Quantcast
Channel: Huffington Post Germany Athena
Viewing all articles
Browse latest Browse all 40759

Brigitte Kulovits-Rupp: Die Rache einer gekränkten Frau

$
0
0
Scheidungsanwälte und Steuerfahnder wissen es, Betroffene sowieso. Jetzt weiß es auch die SPÖ-Spitze: Hüte dich vor der Rache einer gekränkten Frau. Die auf Befehl aus der Parteizentrale höchst unsanft vom Vorsitz des ORF-Stiftungsrates entfernte Brigitte Kulovits-Rupp verließ aus Protest nicht bloß die - schamhaft als "Freundeskreis" bezeichnete - rote Fraktion im Stiftungsrat. Sie enthüllte auch, wie die SPÖ mit - laut Gesetz weisungsfreien - Mitgliedern des Stiftungsrates umspringt. Und was sich diese offenbar so gefallen lassen.

Bei der Konstituierung des neuen SPÖ-Freundeskreises in der Vorwoche wurde die seit 4 Jahren einigermaßen erfolgreich arbeitende Stiftungsrats-Vorsitzende kalt abserviert. Ohne inhaltliche Begründung verkündete dort die neue - ebenfalls von der Parteizentrale positionierte - rote Fraktionschefin Karin Gutierrez-Lobos, dass im neuen Stiftungsrat der als SPÖ-Vertreter dorthin entsandte Casino-Manager Dietmar Hoscher den Vorsitz übernehmen werde. Seine Kandidatur wurde, so die öffentliche Darstellung der gesäuberten Kulovits-Rupp, als "nicht diskutierbare" Vorgabe der SPÖ-Zentrale verkündet.

Kulovits-Rupp verkündete darauf, sie verlasse den roten Freundeskreis und wolle künftig rein "als vom Land Burgenland bestellte unabhängige Stiftungsrätin" agieren. Der Vorsitzende des ORF-Redakteursrates erklärte sich öffentlich "- vorsichtig formuliert - irritiert: Dass ein Parteimandatar den Vorsitz übernehmen soll. Und dass die SPÖ die Ablöse der vom Burgenland entsandten Sozialdemokratin Kulovits-Rupp praktisch dekretiert." Die Wahl des SPÖ-Kandidaten Hoscher zum neuen Vorsitzenden versteht der oberste Redakteurssprecher der selbstbewussten ORF-Information als "klare Botschaft: Die SPÖ bestimmt, was im Stiftungsrat zu geschehen hat."

Dass sich das mediale und öffentliche Echo außerhalb des ORF in engen Grenzen hielt, ist ebenso bedenklich wie wenig erstaunlich. Der ungenierte Machtanspruch der SPÖ in den ORF-Gremien und gegenüber der Unternehmensführung ist offenbar zu notorisch. Dass sich die ÖVP nicht viel anders zum gefühlten Staatssender verhält ebenso. Gemeinsam haben die Koalitionsparteien ja eben alle Versprechen auf eine grundsätzliche Reform des ORF-Aufsichtsgremiums gebrochen und sich mit ihren 50 % Stimmen bei der Nationalratswahl weiterhin eine Dreiviertel-Mehrheit im Stiftungsrat gegönnt.

Bleibt doch eine zentrale Frage, nämlich die nach dem Verhalten der verbleibenden 13 Stiftungsräte im SPÖ-Freundeskreis. Wie alle Mitglieder des Gremiums sind sie doch laut Gesetz unabhängig, weisungsfrei und an keine Aufträge von außen gebunden.

Was bewegt trotzdem wirtschaftlich unabhängige Universitätsprofessoren, amtierende und pensionierte Unternehmensvorstände, Gesellschafter von Steuerberatungsfirmen dazu, ihre öffentliche Aufgabe im Stiftungsrat willig am Nasenring einer Parteizentrale auszuüben. Eigenständig zu fällende Personalentscheidungen für Fraktionsspitze und Vorsitz-Kandidatur im Stiftungsrat widerspruchslos dem Diktat des Parteichefs zu überlassen?

Dass sich solche längst fällige Fragen stellen, ist vielleicht das größte Verdienst der Stiftungsrats-Vorsitzenden Kulovits-Rupp um den ORF.


TOP-BLOGS



Viewing all articles
Browse latest Browse all 40759

Trending Articles



<script src="https://jsc.adskeeper.com/r/s/rssing.com.1596347.js" async> </script>