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Was Sie über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine wissen müssen

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KIEW - Es war ein turbulenter Tag in der Ukraine. Und es steht zu befürchten, dass es ähnlich weitergeht. Ein Überblick über das, was Sie nun wissen müssen:

Janukowitsch hat seine prächtige Villa bei Kiew verlassen

Keine 20 Kilometer vom Stadtzentrum Kiews entfernt liegt Janukowitschs Residenz Meschigorje. Überstürzt, mit wenigen Vertrauten und Leibwächtern, soll Janukowitsch in der Nacht aufgebrochen sein. Nun lassen die Wachen jeden herein, der einmal gucken möchte, wie der Präsident lebt, dem Kritiker Korruption und Vetternwirtschaft vorwerfen. "Aber bitte nicht plündern", sagen sie noch.

Da gibt es einen riesigen Golfplatz, wo behelmte Kämpfer den Schläger schwingen. Da gibt es ein riesiges Segelschiff, eine gewaltige Jacht, ein flottes Motorboot. Schwere Goldmünzen mit Janukowitschs Antlitz. Eine gewaltige Garage voller Luxuswagen. Edle Badezimmer, gar eine Orangerie - es ist ein Anwesen voller Dekadenz und Pracht.

residenz

Aus einem See fischen Journalisten und Schaulustige Dokumente, die offenbar eilig vernichtet werden sollten, und trocknen sie in einer Halle. Es sind Listen über horrende Ausgaben, wohl für Renovierungen und Angestellte.

Aber es sind anscheinend auch Dokumente über Personen zu finden, die Janukowitsch als seine Gegner betrachtet. So soll der Name von Tatjana Tschornowol auf einer Schwarzen Liste von Reportern stehen. Unbekannte hatten die investigative Journalistin Ende Dezember massiv verprügelt und lebensgefährlich verletzt. Tschornowol wirft Janukowitsch vor, hinter der brutalen Attacke zu stecken.

Kiew ist in der Hand der Janukowitsch-Gegner

Fast im Minutentakt verlassen Mitglieder der Regierungspartei die Fraktion. Polizei, Armee, Spezialeinheiten - alle versprechen, sich nicht in den Machtkampf einzuschalten. Der Noch-Präsident hat in Kiew so gut wie keine Verbündeten mehr.

Tränen und Siegesfeiern liegen in Kiew nur wenige Hundert Meter auseinander. Stolz ziehen Kämpfer der Opposition durch das Regierungsviertel. Zum Schutz vor Übergriffen auf das Parlament bilden sie einen Wall mit Schilden. Das Signal: Alles läuft geordnet, es gibt kein Chaos. Auf dem Unabhängigkeitsplatz, dem Maidan, trauern Tausende um die Dutzenden Toten der vergangenen Tage. Auf dem Weg zum Regierungsviertel markieren rote Nelken die Spur des Bluts. Unbekannte Scharfschützen hatten hier gezielt auf Menschen geschossen.

An den Barrikaden am Dynamostadion, an denen seit Mitte Januar immer wieder gekämpft wurde, räumen junge Freiwillige auf. Die Straße ist gefegt, der angrenzende Park wird gereinigt, rasch ist eine Menschenkette gebildet. Rücksichtsvoll lassen die Demonstranten die Passanten durch. Die Wache auf der Barrikade hört Nachrichten. Jubel brandet auf, wenn neue Parlamentsentscheidungen publik werden.

Das Parlament hat Janukowitsch abgesetzt und andere wichtige Personalentscheidungen getroffen

Die Oberste Rada in Kiew wählte mit großer Mehrheit den früheren Vizeregierungschef Alexander Turtschinow zum neuen Parlamentspräsidenten. Er ist ein Vertrauter der Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko. Der bisherige Radachef Wladimir Rybak und sein Stellvertreter Igor Kaletnik hatten zuvor ihren Rücktritt eingereicht.

Turtschinow soll zusätzlich bis zur Ernennung einer Übergangsregierung die Kabinettsarbeit steuern. Zum neuen Innenminister wurde der Oppositionsabgeordnete Arsen Awakow gewählt, Generalstaatsanwalt Viktor Pschonka hingegen entlassen.

Viktor Janukowitsch hat das Parlament für abgesetzt erklärt. Der Staatschef übe sein Amt nicht aus und habe sich widerrechtlich Vollmachten angeeignet, erklärten die Abgeordneten. 328 Abgeordnete stimmten für den Beschluss.

Schon bevor das Ergebnis offiziell war, brachen die Parlamentarier in lauten Jubel aus und klatschen Beifall. Dann sangen sie die Nationalhymne.

Neuwahlen sollen bald stattfinden

Das Parlament hat Neuwahlen für den 25. Mai angeordnet. Janukowitsch hatte zwar ebenfalls die Wahlen vorziehen wollen, aber für den Herbst geplant.

Janukowitsch will nicht aufgeben

Janukowitsch hat am Samstag angekündigt, er werde nicht zurücktreten und erkenne die Entscheidungen des Parlaments nicht an. Der 63-Jährige war im Februar 2010 zum Präsidenten gewählt worden. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa erkannte die Abstimmung damals grundsätzlich als frei und fair an.

Aus dem fernen Charkow im Osten des Landes hetzt der geflohene Staatschef aber, seine Gegner seien Nazis. Seine Partei kündigte an, die Halbinsel Krim gegen Janukowitschs Gegner verteidigen zu wollen. Im Osten des Landes hat Janukowitsch viele Anhänger. Außerdem hat er einen mächtigen Verbündeten im Ausland: Russland. Daher fürchten Kenner des Landes, der Ukraine drohe die Spaltung.

Julia Timoschenko ist frei

Janukowitschs Erzfeindin, die Oppositionsführerin Julia Timoschenko, ist am Samstag aus der Haft freigekommen. Die frühere Regierungschefin ist die beliebteste Politikerin im Land, schon jetzt sagen ihr Experten einen Triumph bei Neuwahlen voraus. Sie hat sofort nach ihrer Freilassung verkündet, bei den Präsidentschaftswahlen zu kandidieren.

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