Sairee-Beach: Hier wurden die beiden jungen Engländer ermordet
Der Mord an zwei jungen Briten auf der Insel Koh Tao schreckt Thailands Tourismusindustrie auf. Knapp zwei Monate vor Beginn der Hauptreisezeit versucht man es mit Schadensbegrenzung - doch Polizei, Behörden und Regierung sind überfordert.
Am 15. September wurden die Leichen von zwei britischen Backpackern am Sairee-Beach auf der thailändischen Insel Koh Tao gefunden. Der 24-jährige David M. und die ein Jahr jüngere Hannah W. waren dort in der Nacht zu Montag ermordet worden.
Nach bisherigen Erkenntnissen wurde die 23-Jährige auch vergewaltigt. Beide hatten zuvor in der »AC Bar« eine »Halbmondparty« gefeiert. Die Bar ist vor allem bekannt für billigen Alkohol in Massen, Lachgas aus dem Ballon, Drogen, Prostituierte und Ladyboys. Sie gehört zu den jeweils letzten Bars, die jede Nacht auf Koh Tao schließen. Bis 5 Uhr morgens wird hier normalerweise durchgefeiert.
Vollmondpartys und Korallenriffe
Dabei zählt Koh Tao noch zu den eher harmlosen Party-Locations in Thailand. Die Insel gehört wie auch Koh Samui und Koh Phangan zur Provinz Surat Thani im Süden des Landes. Gerade die Nachbarinsel Koh Phangan ist für ausschweifende Vollmondpartys bekannt, die jeden Monat mehrere Tausend vor allem junge Reisende anziehen.
Koh Tao hingegen ist bei Tauchern beliebt. Unzählige Tauchschulen bieten Tauchgänge zu den Korallenriffen rund um die Ferieninsel an, die in unter zwei Stunden per Schnellboot vom Festland aus erreicht werden kann.
Tauchen und Schnorcheln rund um Koh Tao
Aufnahmen aus Überwachungskameras zeigen, dass die beiden Briten die »AC Bar« gemeinsam gegen 1 Uhr nachts verließen. Etwa 150 Meter weiter, am südlichen Ende des Strandes, wurden dann zwischen Felsen ihre Leichen entdeckt.
Der dortige Strandabschnitt gehört zu dem Resort, indem die Backpacker zuvor eingecheckt hatten. Der junge Engländer wurde nach Angaben der Polizei mittels eines spitzen metallischen Gegenstandes erstochen, während seine Begleiterin mit einer Hacke erschlagen wurde. Der Mörder versteckte die Hacke anschließend etwa 35 Meter vom Tatort entfernt unter einem Sack.
Polizisten veröffentlichen Leichen-Fotos auf Facebook
Die Mordermittlungen werfen kein gutes Licht auf die königlich-thailändische Polizei. So hatten Polizisten unmittelbar nach dem Mord, Fotos von den Leichen auf ihren Facebook-Accounts veröffentlicht. Obwohl die Toten bereits gegen 5 Uhr morgens gefunden wurden, versäumten es die Behörden zudem, die Fährverbindungen rechtzeitig einzustellen.
Noch mindestens eine Fähre verließ am Morgen die Insel. Darauf befand sich auch ein Bekannter von David M., in dessen Gepäck die Polizei blutverschmierte Kleidung fand. Er wurde daraufhin vorübergehend festgenommen, bis eine DNS-Analyse ergab, dass das Blut nicht von David M. oder Hannah W. stammt. Auch zwei weitere Briten, die die beiden auf Koh Tao kennengelernt hatten, wurden am Flughafen in Bangkok festgesetzt und durften das Land zunächst nicht verlassen. Mittlerweile sind auch sie nach England ausgereist.
Nachdem sich auch eine Spur, wonach drei Arbeiter aus Myanmar in den Mord verwickelt sein könnten, nicht verdichtet hat, erklärte der ermittelnde Polizeichef General Panya Mamen: »Wir schließen nicht mehr aus, dass auch ein Thailänder in das Verbrechen verwickelt sein könnte.« Zuvor hatte es geheißen, dass Einheimische zu so einer grausamen Tat gar nicht fähig seien - eine Stellungnahme, die man auch schon bei vergangenen Verbrechen an Ausländern häufig gehört hat.
Im Fall der Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau aus Wales in der nordthailändischen Stadt Chiang Mai im Jahr 2000 ermittelte die thailändische Polizei fast ausschließlich gegen Ausländer als mögliche Täter. Erst Recherchen der britischen BBC und von Privatermittlern konnten 13 Jahre später dann belegen, dass der »Guesthouse«-Besitzer der eigentliche Täter war.
