ski-Langlauf. Gelungenes Konzept, nur vom Essen könnte man angesichts von Preis und Ambiente mehr erwarten. Auch die Anreise ist etwas kompliziert: Das knapp 30 KM entfernte Jena liegt an der ICE-Strecke Berlin München sowie Dresden Frankfurt.

Der nächste Flughafen ist Leipzig. Immerhin verkehrt zwischen Hotel und der Weimarer Innenstadt ein Shuttle-Service, der jedoch extra kostet. Wer in der Umgebung bleiben, aber extravagant tagen will, dem sei das SCALA-Hotel im Jentower in Dresden empfohlen: Hotel und Tagungsräume befinden sich im 27. bzw. 29. Stock mit imposantem Rundum-Ausblick. Mit 12 Zimmern bei deutlich größeren Tagungskapazitäten ist auch dieses Hotel recht klein und ebenfalls nicht billig.

Eine wirklich kostengünstige Alternative findet sich im Hotel Stadt Neustadt im nahegelegnen Neustadt an der Orla. Der ziemlich unbekannte Ort hat mit seinem gotischem Rathaus samt Stufengiebel und mittelalterliche Fleischbänke mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick meint. Abgesehen fehlt es Hotel und Stadt ein wenig an Charme.

Noch einmal ein Sprung nach Nordeuropa, diesmal ins dänische Seeland. Das um 1200 erbaute Schloss Dragsholm ist wohl eine der ältesten Hotel-Locations überhaupt. Und es verfügt über alles, was man sich von so einem Schlosshotel erwartet: Historische Festsääle und Speisezimmer sowie gemütliche Kaminzimmer, gute Küche, ein riesiger Schlosspark und jede Menge historische Atmosphäre.

Leider verfügt das Hotel nur über 34 Doppelzimmer, größere Gruppen müssen also in anderen Hotels übernachten. Auch das WLAN kapituliert an den Dicken Mauern. Zudem ist der Spaß alles andere als billig.

Mein Fazit: Historische Meeting-Locations sind einen Blick und eine Reise wert. Je nach Preis und Ausstattung bekommt man für sein Geld jede Menge kreatives Ambiente. Wem die hier gezeigten Beispiele nicht reichen, der findet unter http://berufebilder.de/mice diese und viele weitere Locations in ausführlichen Reviews samt Tripadvisor-Bewertungen.

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