Ein Beitrag von Ekin Deligöz, MdB Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und
Sabine Kriechhammer-Yagmur, Bildungsreferentin im Paritätischen Bildungswerk BV in Frankfurt am Main
Die Integration von Migrantinnen ist häufig erst dann ein Thema, wenn sie für negative Schlagzeilen sorgt. Stichworte sind hier z.B. Bildungsverliererinnen, patriarchale Strukturen oder Parallelgesellschaften.
Doch in diesen Diskussionen wird vielfach zu wenig berücksichtigt, dass gerade Frauen einen wichtigen Motor für Integrationsprozesse darstellen. Integration ist nichts Theoretisches, sondern gelebter Alltag. Umso wichtiger sind deshalb solche Projekte, die Wegbereiter für ein Miteinander der Mehrheitsgesellschaft und der Minderheiten vor Ort sind. Hierzu gehören insbesondere auch die dezentralen Förderstrukturen zum Spracherwerb. Gerade hier will das Bundesinnenministerium bei den sogenannten niederschwelligen Frauenkursen deutlich sparen.
Diese Kurse richten sich gezielt an ausländische Frauen, die noch wenig oder kein Deutsch sprechen und auf Dauer in Deutschland leben. Während für diese Maßnahme bislang 1,4 Millionen Euro vorgesehen wurden, sind im Haushaltsentwurf 2014 nur noch 600.000 Euro eingeplant. Diese Mittelkürzung ist nicht nur grundsätzlich falsch, sondern vor dem Hintergrund zunehmender Zuwanderung geradezu absurd. Die vorgesehene Kürzung zeigt, wie wenig glaubwürdig die Integrationspolitik der CDU/CSU ist. Einerseits beklagt sie ständig mangelnden Integrationswillen, andererseits will sie nun gut funktionierenden Angeboten den Geldhahn zudrehen.
Für viele Frauen sind die Kurse die erste Möglichkeit, Kontakte jenseits ihrer Familie zu knüpfen und Deutschkenntnisse zu erwerben oder zu verbessern. Die Kursteilnahme kann somit nicht nur dazu beitragen, bestehende Isolationen aufzubrechen, sondern im Austausch mit anderen Frauen eigene Perspektiven zu entwickeln. So hat zum Beispiel Atika Benz, die vor gut 11 Jahren aus Marokko kam, ihren Traum, Friseurin zu werden, in die Tat umgesetzt. Nach der Teilnahme an einem Frauenkurs besuchte sie einen Intensivsprachkurs, machte ein Praktikum und schloss später erfolgreich mit der Gesellinnenprüfung ab. „Die Frauenkurse haben mir geholfen, mich in einem neuen Land, dessen Sprache mir fremd war, zu orientieren und viele Hürden zu nehmen. Kursleiterin und andere Kursteilnehmerinnen haben mich immer wieder darin bestärkt, mir neue Türen zu öffnen und die neuen Räume auch zu betreten. Ohne diese Ermutigung hätte ich es sicher nicht gewagt, einen Beruf zu erlernen", sagt die heute 35-jährige.
Dass die meisten Kursleiterinnen selbst einen Migrationshintergrund haben, macht den Frauen Mut, schafft Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Der Besuch der Kurse regt dazu an, weiterführende Deutschkurse zu besuchen und/oder sich beruflich zu orientieren. Dass die Frauenkurse als niederschwellige Integrationsmaßnahme erfolgreich sind, macht eine Befragung der Mitgliederorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes deutlich. Demnach haben sich 27 % der Teilnehmenden nach dem Frauenkurs zu einem Sprachkurs angemeldet und 26 % haben sich zu einer Weiterbildung entschlossen. Aber mit diesem ersten Schritt, den die Frauen mit der Kursteilnahme gehen, ist noch viel mehr verbunden. In der Konsequenz kommt er nicht nur den Frauen selbst, sondern auch ihren Kindern zugute.
