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Plagiatsweltmeister Deutschland

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Nein, die Rede ist nicht von Doktorarbeiten, sondern von der Industrie. Und nein, Deutschland ist auch nicht Weltmeister, aber es sichert sich einen guten zweiten Platz hinter China. Hätten Sie nicht gedacht? Dann lesen Sie weiter.

Ja, von Deutschen wird mehr geistiges Eigentum geklaut als von den üblichen Verdächtigen, wie Türken oder Indern. Und ja, die Deutschen sind meist die besten Plagiatoren, sie schaffen es kaum unterscheidbare Kopien herzustellen.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) führt alle zwei Jahre eine Studie zum Thema Produkt- und Markenpiraterie unter seinen Mitgliedsunternehmen durch, so zuletzt in diesem Jahr. Hier belegt Deutschland mit großem Abstand hinter China den zweiten Platz, vor der Türkei und Indien. Diese beiden Länder haben allerdings in den letzten Jahren gegenüber Deutschland aufgeholt.

Danach wird fast ein Viertel der Plagiate im Auftrag eines deutschen Unternehmens hergestellt. Dies geht von ganzen Maschinen oder Teilen davon bis hin zu Ersatzteilen. Rund ein weiteres Viertel der Unternehmen spricht von sog. Untergrundunternehmen, die Fälschungen herstellen. Dies sind vor allem in Asien beheimatete Hinterhoffirmen, die über das Internet verkaufen.

Während China oft minderwertige Ware bei Plagiaten produziert, mithin auch noch die Gesundheit der Endabnehmer gefährdet, sind deutsche Plagiate oft Hightechprodukte, die von Wettbewerbern hergestellt werden. Der VDMA schätzt den Schaden der Branche durch Plagiate auf ca. 7,9 Mrd. EURO im Jahr. Viele Unternehmen hätten Angst dies zu thematisieren, da sie um ihren Ruf fürchten.

Noch deutlicher wird die Aktion Plagiarius. Diese finanziert sich mittels Sponsorengeldern aus der Wirtschaft. Sie vergibt seit 1997 den Schmähpreis "Plagiarus". So z.B. im Jahre 2014 bezüglich eines magnetischen Wischmopphalters. Im Original stammt er von einer Fa. Sprintus in Weissach in Baden-Württemberg. Das Plagiat kam von einer Fa. Oehme aus Allersberg in Franken. Beide Teile finden sich nun im Plagiate-Museum des Vereins in Solingen.

Täter seien aber durchaus auch einzelne Markenhersteller. Betroffen seien alle Branchen.

Die Industrie weht sich mit technischem Schutz gegen die Plagiatoren. So werden Bauteile mit Harz vergossen oder mit einem Hologramm oder einem chemischen Marker versehen.

Ein Schaden ist dabei aber nicht nur der ausgefallene Umsatz. Es geht auch um Imageverlust und unberechtigte Schadenersatzforderungen. Dies ist dann der Fall, wenn jemand ein Plagiat gekauft hat und sich dann an den Originalhersteller wendet. Laut der Studie des VDMA hat bereits jedes vierte Unternehmen mit solchen nicht berechtigten Ansprüchen zu kämpfen.

Allerdings schützen sich auch die Firmen selbst zu wenig. Ca. 41 % der befragten Firmen ergreifen selbst dann noch keine Maßnahmen, wenn ein Plagiat auftaucht.

Der VDMA will dies ändern. Er hat mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) einen Kooperationsvertrag geschlossen. Dieses ist nicht nur Terrorismusabwehr zuständig, sondern auch für den Schutz der Wirtschaft. Das BfV soll präventiv helfen.

Na ja, helfen kann das BfV gem. seiner eigenen Webseite jedoch nur bei der sog. Wirtschaftsspionage. Diese wird definiert als Spionage, die von fremden Nachrichtendiensten ausgeht.

Das BfV unterscheidet davon säuberlich die Industriespionage. Hier handelt es sich um die private Ausforschung durch ein anderes Unternehmen. Und diese fällt nicht in die Zuständigkeit des BfV.

Hier wird nun fein zu unterscheiden sein was staatlich und was privat ausspioniert wird. Ich glaube jedoch nicht, dass ich falsch liege, wenn ich davon ausgehe, dass man dies in der Praxis nicht so eng sehen wird.

Ich habe jedoch ein ungutes Gefühl, wenn man dies das BfV erledigen lässt. Dieses erlangt dadurch einen immensen Wissenszuwachs. Und bei der Intransparenz von Geheimdiensten sollte man sich fragen, was dieses damit machen kann. Denn wie wir in den letzten gut 12 Monaten gelernt haben, machen Geheimdienste nicht unbedingt das was sie dürfen, sondern das was sie können.

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