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Bürger-Aufstand gegen Tegernseer Bier: Angst vor "Wachstumswahn" im Alpenvorland

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Bayern ist Deutschlands Bierland Nummer eins. Aber genau hier braut sich was zusammen.

"Es gärt", schreibt die "Süddeutsche Zeitung" und meint nicht weniger als einen wachsenden Bürger-Aufstand am wunderschönen Tegernsee.

Gegen das Tegernseer Bier, das in Szenenviertel Deutschlands zum Kultbier aufgestiegen ist, aber jetzt die unberührte Natur am Tegernseer zu zerstören droht.

Wie das? Weil das Unternehmen wachsen will, um die Nachfrage künftig immer decken zu können, also eigentlich einen logischen Schritt macht. Für das Unternehmen ist das eine Erfolgsstory, für viele Anwohner aber der blanke Horror.

Sie werfen der Herzoglich Bayerischen Brauhaus Tegernsee KG "Wachstumswahn" und "Profitgier" vor. Das Unternehmen, das sich zu den ältesten Brauereien Bayerns zählt, will seine Produktion in den kommenden Jahren nahezu verdoppeln und - hier wird's aus Sicht der Wutbürger brenzlig - dafür seine beiden Standorte kräftig ausbauen.

Expansion könne schließlich auch bedeuten, dass möglicherweise noch mehr Landschaftsschutzgebiete zubetoniert werden und geltendes Bebauungsrecht weiter ignoriert wird, sorgen sich die Bürger am See. Was bereits fest steht: Die Brauerei plant eine neue Fahrspur für Tanklaster, eine neue Lagerhalle und 15 Gärsilos, berichtet die "SZ".

Das hört sich nicht nach einem neuen Gewerbegebiet an - ist aber für die Anwohner ein Skandal. Schließlich geht es um die Zukunft IHRES Alpenvorlands.

Tegernseer-Abfüllanlage: "Ekliges Betonbauwerk"

"Warum müssen die denn unbedingt mehr produzieren? Die Engpässe erhöhen doch gerade die Lust!", zitiert die "Süddeutsche Zeitung" eine Umweltschützerin vom Tegernsee-Südufer.

Stadträte der Region sprechen von diesem "ekligen Betonbauwerk" und meinen eine Bier-Abfüllanlage, die nötig war, weil in der Klosterbrauerei Platz fehlte.

Umweltschützer Karl Brutscher kämpft seit 20 Jahren gegen Bauvorhaben in seiner Heimat. Seine Meinung zum Bauvorhaben brachte er neulich im Bayerischen Rundfunk auf den Punkt: "Es ist zum Kotzen (...)" Denn die Landschaft am Teegernseer werde durch immer mehr Brauereien, Markthallen und Golfplätze verschandelt.




Wer den plötzlichen Erfolg der Marke Tegernseer verstehen will, der jetzt für so viel Ärger in der Ursprungsregion sorgt, muss auf das Marketing der Brauerei schauen.

"Allein der Name Tegernseer und die komplett undesignte Flasche erzählen vom idyllischen Bayern und einer kleinen Brauerei. Heile-Welt-Bilder, die ein Krombacher für viele Millionen in Köpfe hämmern muss", sagt der Hamburger Werbefachmann Stefan Kolle der "SZ".

Image treu geblieben

Doch auf das Tegernseer trifft auch ein anderes Erfolgsgeheimnis zu, was schon die Münchner Brauerei Augustiner verinnerlich hat: dass man bei seinem Image bleibt.

"Andere Brauereien haben jedes dritte Jahr eine neue Werbe-Kampagne, jedes fünfte Jahr ein neues Logo, jedes vierte Jahr einen neuen Eigentümer, sie springen auf jeden Trend auf wie Biermixgetränke, Limos oder Fassbrause, 'Radler & Russn', isotonisches Alkoholfreies und was es sonst noch gibt", sagte der Bier-Kenner und Hobbybrauer Matthias Thieme in einem Interview mit der Huffington Post.

Weil das Helle vom Tegernsee Kult ist und inzwischen jede fünfte in ganz Bayern gebraute Maß im Ausland getrunken wird, besteht die Gefahr, dass im Tegernseer Tal noch mehr Fabrikhallen entstehen. Die Debatte über die unfassbare Angst der Anwohner im Alpenvorland wird also noch ein wenig weitergehen.



Auch auf HuffingtonPost.de: Weltkarte des Alkohol-Konsums
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