Zarmina Z. (Name von der Redaktion geändert) kam 1992 mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern als Flüchtling nach Deutschland. In Afghanistan war sie Lehrerin für Englisch und Mathematik. In Deutschland fühlte sie sich häufig allein, ihr Lebensentwurf sah nicht vor, Hausfrau zu sein. Nachdem sie den Weg zu einem Frauenkurs gefunden hatte, machte sie parallel noch einen Integrationskurs. Zarminas Deutsch verbesserte sich täglich und sie konnte die für sie belastende Isolation durchbrechen. Sie wird Elternbeirätin in der Klasse ihres jüngsten Sohnes, weil sie es wichtig findet, sich zu engagieren.
Mütter spielen bei der Integration ihrer Kinder eine Schlüsselrolle. Nur wenn sie selbst Deutsch lernen, können sie ihre Kinder auf deren Bildungsweg unterstützen und begleiten. Heute arbeitet Zarmina als Erzieherin in einem städtischen Kindergarten und engagiert sich in vielfältiger Weise sozial. Sie ist davon überzeugt, dass die niedrigschwelligen Frauenkurse ihr diese Brücke gebaut haben.
Aber auch wenn es mal nicht so gut läuft, haben die Kurse darüber hinaus auch eine präventive Wirkung. Nur wer sich verständigen kann und weiß, an wen er sich in schwierigen Situationen wenden kann, der kann sich auch Hilfe organisieren und für sich selbst einstehen.
Anstatt mit der Mittelkürzung zu signalisieren, dass die Frauenkurse nicht so bedeutend sind, müsste im Gegensatz mit der Aufstockung der Mittel ihre wichtige Rolle für die Integration betont werden. Die Kurse sind dabei nicht nur ein Hilfsangebot, sondern auch Ort der Anerkennung: Den Frauen wird damit klar signalisiert, dass sie willkommen sind und zur Gesellschaft gehören.
Wir können nur eindringlich an die neue Bundesregierung appellieren, die angekündigten Kürzungen nicht in die Tat umzusetzen.
Sabine Kriechhammer-Yagmur, Bildungsreferentin im Paritätischen Bildungswerk BV in Frankfurt am Main
Die Integration von Migrantinnen ist häufig erst dann ein Thema, wenn sie für negative Schlagzeilen sorgt. Stichworte sind hier z.B. Bildungsverliererinnen, patriarchale Strukturen oder Parallelgesellschaften.
Doch in diesen Diskussionen wird vielfach zu wenig berücksichtigt, dass gerade Frauen einen wichtigen Motor für Integrationsprozesse darstellen. Integration ist nichts Theoretisches, sondern gelebter Alltag. Umso wichtiger sind deshalb solche Projekte, die Wegbereiter für ein Miteinander der Mehrheitsgesellschaft und der Minderheiten vor Ort sind. Hierzu gehören insbesondere auch die dezentralen Förderstrukturen zum Spracherwerb. Gerade hier will das Bundesinnenministerium bei den sogenannten niederschwelligen Frauenkursen deutlich sparen.
Diese Kurse richten sich gezielt an ausländische Frauen, die noch wenig oder kein Deutsch sprechen und auf Dauer in Deutschland leben. Während für diese Maßnahme bislang 1,4 Millionen Euro vorgesehen wurden, sind im Haushaltsentwurf 2014 nur noch 600.000 Euro eingeplant. Diese Mittelkürzung ist nicht nur grundsätzlich falsch, sondern vor dem Hintergrund zunehmender Zuwanderung geradezu absurd. Die vorgesehene Kürzung zeigt, wie wenig glaubwürdig die Integrationspolitik der CDU/CSU ist. Einerseits beklagt sie ständig mangelnden Integrationswillen, andererseits will sie nun gut funktionierenden Angeboten den Geldhahn zudrehen.
