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Westen und Iran können ISIS stoppen

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Sechs Monate sind seit dem ersten Angriff der Terrororganisation Islamic State of Iraq and al-Sham (ISIS) vergangen. Inzwischen hat die Terrororganisation ein Gebiet größer als Portugal eingenommen und es anschließend zu einem Islamischen Kalifat erklärt. Ein Ende der Kämpfe ist nicht in Sicht. Im Gegenteil.

Die Fortschritte der Terrororganisation haben zu mehr Waffen, Rekruten und Geldeinnahmen geführt. Eine ausgesprochene Drohung an die westliche Welt, man werde sich „bald im Konflikt gegenüber stehen" wird in den Medien nicht ernst genug diskutiert. Doch ISIS hat langfristige Ambitionen. Die Terrororganisation ist aggressiv, expansiv, und stellt eine reale Bedrohung für den Westen, insbesondere für Europa dar. Kurz nach dem Fall von Mosul, eine Stadt, die etwa 1,900 Km vom ersten Europäischen Boden entfernt liegt, erklärte ein britischer Dschihadist in einem Video „ISIS kenne keine Grenzen" und man werde „überall da kämpfen, wo Scheich [Baghdadi] uns senden will."

Die eigentliche Frage ist also, wo ISIS als nächstes zuschlagen wird. In einem Ende Juni veröffentlichten Interview mit Reuters, sagte Gilles de Kerchove, Anti-Terror-Koordinator der Europäischen Union, dass es "sehr wahrscheinlich ist, dass die ISIS einige seiner Kämpfer für gezielte Anschläge in Europa ausbildet". Ebenfalls besorgt warnte der britische Premierminister David Cameron in einer Rede vor dem Unterhaus, dass „Radikale" Anschläge „hier zu Hause im Vereinigten Königreich" planen. Es gibt Hinweise auf vereitelte und nicht vereitelte Anschläge in Europa, die auf die Terrororganisation ISIS zurückzuführen sind. Im Juni 2014 hat Nemmouche Mehdi, ein Französischer Bürger, der nach Informationen des französischen Geheimdienstes sich der Terrororganisation ISIS im Jahre 2012 in Syrien angeschlossen hatte, drei Menschen im Jüdischen Museum in Brüssel erschossen. Seine Waffe wurde gefunden, eingewickelt in einer ISIS-Flagge.

ISIS und andere Terrororganisationen sind nicht lokal ausgerichtet. Sie nutzen den Irakischen Boden, um Terroristen auszubilden und von dort aus Anschläge in der Region und in Europa zu verüben. Seit Jahren weiten sich Terrororganisation wie ISIS im Mittleren Osten aus. Sie haben u.a. das Ziel, Sunniten und Schiiten in einen zerstörerischen Krieg zu verwickeln, der die Region in sektorale Barracken umwandelt, wo Anarchismus, Brutalität, Militarismus und Gewalt regieren. Das wird nicht ohne Folgen für die westliche, insbesondere aber die Europäische, Sicherheitspolitik bleiben.

In diesem Szenario ist Iran, der als eine Art Insel der Stabilität in einer hochexplosiven Region betrachtet wird, besonders bedroht. Die Sunnitische Terrororganisation, Jaish-ul Adl, ein Ableger von Al-Qaida mit Verbindungen zu ISIS, hat Iran den Kampf erklärt und seit 2012 mehrere Anschläge an der Grenze zwischen Iran und Pakistan verübt. Im Oktober 2013 hat ein Bombenanschlag 14 Iranischen Grenzsoldaten das Leben gekostet. Im November töteten Jaish al-Adl Terroristen einen Richter und seinen Fahrer. Einen Monat darauf hat eine Autobombe drei weitere Soldaten ermordet. Im Februar 2014 haben Terroristen vier Iranische Grenzsoldaten als Geiseln genommen und die Freilassung von 300 inhaftierten Mitglieder der Jaish al-Adl gefordert. Ein Soldat wurde ermordet.

Doch das ist nicht nur ein Problem des Irans. Terrorismus macht keinen Halt vor Grenzen. Die sich mehrenden Anschläge tangieren mittelfristig auch die Europäische Sicherheitspolitik. Im Kampf gegen ISIS und Al-Qaida sollte der Westen den Schulterschluss mit Teheran suchen. Schließlich handelt es sich um einen gemeinsamen Feind.

Die Atomverhandlungen zwischen Iran und der 5+1-Gruppe sind mühsam, doch immerhin gehen sie weiter. In Wien hat diese Woche die wohl entscheidendste Runde der Atomverhandlungen mit dem Iran begonnen. Ein Erfolg und damit ein Ende der Sanktionen ist für Iran das oberste Ziel. Für den Westen ist die Sicherstellung des friedlichen Charakters des Iranischen Atomprogramms das angestrebte Ziel. Ein Scheitern der Verhandlungen hat für beide Seiten verheerende Folgen. Während Iran mit noch größerem wirtschaftlichen Druck, gar einer militärischen Bedrohung, konfrontiert wird, würde der Westen jeglichen Zugang zum neuen, reformorientierten Team um Präsident Rouhani, und damit auch zur jungen Bevölkerung des Iran, für lange Jahre verlieren. Die Iraner setzen große Hoffnungen in eine liberalere, demokratische und offene Zukunft des Landes.

Ein Erfolg der Verhandlungen würde nicht nur den friedlichen Charakter des iranischen Atomprogramms sicherstellen. Sie hätte auch unmittelbare Folgen für die westliche, und insbesondere die europäische, Sicherheitspolitik. Iran hat bereits bei dem Einmarsch der Alliierten in Afghanistan in 2001 unter Beweis gestellt, wie erfolgreich eine Zusammenarbeit mit dem Land für den Westen sein kann. Nur durch Hilfe aus dem Iran konnten die USA frühzeitig entscheidende Schläge gegen Al-Qaida setzen. Über ein Jahrzehnt später kann der Iran erneut zu einem wichtigen Partner im Kampf gegen den internationalen Terrorismus werden und entscheidend zur Verbesserung der Sicherheitslage im Westen, und speziell in Europa, beitragen.

Dieser Beitrag erschien erstmalig auf den Webseiten des European Iranian Council on Public Affairs (EICPA)

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