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Besser als Google Glass: Die Brille gegen Korruption

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In den USA kursiert seit kurzem ein neues Schimpfwort: Glasshole. Es ist eine Verschmelzung der beiden Wörter "Glass" und "Asshole", wobei ersteres für die neueste Innovation von Google steht und letzteres für das englische Schimpfwort. Google Glass ist ein als Brille konstruierter Mikrocomputer, der sich mit Bewegungen der Pupille steuern lässt. Google will seinen Nutzern damit vor allem die Orientierung auf der Straße erleichtern und sie gleichzeitig noch schneller und einfacher über Neuigkeiten und Nachrichten informieren. Allerdings kann die schlaue Brille auch Fotos und Videos machen, ohne dass es den Leuten außen herum besonders auffallen würde. Und genau das gefällt vielen Amerikanern nun plötzlich gar nicht mehr. "Glassholes" nennen sie deshalb immer öfter die Nutzer, die Google Glass zurzeit in den USA testen.

Viele Europäer haben sich lange gewundert, wie locker die meisten Amerikaner mit dem Thema Datenschutz umgehen. Der NSA-Skandal hat an dieser Lockerheit schon gerüttelt. Mit Google Glass scheint nun die nächste Stufe auf dem Weg zur allumfassenden Transparenz erreicht zu sein. Zwar mögen die Bürger genau genommen immer noch nicht durchsichtig, sondern nach wie vor aus Fleisch und Blut sein; die Instrumente allerdings, mit denen überwacht werden kann, sind mittlerweile absolut durchsichtig und kaum zu bemerken. Und wenn die intelligente Kontaktlinse, an der Google zurzeit arbeitet, irgendwann auch privat und zum Vergnügen genutzt werden darf, dann wird das alltäglich Fotografieren und Filmen gar nicht mehr zu bemerken sein.

Dass diese Technologie den Alltag verändern wird, ist kaum vermeidbar, und dass einem auch als normaler Bürger davor bange werden kann, ist verständlich. Aber Geräte wie Google Glass bieten eben auch große Chancen. Nicht nur um sich in einer neuen Stadt zurechtzufinden, sondern auch für die Demokratie. Zum Beispiel bei der Bekämpfung von Korruption.

In Deutschland mag man weitgehend bestechungsfrei durch den Alltag kommen. In Ländern wie Russland, China oder Afghanistan gehören kleine Geschenke für Offizielle, ständige, kleine Schmiergelder für Zöllner und Polizisten und größere Summen für außergewöhnliche Vorhaben noch immer zum gesellschaftlichen Alltag. Diese Praktiken aufzudecken und sie dauerhaft sichtbar zu machen, ist der erste Schritt auf dem Weg zu ihrer Abschaffung.

Noch kann der korrupte russische Zöllner seinen Opfern die Kamera aus der Hand reißen. Mit einer schlauen Brille oder gar intelligenten Kontaktlinsen wird das kaum noch möglich sein. Dann werden er und seine Kollegen sich immer öfter auf Youtube, Dailymotion, Vimeo oder speziellen Korruptionsportalen sehen können. Und davon nicht nur einen Schreck bekommen, sondern auch die ein oder andere Dienstaufsichtsbeschwerde.

Dass Transparenz allgemein wichtig ist, um Licht auf politische Akteure zu werfen und die Sümpfe der Korruption auszutrocknen, zeigen Organisationen wie Transparency International oder das von Ashoka geförderte Projekt Abgeordnetenwatch schon seit einiger Zeit. Wie sich kaum überschaubare Massen von Daten und Videos anschließend so sammeln und sortieren lassen, dass die demokratische Öffentlichkeit davon profitiert, das hat der Blogger Eliot Higgins vorgemacht. Mit dem Projekt "Exposing the Invisble" ist er Teil des Tactical Technology Collectives, das Marek Tuszynski und Stephanie Hankey (ebenfalls Ashoka-Fellow) 2003 gegründet haben. Neben der Organisation von Daten kümmert sich "Tactical Tech" übrigens auch um das Thema Datensicherheit. Damit schließt sich der Kreis. Denn dieses Problem ist ja nach wie vor ebenso wenig gelöst wie das der Korruption.

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