Armeechef sorgt für Empörung
Für weitere Empörung sorgte der Armeechef und Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha, der vor Journalisten sagte, dass Thailand zwar ein für Touristen sicheres Reiseland sei. Gleichzeitig fragte er aber, ob Frauen dort auch im Bikini herumlaufen können, ohne dass ihnen etwas passiere, und fügte lachend hinzu: »Nur wenn sie nicht hübsch sind!«
Nach einem Shitstorm in den sozialen Medien und weltweiter Empörung über diese Pietätlosigkeit zeigte er sich dann doch noch reumütig und versicherte, dass er mit seiner Aussage niemanden habe beleidigen wollen.
Der Mord stürzt die Tourismusindustrie des südostasiatischen Landes in eine weitere schwere Krise. Bereits zuvor waren die Touristenzahlen stark zurückgegangen. Grund sind die unklaren politischen Verhältnisse, die zu Sicherheitsbedenken führen. Im Mai putschte nach Massenprotesten die thailändische Armee und setzte die Regierung ab. Als vorübergehender Ministerpräsident wurde Prayuth Chan-ocha eingesetzt, der versprach, Ruhe in das Land zu bringen und den Tourismus wieder anzukurbeln.
Expats verlassen Thailand
Vor allem die Korruption macht dem Land zu schaffen. Viele Touristen fühlen sich oft abgezockt, können aber auf keine Hilfe von den Behörden hoffen. Auch viele Auswanderer kehren Thailand inzwischen den Rücken. Neben der verschärften Sicherheitslage ist ein Grund auch die unklare Visa-Lage. Mehrmals haben sich die entsprechenden Visa-Bestimmungen in den letzten Jahren geändert - oft ohne jede Vorankündigung. Schon jetzt ziehen es viele Expats daher vor, lieber ins benachbarte Kambodscha zu ziehen. Dort ist es wesentlich einfacher, Langzeit-Visa zu erhalten.
Thailands Tourismusministerin Kobkarn Wattanavrangkul sagte zwar, die Touristenpolizei sei angesichts der Verbrechen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Touristen, die in das Land kämen, stünden schon heute unter dem besonderen Schutz aller staatlicher Stellen. Sie fügte hinzu, dass dies geschehe, um weiteren Schaden vom Ansehen des Landes abzuwenden.
Fast klingt es so, als sei das Ansehen wichtiger als der Schutz der Menschen. Zudem kündigte sie an, dass Vollmondpartys ab sofort auf Koh Tao verboten seien. Doch diese eher populistische Reaktion zeigt ebenfalls, wie hilflos Thailands Behörden in dem Fall tatsächlich agieren. Bis sich an der generellen Einstellung der thailändischen Regierung wirklich etwas ändert, dürfte der Tourismus daher noch weiter zurückgehen.
Der Mord an zwei jungen Briten auf der Insel Koh Tao schreckt Thailands Tourismusindustrie auf. Knapp zwei Monate vor Beginn der Hauptreisezeit versucht man es mit Schadensbegrenzung - doch Polizei, Behörden und Regierung sind überfordert.
Am 15. September wurden die Leichen von zwei britischen Backpackern am Sairee-Beach auf der thailändischen Insel Koh Tao gefunden. Der 24-jährige David M. und die ein Jahr jüngere Hannah W. waren dort in der Nacht zu Montag ermordet worden.
Nach bisherigen Erkenntnissen wurde die 23-Jährige auch vergewaltigt. Beide hatten zuvor in der »AC Bar« eine »Halbmondparty« gefeiert. Die Bar ist vor allem bekannt für billigen Alkohol in Massen, Lachgas aus dem Ballon, Drogen, Prostituierte und Ladyboys. Sie gehört zu den jeweils letzten Bars, die jede Nacht auf Koh Tao schließen. Bis 5 Uhr morgens wird hier normalerweise durchgefeiert.
Vollmondpartys und Korallenriffe
Dabei zählt Koh Tao noch zu den eher harmlosen Party-Locations in Thailand. Die Insel gehört wie auch Koh Samui und Koh Phangan zur Provinz Surat Thani im Süden des Landes. Gerade die Nachbarinsel Koh Phangan ist für ausschweifende Vollmondpartys bekannt, die jeden Monat mehrere Tausend vor allem junge Reisende anziehen.
Koh Tao hingegen ist bei Tauchern beliebt. Unzählige Tauchschulen bieten Tauchgänge zu den Korallenriffen rund um die Ferieninsel an, die in unter zwei Stunden per Schnellboot vom Festland aus erreicht werden kann.
Tauchen und Schnorcheln rund um Koh Tao
Aufnahmen aus Überwachungskameras zeigen, dass die beiden Briten die »AC Bar« gemeinsam gegen 1 Uhr nachts verließen. Etwa 150 Meter weiter, am südlichen Ende des Strandes, wurden dann zwischen Felsen ihre Leichen entdeckt.
Der dortige Strandabschnitt gehört zu dem Resort, indem die Backpacker zuvor eingecheckt hatten. Der junge Engländer wurde nach Angaben der Polizei mittels eines spitzen metallischen Gegenstandes erstochen, während seine Begleiterin mit einer Hacke erschlagen wurde. Der Mörder versteckte die Hacke anschließend etwa 35 Meter vom Tatort entfernt unter einem Sack.
