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Thermomix - das Grauen hat einen Namen

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Er hat Stil. Er sieht gut aus. Und er ist ein Multitalent. Er hat Qualitäten, von denen die meisten bisher nur träumen konnten. Er erfüllt uns jeden Wunsch im Handumdrehen. Das ist fantastisch.

Und trotzdem: Thermomix, ich will dich nicht.

Ich würde dich auch nicht wollen, wenn du nicht 1019 Euro kosten würdest und die Hälfte der ohnehin begrenzten Freifläche in meiner Küche einnehmen würdest.

Denn: Ich liebe Kochen über alles. Ich liebe es, am Samstagvormittag über den Markt zu schlendern, dem hektischen Treiben zuzusehen, so viel Obst und Gemüse einzukaufen, dass ich jetzt schon weiß, dass ich es unmöglich in den nächsten zwei Tagen werde essen können.

Ich liebe den heißen Dampf, der mir entgegenschlägt, wenn ich die Tür zum Backofen öffne, um mit dem Zahnstocher zu testen, wie weit der Kuchen schon ist.

Ich liebe es, das Gemüse feinsäuberlich kleinzuschneiden, die Kräuter zu zerhacken, Gewürze im Mörser zu zerstoßen. Zu beobachten, wie ein Hefeteig im Ofen aufgeht, wie die Bolognese langsam zu einer sämigen Masse verkocht und sich der Duft in der ganzen Wohnung verteilt.

All das dauert seine Zeit. Und das ist gut so. Das macht den Reiz am Kochen aus.

Ich kann den Hype um das hypermoderne, hochtechnisierte, von manchen gottähnlich verehrte Küchengerät nicht verstehen.

Was Thermomix kann, kann ich schon lange

Thermi mag der Traum für Faule sein. Für Menschen, die sich zu schade sind, den Knobloch ganz klein zu hacken, Teig so lange zu kneten, bis die Fingerknochen schmerzen und Sahne mit dem Handrührer zu schlagen, weil sonst ihr Nagellack abblättert.

Das Gerät ist ganz sicher technologisch der letzte Schrei. Glückwunsch dazu, Vorwerk. Glückwunsch an all die Menschen, denen er das Leben erleichtert. Für mich aber ist das nix.

Papperlapapp!

Thermi hat 12 Funktionen? Klasse. Mixen, mahlen, zerkleinern, vermischen, schlagen, rühren, kneten, kochen, dampfgaren, wiegen, kontrolliert erhitzen und emulgieren - all das kann ich auch. Und zwar wie!

Warum zur Hölle sollten wir uns abhängig machen von einem einzigen überflüssigen, sinnlosen, platzverschwendenden Gerät, das nur das macht, was wir auch können - was wir besser können? Gerade weil der Thermomix offensichtlich so gut ist, will ich ihn nicht haben.

Denn: Thermi macht uns zu Sklaven unserer eigenen Bequemlichkeit. Er nimmt uns die Lust am Selbermachen, am Experimentieren - am Scheitern.

Nie, nie, niemals werde ich Thermi in meine Küche lassen. Außer Thermi fängt an, auch Espresso wie aus der Siebträgermaschine zu brühen. Dann lasse ich eventuell mit mir reden. Aber nur dann. Und auch nur, wenn er mindestens genauso gut schmeckt wie aus meiner alten Bialetti-Espressokanne.

Video: Das Wunder-Küchengerät: 4 Gründe für den ungeheuren Erfolg von Thermomix


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