Es ist eine deutsche Institution in Sachen Wein: das Rheingauer Weingut Robert Weil. Und es ist nicht zu übersehen. Egal ob man sich in einem Restaurant in Berlin, in Tokio oder auf Sylt befindet, das Babyblau der Kapseln und Etiketten ist so augenfällig, dass man sofort gewahr wird: hier gibt es Weil-Wein. Diese Farbe traut sich sonst niemand.
In Deutschland gibt es nur wenige Weingüter, deren Weine es sowohl in die Supermarktregale als auch auf die Weinkarten der Sternerestaurants geschafft haben. Die Weine von Weil gehören dazu. Das liegt natürlich nicht nur am Babyblau, sondern vor allem an der wirklich jedes Jahr aufs Neue zuverlässigen Qualität, die von den Basisweinen bis hin zu den teuren Auslesen die Weine von Weil verbindet. Ohne das Weingut Weil wäre die Weinwelt sehr viel ärmer und das ist, was eine Institution ausmacht.
Dabei ist das Weingut Weil nicht nur qualitativ eine Ausnahmemerscheinung. Auch die Besitzverhältnisse sind gänzlich untypisch für Deutschland und eher mit denen eines französischen Bordeaux-Chateaus vergleichbar. Denn im Bordelais ist es nicht unüblich, dass sich große Konzerne in die Weingüter einkaufen, zum einen um nötige finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, zum anderen um sich mit einem Hauch von Luxus zu umgeben. Gefühlt die Hälfte der Bordeaux-Chateaus ist im Besitz von Versicherungskonzernen.
Beim Weingut Weil war es wohl eher eine strategische Partnerschaft, die es dem japanischen Bier- und Whiskyriesen Suntory 1988 sinnvoll erscheinen ließ, das Weingut zu übernehmen und kräftig in es zu investieren. Damals gab es keinen heißer gelaufenen Markt als den japanischen und viele deutsche Winzer hofften, ihre mäßigen Exportzahlen mit dem Eintritt in den japanischen Markt verbessern zu können. Die Wirtschaftskrise in Japan führte jedoch schnell zu einer Abkühlung und heute ist die Karawane schon lange in Richtung China weitergezogen.
Trotz Suntory wird das Weingut Weil weiterhin als Familienweingut wahrgenommen. Das liegt zweifelsohne am umtriebigen Tausendsassa Wilhelm Weil, der als Gutsdirektor fungiert und das Weilsche Weingut in inzwischen vierter Generation führt. Unter seiner Ägide ist das Weingut auf fast 90 Hektar Betriebsgröße angewachsen, hat vor zwei Jahren einen prachtvollen Anbau erhalten und ist auch international so gut vernetzt wie fast kein anderes Weingut in Deutschland.
Ob Internationales Riesling Symposium in Australien, Verkostung großer Rieslinge in New York oder Klassik-Musik-Festival im Rheingau, Wilhelm Weil ist immer mittendrin. Er ist ein Glücksgriff für den Riesling aus Deutschland im allgemeinen und für den aus dem Rheingau im besonderen. Kein Wunder, dass auf den 90 Hektar, die das Weingut bewirtschaftet, ausschließlich und nur Riesling angebaut werden.
Fragt man Wilhelm Weil, wie ein Riesling aus dem Rheingau idealtypischer Weise schmecken soll, so antwortet er ohne Zögern: „Aristokratisch!" Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, gibt es im Rheingau mit seinen vielen Schlössern und Burgen doch unzählige Aristokraten, die Wein kultivieren. Viele leider nur mit mäßigem Erfolg.
Nur einer ist und bleibt stockbürgerlich: Wilhelm Weil. Von Dünkel und Hochmut ist bei ihm nichts zu spüren. Viel wichtiger sind ihm Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Weltoffenheit. Und so einer hat das Aristokratische zum Ideal erhoben?
Wenn man die Entwicklungen der letzten Jahre verfolgt, wird man feststellen, dass es vor allem die bürgerlichen Weingüter waren, die den in Schönheit erstarrten Rheingau wieder langsam zum Leben erweckt haben. Peter Jakob Kühn, August Kesseler, Balthasar Ress und natürlich Wilhelm Weil - sie sind momentan der Motor, der eine neue Qualitätsoffensive im Rheingau antreibt. Da sind die Aristokraten etwas ins Hintertreffen geraten.
Ob also der Begriff „aristokratisch" wirklich auf die Rieslinge vom Weingut Weil zutrifft, möge jeder selbst entscheiden. Dass sie selbst in einem eher schwierigen Jahr wie 2013 eine herausragende Kollektion abgeben, ist jedoch unzweifelhaft. Vom trockenen Gutswein bis hin zum Spitzenwein aus dem Kiedricher Turmberg zeigen alle Weine eine klassische Rieslingfrucht und eine wunderbare Reintönigkeit.
Einsam über allem thront jedoch das Grosse Gewächs aus dem Kiedricher Gräfenberg. Was für ein Wein! Innere Dichte, tolle Spannung und ein animierender Trinkfluss zeichnen ihn aus; dazu frische Kräuter und eine erhaben-elegante Rieslingfrucht. Der Wein hat alles und von nichts zuviel.
Ob es das ist, was man „aristokratisch" nennen könnte?
