Im Mai spielt alles verrückt. Spargelzeit. Und kein Land dreht wegen der kleinen weißen Stangen so durch wie Deutschland. Dabei hat Spargel - folgt man dem Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer - den Nährwert eines kleinen Korkens. Keine Kalorien, kein Eiweiß und eine erschreckende Ökobilanz.
Wir Deutschen lieben ihn trotzdem und spätestens beim familiären Spargelessen beginnt der Richtungsstreit. Soll man nun einen Silvaner kredenzen oder doch lieber einen trockenen Grauburgunder? "Aber nein, ein milder Müller-Thurgau passt hervorragend", sagt die altgewordene Tante, während ihr Gatte, der sich als Gourmet versteht, vom leichten Riesling Kabinett schwärmt. Für Sohnemann ist klar: als Hipster greift er zu Bier.
Das Schöne ist: alle haben Recht. Zu Spargel passt jeder halbwegs leichte Wein, weil der Eigengeschmack des Spargels zwar dezent, aber doch eigenständig ist, so dass sich Weine mit niedrigem Alkohol sehr gut anpassen. Wichtiger bei der Weinauswahl für Spargelgerichte ist das, was den Nährwert eines Korkens übersteigt und Kalorien und Eiweiß besitzt: das Schnitzel, der Schinken, die Kartoffeln, die Sauce. Die Weine, die zu den kalorienreichen Beilagen des Spargels passen, passen auch zum Spargel. Diese Daumenregel passt immer.
Man sollte keine nationalen Grundüberzeugungen vom Sockel stoßen und in Deutschland, dem Ursprungsland des Silvaners, gilt: Spargel und Silvaner sind eine stimmige Kombination. Dagegen ist nichts einzuwenden und die plakatierten Weinempfehlungen in Supermärkten und Discountern sind auch nicht falsch. Aber auch nicht richtig. Denn, wie man nun überall sieht und liest, soll Silvaner der Spargelwein sein. Das täte dem Silvaner jedoch verdammt Unrecht.
Den Genuss des Silvaners auf die sechs Wochen, in denen der Spargel sprießt, zu reduzieren, wäre definitiv eine Verarmung unseres Genusslebens. Der Silvaner ist genau die passende Gegensorte zur Lieblingstraube der Deutschen, dem Riesling. Hat nämlich der Riesling eine ausgeprägte Frucht und eine frische Säure, überzeugt der Silvaner mit feinen erdigen Noten und einer milden Würzigkeit. Der Silvaner dominiert die Essensaromen nicht, sondern stellt sich ihnen kongenial zur Seite.
Ein Essen, das nach einem Weisswein ruft, zu dem aber kein Riesling passen mag, kann fast immer von einem Silvaner begleitet werden. Das sei all jenen ins Stammbuch geschrieben, die dann lieber zu einem Pinot Grigio oder Chardonnay greifen. Das muss gar nicht sein. Der Silvaner ist allemal individueller und spannender. Und er ist im Gegensatz zu den Allerweltssorten Pinot Grigio und Chardonnay autochthon. Das bedeutet, dass es diese Traubensorte nur in ihrem Ursprungsgebiet gibt. Silvaner ist also eine deutsche Spezialität.
All die einzigartigen Eigenschaften des Silvaners - das Vibrierende, das Würzige, das Erdige, das Spannende - vereint der Silvaner Gutswein des Jahrgangs 2013 vom rheinhessischen Weingut Wagner-Stempel. Ausgestattet mit trinkfreudigen 12% Alkohol ist er einer der gelungensten Gutsweine dieses gerade frisch auf den Markt kommenden Jahrgangs. Und 2013 war ein Silvaner-Jahrgang! Die Silvaner sind expressiv und zeigen klare Kante und bei den besten Vertretern wie dem von Wagner-Stempel ist ihre Würzigkeit so ausgeprägt, dass sie an das berühmte Pfefferl erinnert und als Essensbegleiter den dargereichten Gerichten eine weitere Note hinzufügt.
Nicht nur zu Spargel ist dieser Silvaner eine tolle Wahl!
2013 Silvaner Gutswein vom Weingut Wagner-Stempel aus dem rheinhessischen Siefersheim, EUR 8.20 direkt ab Hof, www.wagner-stempel.de
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