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Gefährlicher Glaube - Wenn Kinder unter Sekten leiden

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Samstag Morgen. Es klingelt an der Tür. Zwei lächelnde Gesichter sagen freundlich „Guten Morgen“ und halten die Zeitschrift „Wachturm“ in die Höhe. Wenn sie nicht sofort abgewiesen werden, beginnen sie von Gott zu erzählen. Sie missionieren, gehen von Haus zu Haus: Die Zeugen Jehovas. Fast jeder hat das schon mal erlebt.

Neben Scientology gehören sie zu den bekanntesten Sekten in Deutschland. Allerdings wissen nur wenige, dass es hierzulande auch viele kleine Sekten gibt. Sie nennen sich „Zwölf Stämme“ oder „Weltdiener“, leben nach extremen Regeln und Vorstellungen. Das kann schnell gefährlich werden. Vor allem für Kinder.

Wie Sekten ihren Kindern schaden können

Zwölf Stämme. Diese urchristliche Gemeinschaft stand 2013 unter großer Kritik. In zwei bayerischen Gemeinden wurde den Eltern von 40 Kindern vorläufig das Sorgerecht entzogen - wegen des Verdachts auf seelische und körperliche Misshandlung. Ihre Kinder dürfen keine öffentlichen Schulen besuchen, um sie vor den Einflüssen der modernen Welt zu schützen. Die gesamte Bevölkerung, so sehen es die Angehörigen der Sekten, stehen unter dem Einfluss von Satan.

Anhänger der „Zwölf Stämme“ leben streng nach den Regeln des alten Testaments. Männer bezeichnen sie als Brüder, Frauen als Schwestern. Männer sind Frauen klar übergeordnet.

Wort und Geist. Die Bewegung stammt ursprünglich aus Waldkirchen im Bayerischen Wald. Ihr Gründer heißt Helmut Bauer. Er verspricht Heilung durch die Kraft Gottes. Ein Beitrag von Frontal 21 zeigt Anhänger, die von der Heilung leichter bis schwerer Krankheiten alleine durch Glaube überzeugt sind. „Ich habe drei Kinder“, erzählt eine Frau von „Wort und Geist“. „Ich habe auch da immer wieder erfahren, dass Heilung passiert ist: Lungenentzündungen, Erkältungen, Fieber, Grippe sind weg gegangen.“

Eine riskante Lebensweise? Eine Aussteigerin berichtet, dass sie Medikamente abgesetzt hat. So schreiben es die Regeln der Sekte vor. Sie wurde dadurch noch kranker. Bei Kindern kann das schnell gefährlich werden.

Die Weltdiener. Gelb ist ihre Farbe. Sie sind von Kopf bis Fuß mit gelben Kleidern bedeckt: Die Weltdiener aus Oberfranken. Auch sie stehen in der Kritik: Kinder sollen nicht spielen, sondern an der Seele arbeiten. Sie leben ein Leben ohne Spielsachen. Ohne Süßigkeiten. Sie müssen früh morgens aufstehen und meditieren. Denn in ihnen stecken laut Meister Gerhard Lebok „fortgeschrittene Seelen“.

In der Sendung „Menschen hautnah“, die sich dem Thema gewidmet hat, hat ein siebenjähriges Mädchen mal gesagt: „Eigentlich muss man auf Süßes verzichten und alles, was Kinder schön finden.“ Die Behörden mischten sich 2013 ein, weil die Kinder angeblich unter dem langen Meditieren litten und zu wenig Essen bekamen.

Das Leben. Die Gemeinschaft „Das Leben“ aus Blaubeuren bei Ulm richtet sich ebenfalls nach streng christlichen Regeln. Die Sendung „Extra“ hat dokumentiert, wie sie leben, woran sie glauben. Eine Frau, die mehr als einen Sexpartner in ihrem Leben hat, wird als „Hure“ bezeichnet. Abtreibung, Scheidung und Homosexualität sind Tabuthemen in der Gemeinschaft. „In der Bibel steht, dass man sein Ehebett nicht beflecken soll“, sagt eine Jugendliche. Und daran will sie sich halten. Christoph Matulke von „Das Leben“ glaubt, dass es den Frauen laut Bibel nicht gestattet ist, Männer zu unterweisen.

Solche Einstellungen lernen bereits Kleinkinder. Obrigkeit gegenüber Männern, Unterdrückung der Frauen, Verzicht auf kindergerechtes Verhalten und soziale Ausgrenzung: Dürfen Kinder wirklich so aufwachsen?

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