Polizisten veröffentlichen Leichen-Fotos auf Facebook
Die Mordermittlungen werfen kein gutes Licht auf die königlich-thailändische Polizei. So hatten Polizisten unmittelbar nach dem Mord, Fotos von den Leichen auf ihren Facebook-Accounts veröffentlicht. Obwohl die Toten bereits gegen 5 Uhr morgens gefunden wurden, versäumten es die Behörden zudem, die Fährverbindungen rechtzeitig einzustellen.
Noch mindestens eine Fähre verließ am Morgen die Insel. Darauf befand sich auch ein Bekannter von David M., in dessen Gepäck die Polizei blutverschmierte Kleidung fand. Er wurde daraufhin vorübergehend festgenommen, bis eine DNS-Analyse ergab, dass das Blut nicht von David M. oder Hannah W. stammt. Auch zwei weitere Briten, die die beiden auf Koh Tao kennengelernt hatten, wurden am Flughafen in Bangkok festgesetzt und durften das Land zunächst nicht verlassen. Mittlerweile sind auch sie nach England ausgereist.
Nachdem sich auch eine Spur, wonach drei Arbeiter aus Myanmar in den Mord verwickelt sein könnten, nicht verdichtet hat, erklärte der ermittelnde Polizeichef General Panya Mamen: »Wir schließen nicht mehr aus, dass auch ein Thailänder in das Verbrechen verwickelt sein könnte.« Zuvor hatte es geheißen, dass Einheimische zu so einer grausamen Tat gar nicht fähig seien - eine Stellungnahme, die man auch schon bei vergangenen Verbrechen an Ausländern häufig gehört hat.
Im Fall der Vergewaltigung und Ermordung einer jungen Frau aus Wales in der nordthailändischen Stadt Chiang Mai im Jahr 2000 ermittelte die thailändische Polizei fast ausschließlich gegen Ausländer als mögliche Täter. Erst Recherchen der britischen BBC und von Privatermittlern konnten 13 Jahre später dann belegen, dass der »Guesthouse«-Besitzer der eigentliche Täter war.
Armeechef sorgt für Empörung
Für weitere Empörung sorgte der Armeechef und Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha, der vor Journalisten sagte, dass Thailand zwar ein für Touristen sicheres Reiseland sei. Gleichzeitig fragte er aber, ob Frauen dort auch im Bikini herumlaufen können, ohne dass ihnen etwas passiere, und fügte lachend hinzu: »Nur wenn sie nicht hübsch sind!«
Nach einem Shitstorm in den sozialen Medien und weltweiter Empörung über diese Pietätlosigkeit zeigte er sich dann doch noch reumütig und versicherte, dass er mit seiner Aussage niemanden habe beleidigen wollen.
Der Mord stürzt die Tourismusindustrie des südostasiatischen Landes in eine weitere schwere Krise. Bereits zuvor waren die Touristenzahlen stark zurückgegangen. Grund sind die unklaren politischen Verhältnisse, die zu Sicherheitsbedenken führen. Im Mai putschte nach Massenprotesten die thailändische Armee und setzte die Regierung ab. Als vorübergehender Ministerpräsident wurde Prayuth Chan-ocha eingesetzt, der versprach, Ruhe in das Land zu bringen und den Tourismus wieder anzukurbeln.
Expats verlassen Thailand
Vor allem die Korruption macht dem Land zu schaffen. Viele Touristen fühlen sich oft abgezockt, können aber auf keine Hilfe von den Behörden hoffen. Auch viele Auswanderer kehren Thailand inzwischen den Rücken. Neben der verschärften Sicherheitslage ist ein Grund auch die unklare Visa-Lage. Mehrmals haben sich die entsprechenden Visa-Bestimmungen in den letzten Jahren geändert - oft ohne jede Vorankündigung. Schon jetzt ziehen es viele Expats daher vor, lieber ins benachbarte Kambodscha zu ziehen. Dort ist es wesentlich einfacher, Langzeit-Visa zu erhalten.
Thailands Tourismusministerin Kobkarn Wattanavrangkul sagte zwar, die Touristenpolizei sei angesichts der Verbrechen in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden. Touristen, die in das Land kämen, stünden schon heute unter dem besonderen Schutz aller staatlicher Stellen. Sie fügte hinzu, dass dies geschehe, um weiteren Schaden vom Ansehen des Landes abzuwenden.
Fast klingt es so, als sei das Ansehen wichtiger als der Schutz der Menschen. Zudem kündigte sie an, dass Vollmondpartys ab sofort auf Koh Tao verboten seien. Doch diese eher populistische Reaktion zeigt ebenfalls, wie hilflos Thailands Behörden in dem Fall tatsächlich agieren. Bis sich an der generellen Einstellung der thailändischen Regierung wirklich etwas ändert, dürfte der Tourismus daher noch weiter zurückgehen.