Meine Empfehlung: Weingut Robert Weil, 2013 Riesling Grosses Gewächs Kiedricher Gräfenberg, EUR 39,90 bei www.vicampo.de
In Deutschland gibt es nur wenige Weingüter, deren Weine es sowohl in die Supermarktregale als auch auf die Weinkarten der Sternerestaurants geschafft haben. Die Weine von Weil gehören dazu. Das liegt natürlich nicht nur am Babyblau, sondern vor allem an der wirklich jedes Jahr aufs Neue zuverlässigen Qualität, die von den Basisweinen bis hin zu den teuren Auslesen die Weine von Weil verbindet. Ohne das Weingut Weil wäre die Weinwelt sehr viel ärmer und das ist, was eine Institution ausmacht.
Dabei ist das Weingut Weil nicht nur qualitativ eine Ausnahmemerscheinung. Auch die Besitzverhältnisse sind gänzlich untypisch für Deutschland und eher mit denen eines französischen Bordeaux-Chateaus vergleichbar. Denn im Bordelais ist es nicht unüblich, dass sich große Konzerne in die Weingüter einkaufen, zum einen um nötige finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, zum anderen um sich mit einem Hauch von Luxus zu umgeben. Gefühlt die Hälfte der Bordeaux-Chateaus ist im Besitz von Versicherungskonzernen.
Beim Weingut Weil war es wohl eher eine strategische Partnerschaft, die es dem japanischen Bier- und Whiskyriesen Suntory 1988 sinnvoll erscheinen ließ, das Weingut zu übernehmen und kräftig in es zu investieren. Damals gab es keinen heißer gelaufenen Markt als den japanischen und viele deutsche Winzer hofften, ihre mäßigen Exportzahlen mit dem Eintritt in den japanischen Markt verbessern zu können. Die Wirtschaftskrise in Japan führte jedoch schnell zu einer Abkühlung und heute ist die Karawane schon lange in Richtung China weitergezogen.
Trotz Suntory wird das Weingut Weil weiterhin als Familienweingut wahrgenommen. Das liegt zweifelsohne am umtriebigen Tausendsassa Wilhelm Weil, der als Gutsdirektor fungiert und das Weilsche Weingut in inzwischen vierter Generation führt. Unter seiner Ägide ist das Weingut auf fast 90 Hektar Betriebsgröße angewachsen, hat vor zwei Jahren einen prachtvollen Anbau erhalten und ist auch international so gut vernetzt wie fast kein anderes Weingut in Deutschland.
Ob Internationales Riesling Symposium in Australien, Verkostung großer Rieslinge in New York oder Klassik-Musik-Festival im Rheingau, Wilhelm Weil ist immer mittendrin. Er ist ein Glücksgriff für den Riesling aus Deutschland im allgemeinen und für den aus dem Rheingau im besonderen. Kein Wunder, dass auf den 90 Hektar, die das Weingut bewirtschaftet, ausschließlich und nur Riesling angebaut werden.
Fragt man Wilhelm Weil, wie ein Riesling aus dem Rheingau idealtypischer Weise schmecken soll, so antwortet er ohne Zögern: „Aristokratisch!" Das entbehrt nicht einer gewissen Ironie, gibt es im Rheingau mit seinen vielen Schlössern und Burgen doch unzählige Aristokraten, die Wein kultivieren. Viele leider nur mit mäßigem Erfolg.
Nur einer ist und bleibt stockbürgerlich: Wilhelm Weil. Von Dünkel und Hochmut ist bei ihm nichts zu spüren. Viel wichtiger sind ihm Herzlichkeit, Gastfreundschaft und Weltoffenheit. Und so einer hat das Aristokratische zum Ideal erhoben?
Wenn man die Entwicklungen der letzten Jahre verfolgt, wird man feststellen, dass es vor allem die bürgerlichen Weingüter waren, die den in Schönheit erstarrten Rheingau wieder langsam zum Leben erweckt haben. Peter Jakob Kühn, August Kesseler, Balthasar Ress und natürlich Wilhelm Weil - sie sind momentan der Motor, der eine neue Qualitätsoffensive im Rheingau antreibt. Da sind die Aristokraten etwas ins Hintertreffen geraten.
Ob also der Begriff „aristokratisch" wirklich auf die Rieslinge vom Weingut Weil zutrifft, möge jeder selbst entscheiden. Dass sie selbst in einem eher schwierigen Jahr wie 2013 eine herausragende Kollektion abgeben, ist jedoch unzweifelhaft. Vom trockenen Gutswein bis hin zum Spitzenwein aus dem Kiedricher Turmberg zeigen alle Weine eine klassische Rieslingfrucht und eine wunderbare Reintönigkeit.
Einsam über allem thront jedoch das Grosse Gewächs aus dem Kiedricher Gräfenberg. Was für ein Wein! Innere Dichte, tolle Spannung und ein animierender Trinkfluss zeichnen ihn aus; dazu frische Kräuter und eine erhaben-elegante Rieslingfrucht. Der Wein hat alles und von nichts zuviel.
Ob es das ist, was man „aristokratisch" nennen könnte?
Meine Empfehlung: Weingut Robert Weil, 2013 Riesling Grosses Gewächs Kiedricher Gräfenberg, EUR 39,90 bei www.vicampo.de