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HSV Handball in der Krise: Der stolpernde Vergleich mit dem Fussball

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In der vergangenen Woche erklärte Andreas Rudolph - seines Zeichens Mäzen und Präsident des angeschlagenen Vereins HSV Handball - die Situation in Hamburg: Man zuckte weniger aufgrund des Umstands, dass man Probleme habe, zusammen. Im Fokus der Situation stand ein anderes Thema: 7 Spieler und 9 Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle müssen gehen.

Finanzielle Krisen ist man beim Champions League Sieger 2013 bereits gewohnt. Die Qualität der Handlungen hat jedoch einen deutlichen Unterschied zu früheren Situationen: Hielt man bislang stets an Geschäftsstelle, Geschäftsführer und Spielern fest, so setzt man jetzt ein deutliches Zeichen, dass es so wie bislang nicht mehr weiter geht. Bereits im Sommer hat Frank Rost versucht in eine ähnliche Richtung vorzustoßen - und scheiterte.

Man darf sich fragen, ob in 14 Tagen wirklich ein neuer Geschäftsführer präsentiert wird, in welchem Umfang man wirklich Neuerungen schaffen wird oder ob nicht alte Verträge einfach zu veränderten Konditionen abgeschlossen werden. Gleichzeitig versuchen in den vergangenen Tagen die Medien stets einen Vergleich mit dem ebenfalls angeschlagenen Fussballverein zu ziehen. Warum dies nicht funktioniert, liegt in den Details der Angelegenheit begründet.


Der Unterschied zwischen Hand- und Fussball ist die Geldbörse



Die Krise des HSV Handball kann vor Ort kaum jemanden erschüttern: Muss man doch nur auf die andere Seite der o2 World schauen, um eine Krise miterleben zu dürfen. Der HSV Fussball sorgte in den vergangenen Wochen mit Millionendefizit, Trainerrevolte und Fans, die dokumentieren, dass sie nicht mehr wollen, für einigen Wirbel in der Hansestadt.

Wer versucht die verfahrene Situation des Handballbundesligisten mit dem ebenfalls angeschlagenen Fussballverein zu vergleichen, verkennt die Realitäten: Wirtschaftlich sind beide Vereine längst getrennt. Die Misswirtschaft auf den Gesamtverein auszubreiten ist ebenso falsch wie der Versuch zu erklären, wo es Parallelen zwischen beiden Unternehmen gibt.

Natürlich gibt es durchaus Probleme, die man auf beiden Seiten feststellen kann. Dazu zählt zB das Salär der Spieler, das Wirtschaften an den Faninteressen vorbei oder auch die Kommunikationspolitik des Vereins. In der Tat muss man jedoch dabei vorsichtig sein, denn es gibt zwei entscheidende Unterschiede: Erstens kann man Sportfive als Vermarkter und Geldgeber beim Hamburger SV nicht mit einem Andreas Rudolph beim HSV Handball vergleichen. Zweitens ist das Minus kleiner, da die Handballer in der o2 world spielen und sich keine eigene Halle gebaut haben.


Vermarkter vs. Mäzen: Ein Unterschied wie Tag und Nacht



Schaut man sich an, worin der Unterschied zwischen Andreas Rudolph und Sportfive besteht, so erschließt sich schon bei der Namensnennung eine andere Qualität. Ersterer ist eine Privatperson, welche aus der Überzeugung seinem Verein etwas Gutes zu tun, handelt. Letztere kaufen sich als Unternehmen in Vereine mit der Absicht langfristige Bindungen aufzubauen ein.

Insofern erscheint es merkwürdig, wenn man darüber nachdenkt, wie die finanziellen Probleme gelöst werden sollen. Betont man beim Hamburger SV deutlich, das es sich um eine langfristige Tilgung handele und die Summen größer wirken als sie seien, sollte doch klar sein, dass neues Geld vom Vermarkter mit neuen (langfristigen) Bindungen gleichzusetzen sei.

Natürlich sind die gewährten Darlehen von Rudolph auch nur befristete Lösungen - allerdings sind diese an keine weiteren Bedingungen geknüpft. Es kauft sich auch niemand tiefer in den Verein ein, sondern diese Finanzierung ist vergleichbar zu derjenigen einer Bank. Natürlich ist das Ausmaß längst so groß, dass man immer wieder hört, Andreas Rudolph leite sich hieraus Rechte in Sachen Mitbestimmung ab.

Ob er dies tut oder nicht sei an dieser Stelle unbeachtet - wichtig für die Frage eines möglichen Vergleichs mit der Situation des Hamburger SV ist, dass die aufgetretenen Unstimmigkeiten von einer einzelnen Person im Rahmen von Privatdarlehen gerichtet werden können. Auch neue Sponsoren und zusätzliche Besucher bei den Spielen des HSV Handball können die Lücke zusätzlich verkleinern. Bei 100 Millionen Euro Schulden sieht das etwas anders aus.


Und dann war da noch die Sache mit dem Stadion



Hinzu kommt ein nicht unerheblicher Aspekt: Während der HSV Handball für die Benutzung der o2 World seit je her Geld an die Betreibergesellschaft zu entrichten hat, ist die neugebaute und gegenüber liegende Arena der Fussballer ein Eigenbau des Vereins. Hieraus - so die allgemeine Erklärung des großen Minus - entspringen Kosten, welche nun mehr weiter getilgt werden müssen.

Gleich wie man diese Aussage bewerten möchte: Klar ist eins - die Konflikte innerhalb derer sich der HSV Handball bewegt, sind andere. Sie sind schneller lösbar als diejenigen des Hamburger SV.


Fazit: Es bleibt spannend in Hamburg



Wer sich nun fragt, wie beide Vereine nun reagieren, der kann bei den Fussballern mit der Verpflichtung von Mirko Slomka einen ersten Wandel erkennen. Auch die - mitunter von den Fans geforderte - Trennung vom Sportchef zeugt von einem Kurswechsel.

Ähnliches konnte man mit der fristlosen Entlassung von Geschäftsführer Christopher Wendt bei den Handballern sagen: Einschnitte tun weh und gleichzeitig müssen sie auch als Neuanfang verstanden werden. Man darf gespannt sein, was passiert und wohin der HSV Handball treibt. So müssen in den kommenden Tagen die Unterlagen zum Lizensierungsverfahren abgegeben werden. Man darf gespannt sein, ob die neuen - strengeren - Auflagen der DKBHBL erfüllt werden können.

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