Für viele Frauen sind die Kurse die erste Möglichkeit, Kontakte jenseits ihrer Familie zu knüpfen und Deutschkenntnisse zu erwerben oder zu verbessern. Die Kursteilnahme kann somit nicht nur dazu beitragen, bestehende Isolationen aufzubrechen, sondern im Austausch mit anderen Frauen eigene Perspektiven zu entwickeln. So hat zum Beispiel Atika Benz, die vor gut 11 Jahren aus Marokko kam, ihren Traum, Friseurin zu werden, in die Tat umgesetzt. Nach der Teilnahme an einem Frauenkurs besuchte sie einen Intensivsprachkurs, machte ein Praktikum und schloss später erfolgreich mit der Gesellinnenprüfung ab. „Die Frauenkurse haben mir geholfen, mich in einem neuen Land, dessen Sprache mir fremd war, zu orientieren und viele Hürden zu nehmen. Kursleiterin und andere Kursteilnehmerinnen haben mich immer wieder darin bestärkt, mir neue Türen zu öffnen und die neuen Räume auch zu betreten. Ohne diese Ermutigung hätte ich es sicher nicht gewagt, einen Beruf zu erlernen", sagt die heute 35-jährige.
Dass die meisten Kursleiterinnen selbst einen Migrationshintergrund haben, macht den Frauen Mut, schafft Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Der Besuch der Kurse regt dazu an, weiterführende Deutschkurse zu besuchen und/oder sich beruflich zu orientieren. Dass die Frauenkurse als niederschwellige Integrationsmaßnahme erfolgreich sind, macht eine Befragung der Mitgliederorganisationen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes deutlich. Demnach haben sich 27 % der Teilnehmenden nach dem Frauenkurs zu einem Sprachkurs angemeldet und 26 % haben sich zu einer Weiterbildung entschlossen. Aber mit diesem ersten Schritt, den die Frauen mit der Kursteilnahme gehen, ist noch viel mehr verbunden. In der Konsequenz kommt er nicht nur den Frauen selbst, sondern auch ihren Kindern zugute.
Zarmina Z. (Name von der Redaktion geändert) kam 1992 mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern als Flüchtling nach Deutschland. In Afghanistan war sie Lehrerin für Englisch und Mathematik. In Deutschland fühlte sie sich häufig allein, ihr Lebensentwurf sah nicht vor, Hausfrau zu sein. Nachdem sie den Weg zu einem Frauenkurs gefunden hatte, machte sie parallel noch einen Integrationskurs. Zarminas Deutsch verbesserte sich täglich und sie konnte die für sie belastende Isolation durchbrechen. Sie wird Elternbeirätin in der Klasse ihres jüngsten Sohnes, weil sie es wichtig findet, sich zu engagieren.
Mütter spielen bei der Integration ihrer Kinder eine Schlüsselrolle. Nur wenn sie selbst Deutsch lernen, können sie ihre Kinder auf deren Bildungsweg unterstützen und begleiten. Heute arbeitet Zarmina als Erzieherin in einem städtischen Kindergarten und engagiert sich in vielfältiger Weise sozial. Sie ist davon überzeugt, dass die niedrigschwelligen Frauenkurse ihr diese Brücke gebaut haben.
Aber auch wenn es mal nicht so gut läuft, haben die Kurse darüber hinaus auch eine präventive Wirkung. Nur wer sich verständigen kann und weiß, an wen er sich in schwierigen Situationen wenden kann, der kann sich auch Hilfe organisieren und für sich selbst einstehen.
Anstatt mit der Mittelkürzung zu signalisieren, dass die Frauenkurse nicht so bedeutend sind, müsste im Gegensatz mit der Aufstockung der Mittel ihre wichtige Rolle für die Integration betont werden. Die Kurse sind dabei nicht nur ein Hilfsangebot, sondern auch Ort der Anerkennung: Den Frauen wird damit klar signalisiert, dass sie willkommen sind und zur Gesellschaft gehören.
Wir können nur eindringlich an die neue Bundesregierung appellieren, die angekündigten Kürzungen nicht in die Tat umzusetzen.