Manche Produkte sind einfach zu verrückt, um Investoren zu finden. Könnte man denken. Die von US-Forschern genetisch veränderte Pflanze etwa, die im Dunkeln wie eine Nachttischlampe leuchtet. Doch die eigentümliche Pflanze fand weltweit Geldgeber. Keine Banken allerdings, sondern begeisterte Privatleute, die ein paar Dollar investierten, um irgendwann ein Päckchen von dem Samen zu bekommen, den es noch nicht gab.
Möglich machen solch abgedrehte Innovationen Internet-Plattformen, auf denen Entwickler ihre neusten Produktideen einem großen Publikum vorstellen können, um sie als Investoren zu gewinnen. Die berühmtesten Plattformen sind Kickstarter, Indiegogo und Startnext.
Die Kunden investieren hier allerdings nicht nur in die neuen Ideen. Wie im Fall der intelligenten Uhr Pebble können sich Kunden mit ihrem Investment auch eines der ersten Exemplare sichern.
Mit einem Investment-Betrag von sieben Millionen Euro war die Smartwatch Pebble das zweiterfolgreichste Crowdfunding-Projekt aller Zeiten. Noch mehr Geld, nämlich 28 Millionen Euro, sammelten nur die Entwickler des Videospiels Star Citizen.
Das Prinzip Crowdfunding ist gerade dabei, die Art zu verändern, wie Ideen verwirklicht werden. Denn mit Hilfe von Kickstarter & Co. sind Entwickler nicht mehr auf eine Finanzierung durch die Bank oder einen Business Angel angewiesen. Sie müssen nur noch ihre Fans und Kunden davon überzeugen, dass sie ihr Produkt wirklich brauchen.
Und das überzeugt viele. Kickstarter sammelte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 355 Millionen Euro ein, mit denen Projekte realisiert wurden. 2012 waren es noch 235 Millionen Euro. Laut Angaben von Indiegogo wurden 190.000 Crowdfunding-Kampagnen im vergangenen Jahr auf der Plattform gestartet – wie viele davon erfolgreich waren, veröffentlichte Indiegogo nicht. Doch seit ihrer Gründung erleben die beiden berühmtesten US-Crowdfunding-Plattformen jährlich einen Zuwachs.
Dabei entstehen immer mehr Innovationen, die bei Banken und herkömmlichen Geldgebern kaum eine Chance gehabt hätten: Ein niederländischer Student etwa möchte beweisen, dass es möglich ist, mit einer Art Staubsauger den Plastikmüll vom Meer zu saugen.
Eine Gruppe Wissenschaftler aus Amerika wiederum ließ sich über Crowdfunding ihren Traum vom ersten Smartphone-gesteuerten Diagnosegerät finanzieren. Sie ebneten damit den Weg zum medizinischen Tricorder aus Star Trek.
30-Millionen-Finanzspritze für Indiegogo
Überall in dem Geschäftsfeld herrscht Aufbruchstimmung. Daher interessieren sich zunehmend auch herkömmliche Investoren für die Plattformen: Indiegogo hat kürzlich 30 Millionen Euro frisches Geld eingesammelt. Damit will das Unternehmen nun sein internationales Geschäft ausbauen.
Auch in Deutschland setzt sich die neue Finanzierungsform langsam durch. Laut des Crowdfunding-Monitors der Beratungsfirma Für-Gründer.de ist die Zahl der Crowdfunding-Projekte in Deutschland von 2012 auf 2013 um 40 Prozent gestiegen. 5,36 Millionen Euro haben Deutsche demnach 2013 in die Umsetzung von neuen Ideen per Crowdfunding investiert.
Zu den erfolgreichsten deutschen Projekten gehören iCrane, ein modularer Kamerakran, und der Maulwurf-Film des Puppenspielers René Marik - beide sammelten jeweils mehr als 100.000 Euro ein. Auch der Stromberg-Film, der am 20. Februar ins Kino kommt, wurde über Crowdfunding finanziert. Die Produktionsfirma Myspass sammelte dafür 1 Million Euro ein. Die Unterstützer erhielten aber keine Kinokarte, sondern ähnlich wie bei einem klassischen Investment, einen Anteil am Gewinn.
