
- Der “Boxclub Osmanen Germania” sorgt in Deutschland für Unruhe
- Die Straßenbande wird dabei direkt von der türkischen Regierung gesteuert
- Mittelsmann ist ein enger Vertrauter Erdogans - mit zwielichtiger Vergangenheit
Sie sorgen für Chaos auf deutschen Straßen – und das offenbar auf Geheiß Ankaras.
Die rockerähnliche Vereinigung “Osmanen Germania” ist immer wieder in Straftaten verwickelt: Körperverletzung, Waffenbesitz, Drogenhandel. Daneben arbeiten die Mitglieder, die oft in Lederkutte auftreten, als Sicherheitskräfte bei Veranstaltungen der türkischen Regierungspartei AKP in Deutschland.
Die Nationalisten organisieren Proteste, bedrohen Kritiker des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.
Wie das ZDF-Magazin “Frontal 21” herausfand: auf direkte Anweisung der türkischen Regierung. Demnach habe der AKP-Abgeordnete Metin Külünk die Rockerbande unterstützt, koordiniert, ihr offenbar Zugang zu Geld und Waffen beschafft.
Doch wer ist Külünk – und wie gefährlich ist der ominöse Mittelsmann zwischen Erdogan und den deutschtürkischen Straßenkämpfern?
Külünk gilt als “rechte Hand Erdogans”
Külünk gilt als Hardliner in der AKP, als Lautsprecher gegen Oppositionelle und vermeintliche Terroristen.
Er warb zuletzt öffentlich dafür, Gülen-Anhänger zu “Abtrünnigen” zu erklären, bezeichnete Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu als “nationales Sicherheitsrisiko” und brachte damit seine Verhaftung ins Gespräch. Medien haben ihn in der Vergangenheit als “Erdogans rechte Hand” bezeichnet.
Eine Position, die er wohl bereits seit Jahren einnimmt: Bilder zeigen, dass Külünk und Erdogan sich schon seit ihrer Kindheit kennen.
Heute koordiniert er für Erdogan die Auslandsarbeit in den USA und vielen europäischen Ländern – im engen Austausch mit der Union Europäisch-Türkischen Demokraten (UETD), der offiziellen Lobby-Organisation der AKP in Europa.
Dazu ist Külünk auch oft in Deutschland unterwegs. Und zeigte sich mehrmals auch mit den “Osmanen Germania”.

Metin Külünk setzte Rocker auf Böhmermann an
Dass es dabei nicht um die Pflege von türkisch-europäischen Beziehungen geht, machen mehrere Enthüllungen der vergangenen Tage offenkundig.
So sollen der frühere UETD-Vorsitzende Yilmaz Ilkay Arin und Ex-Osmanen-Chef Mehmet Bagci zusammen eine “Bestrafungsaktion bei einem Kritiker des türkischen Staatspräsidenten” geplant haben, wie Protokolle deutscher Sicherheitsbehörden belegen.
Initiator und Drahtzieher: Metin Külünk.
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Die Zielperson war offenbar Entertainer Jan Böhmermann, der mit seinem Schmähgedicht über Erdogan für eine diplomatische Krise gesorgt hatte. Bagci und seine Gruppe hätten daraufhin Böhmermanns Wohnort in Köln ausfindig gemacht, berichtet die “Stuttgarter Zeitung”.
Der ZDF-Moderator bekam Polizeischutz, musste für mehrere Wochen untertauchen.
Radikal-islamistische Vergangenheit
Es ist eine mafiös anmutende Aktion, wie Külünk sie seit seinen Jugendtagen kennt.
So berichten türkische Journalisten, dass der Vertraute Erdogans in den 70er- und frühen 80er-Jahren Mitglied der Islamisten-Gruppe Akincilar war, einer militanten Vereinigung, die Necmettin Erbakan nahestand.
Erbakan, von 1996 bis 1997 Ministerpräsident der Türkei, galt als glühender Islamist, als politischer Ziehvater Erdogans.
Gerichtsakten sollen belegen, dass Külünk den bewaffneten Arm der Gruppe leitete, Schusswaffen und Munition organisierte. Die Gruppe soll für mehrere Attentate verantwortlich sein.
Bis zum Putsch im vergangenen Sommer lief ein Ermittlungsverfahren wegen Mitgliedschaft in der organisierten Kriminalität gegen Külünk.
Külünk will Stimmung in Deutschland aufwiegeln
Nun hat der enge Freund des türkischen Präsidenten seinen Kampf nach Deutschland verlagert.
Külünk soll den Recherchen zufolge auch daran mitgewirkt haben, die Proteste gegen die Armenier-Resolution des Bundestages im vergangenen Jahr zu organisieren. Der frühere “Osmanen”-Chef Bagci war für eine kurzfristige Stellungnahme zu den Vorwürfen nicht zu erreichen. Bagci sitzt derzeit wegen anderer Tatvorwürfe in Untersuchungshaft.
Das Bundesinnenministerium teilte mit, die in den Medien erhobenen Behauptungen stünden teilweise im Zusammenhang mit einem Ermittlungsverfahren, das bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt gegen Mitglieder der Osmanen anhängig sei.
Die Sicherheitsbehörden gingen den Hinweisen auf einen möglichen Einfluss staatlicher türkischer Stellen nach. Das gelte erst recht für mögliche geplante Gewalttaten.
(jg)