Ein weiterer Vorteil von Crowdfunding: Es ist eine Graswurzelbewegung, dank der die Entwickler sehen können, ob ihre Idee überhaupt beim Kunden Erfolg hat. Puppenspieler René Marik beschreibt etwa im Video zu seiner Kampagne, wie schwer es ihm fiel, Produzenten von seiner Filmidee zu überzeugen. Diese hätten ihm immer wieder gesagt, dass so einen Film niemand verstehe. Das erfolgreiche Crowdfunding widerlegte diese These.
Zu den berühmtesten Crowdfunding-Projekten gehört die auf Kickstarter finanzierte Virtual-Reality-Brille Oculus Rift, die mit fast 1,8 Millionen Euro unterstützt wurde. Die auf Indiegogo gestartete Kampagne für Ubuntu Edge, das erste Linux Smartphone, konnte im vergangenen Jahr fast neun Millionen Euro sammeln. Sein Finanzierungsziel von gut 24 Millionen Euro erreichte das Mobiltelefon leider nicht – deshalb wurde es auch nie gebaut.
Crowdfunding kann auch scheitern
Bei Crowdfunding gewähren die Geldgeber den Entwicklern einen Vertrauensvorschuss. Dass Projekte aber nicht wie erhofft funktionieren müssen, zeigte zum Beispiel das Brettspiel "The Doom That Came To Atlantic City". Obwohl es mit 88.000 Euro mehr als das Dreifache seines Finanzierungsziel erreichte, scheiterte das Projekt. Als das Geld aufgebraucht war, musste der Entwickler zugeben, sich selbst überschätzt zu haben.
Auch das Computerspiel "Broken Age" konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Obwohl das Spiel mit 2,2 Millionen Euro das Fünffache seines Finanzierungsziels erreichte, war das Ergebnis enttäuschend: Es ist nicht klar, ob das Spiel jemals fertig wird. Doch eine Rückerstattung des Geldes bei Misserfolg gibt es beim Crowdfunding für den Geldgeber nicht.
Vor allem die 2008 gegründete Plattform Indiegogo steht in der Crowdfunding-Szene in der Kritik. Die laxen Bedingungen, um ein Projekt zu starten, locken Betrüger an. Besser hingegen macht es der Wettbewerber Kickstarter.
Die Bedingungen für ein Projekt sind sehr verschieden
Viele Ideen sind auf Kickstarter grundsätzlich ausgeschlossen: Kosmetikprodukte, Pornographie oder Selbsthilfe-Bücher sind nur ein paar Beispiele von vielen. Technologie-Projekte werden von Kickstarter-Mitarbeitern besonders eingehend geprüft, bevor sie auf die Seite gestellt werden.
Die wichtigste Einschränkung auf Kickstarter ist: Sollte das Finanzierungsziel nicht erreicht werden, erhält der Entwickler keinen Cent. Das Geld wird an die Unterstützer zurücküberwiesen und das Projekt gilt als missglückt.
Indiegogo prüft Projekte vor dem Freischalten hingegen nicht. Es gibt auch kaum Einschränkungen. Selbst das Erreichen des Finanzierungsziels ist keine Voraussetzung für die Auszahlung des Geldes an den Erfinder.
Wenn das Funding-Ziel erreicht wird, behält Indiegogo vier Prozent vom Gesamtbetrag. Im Falle des Misserfolgs sind es neun Prozent. Kickstarter behält fünf Prozent des Geldes ein – aber eben auch nur, wenn das Projekt erfolgreich war. Zusätzlich fallen in beiden Fällen noch drei bis fünf Prozent Transaktionsgebühren durch die Bank an.
Betrüger entdecken Crowdfunding für sich
Kopien von Crowdfunding-Kampagnen anderer Plattformen tauchen regelmäßig auf Indiegogo auf. Auch der deutsche Erfinder Dirk Strothmann musste erlebten, wie Betrüger versuchten, mit seiner auf Kickstarter veröffentlichten Idee Geld zu verdienen: dem berührungslosen Fahrrad-Dynamo Magnic Light iC. Die Betrüger stellten einfach seine Idee auf Indiegogo ein und kassierten dafür.
Wie Dirk Strothmannder der Huffington Post sagte, kam er den Betrügern erst auf die Spur, als einer der Unterstützer seiner echten Kampagne fragte, ob er das Projekt auch auf Indiegogo gestartet habe.
Die Kopie von Dirk Strothmanns Crowdfunding-Projekt auf Indiegogo
Auf Strothmanns Anfrage hin wurde das Projekt bei Indiegogo zwar entfernt. Es tauchte aber kurze Zeit später wieder auf. Erst nach einer zweiten Löschung gaben die Betrüger auf.
Anzeige hat Strothmann erstattet. Doch das nützt offenbar wenig. Durch die laxen Bedingungen auf Indiegogo sind die Verantwortlichen kaum zu ermitteln - sie haben für die Abrechnung eine Prepaid-Karte verwendet, sagte Strothmann unter Berufung auf Indiegogo.
„Bei Kickstarter ist das meiner Meinung nach so nicht möglich“, sagte Strothmann der Huffington Post. Die Firma habe sein Projekt erst zwei Wochen lang geprüft, bevor es zugelassen wurde.
Trotz mehrfacher Anfrage der Huffington Post war von Indiegogo bis zur Veröffentlichung dieses Textes keine Stellungnahme dazu zu bekommen.
Kickstarter wird bisher in Deutschland nicht angeboten. Strothmann brauchte deshalb einen Freund, der sich um die Abwicklung der Finanzierung im Ausland kümmerte.
Crowdfunding in Deutschland mit Startnext
Als deutsche Alternative zu Kickstarter und Indiegogo gibt es Startnext. Das besondere daran ist, dass die Plattform nicht gewinnorientiert ist. Das Unternehmen ist eine gemeinnützige GmbH. „Jeder Projektstarter entscheidet selbst, wie viel Provision er gibt“, sagte Julia Theil von Startnext der Huffington Post.
Der Fokus bei Startnext liegt auf der Projektbetreuung. Deshalb gibt es vor der eigentlichen Finanzierungsphase auch eine Startphase, in der Entwickler zuerst Fans für ihr Projekt sammeln müssen. In dieser Phase geben Mitarbeiter von Startnext Anregungen, um das Projekt zu verbessern. Erst wenn eine Idee genug Befürworter gesammelt hat, darf sie zur Finanzierung an den Start gehen.
Startnext besitzt ähnlich hohe Hürden für Projekte wie Kickstarter. Erst einmal sei es vorgekommen, dass ein Betrüger bei Startnext die Kopie einer Kickstarter-Kampagne einstellen wollte. „Das Projekt hat nicht einmal die Startphase geschafft“, sagte Theil.
Der Deutsche Markt für Crowdfunding ist noch klein
Da Startnext sich an den deutschen Markt richtet, ist die Reichweite der Projekte eingeschränkt. Fahrraddynamo-Erfinder Storthmann entschied sich deshalb für eine andere Crowdfunding-Plattform.
Mit seinen großen Brüdern aus Amerika kann Startnext nicht mithalten, obwohl die Plattform seit ihrer Gründung 2010 stetig wächst. Nur 800 Projekte wurden laut eigenen Angaben 2013 über Startnext finanziert. Über Kickstarter waren es 19.911.
Startnext kann nach eigenen Angaben eine 60-prozentige Erfolgsquote seiner Projekte vorweisen. Nach Berechnungen des Technologiemagazins „The Verge“ liegen die Erfolgsraten eines Projekts auf Kickstarter bei 44 Prozent. Bei Indiegogo sieht es noch schlechter aus. Dort sind es nur 9,3 Prozent.
Eine Chance für die Zukunft
In der Zukunft können wir entscheiden, welchen Entwicklern wir eine Chance geben und welche Produkte auf den Markt kommen sollen. Dennoch müssen wir stets darauf achten, welchen Entwicklern wir unser Geld anvertrauen.
Bei Crowdfunding kaufen wir kein Produkt, sondern nur ein Versprechen. So können fantastische Produkte finanziert werden. Doch wir können am Ende auch mit leeren Händen dastehen.
Möglich machen solch abgedrehte Innovationen Internet-Plattformen, auf denen Entwickler ihre neusten Produktideen einem großen Publikum vorstellen können, um sie als Investoren zu gewinnen. Die berühmtesten Plattformen sind Kickstarter, Indiegogo und Startnext.
Die Kunden investieren hier allerdings nicht nur in die neuen Ideen. Wie im Fall der intelligenten Uhr Pebble können sich Kunden mit ihrem Investment auch eines der ersten Exemplare sichern.
Mit einem Investment-Betrag von sieben Millionen Euro war die Smartwatch Pebble das zweiterfolgreichste Crowdfunding-Projekt aller Zeiten. Noch mehr Geld, nämlich 28 Millionen Euro, sammelten nur die Entwickler des Videospiels Star Citizen.
Das Prinzip Crowdfunding ist gerade dabei, die Art zu verändern, wie Ideen verwirklicht werden. Denn mit Hilfe von Kickstarter & Co. sind Entwickler nicht mehr auf eine Finanzierung durch die Bank oder einen Business Angel angewiesen. Sie müssen nur noch ihre Fans und Kunden davon überzeugen, dass sie ihr Produkt wirklich brauchen.
Und das überzeugt viele. Kickstarter sammelte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 355 Millionen Euro ein, mit denen Projekte realisiert wurden. 2012 waren es noch 235 Millionen Euro. Laut Angaben von Indiegogo wurden 190.000 Crowdfunding-Kampagnen im vergangenen Jahr auf der Plattform gestartet – wie viele davon erfolgreich waren, veröffentlichte Indiegogo nicht. Doch seit ihrer Gründung erleben die beiden berühmtesten US-Crowdfunding-Plattformen jährlich einen Zuwachs.
Dabei entstehen immer mehr Innovationen, die bei Banken und herkömmlichen Geldgebern kaum eine Chance gehabt hätten: Ein niederländischer Student etwa möchte beweisen, dass es möglich ist, mit einer Art Staubsauger den Plastikmüll vom Meer zu saugen.
Eine Gruppe Wissenschaftler aus Amerika wiederum ließ sich über Crowdfunding ihren Traum vom ersten Smartphone-gesteuerten Diagnosegerät finanzieren. Sie ebneten damit den Weg zum medizinischen Tricorder aus Star Trek.
30-Millionen-Finanzspritze für Indiegogo
Überall in dem Geschäftsfeld herrscht Aufbruchstimmung. Daher interessieren sich zunehmend auch herkömmliche Investoren für die Plattformen: Indiegogo hat kürzlich 30 Millionen Euro frisches Geld eingesammelt. Damit will das Unternehmen nun sein internationales Geschäft ausbauen.
Auch in Deutschland setzt sich die neue Finanzierungsform langsam durch. Laut des Crowdfunding-Monitors der Beratungsfirma Für-Gründer.de ist die Zahl der Crowdfunding-Projekte in Deutschland von 2012 auf 2013 um 40 Prozent gestiegen. 5,36 Millionen Euro haben Deutsche demnach 2013 in die Umsetzung von neuen Ideen per Crowdfunding investiert.
Zu den erfolgreichsten deutschen Projekten gehören iCrane, ein modularer Kamerakran, und der Maulwurf-Film des Puppenspielers René Marik - beide sammelten jeweils mehr als 100.000 Euro ein. Auch der Stromberg-Film, der am 20. Februar ins Kino kommt, wurde über Crowdfunding finanziert. Die Produktionsfirma Myspass sammelte dafür 1 Million Euro ein. Die Unterstützer erhielten aber keine Kinokarte, sondern ähnlich wie bei einem klassischen Investment, einen Anteil am Gewinn.
Ein weiterer Vorteil von Crowdfunding: Es ist eine Graswurzelbewegung, dank der die Entwickler sehen können, ob ihre Idee überhaupt beim Kunden Erfolg hat. Puppenspieler René Marik beschreibt etwa im Video zu seiner Kampagne, wie schwer es ihm fiel, Produzenten von seiner Filmidee zu überzeugen. Diese hätten ihm immer wieder gesagt, dass so einen Film niemand verstehe. Das erfolgreiche Crowdfunding widerlegte diese These.
Zu den berühmtesten Crowdfunding-Projekten gehört die auf Kickstarter finanzierte Virtual-Reality-Brille Oculus Rift, die mit fast 1,8 Millionen Euro unterstützt wurde. Die auf Indiegogo gestartete Kampagne für Ubuntu Edge, das erste Linux Smartphone, konnte im vergangenen Jahr fast neun Millionen Euro sammeln. Sein Finanzierungsziel von gut 24 Millionen Euro erreichte das Mobiltelefon leider nicht – deshalb wurde es auch nie gebaut.
Crowdfunding kann auch scheitern
Bei Crowdfunding gewähren die Geldgeber den Entwicklern einen Vertrauensvorschuss. Dass Projekte aber nicht wie erhofft funktionieren müssen, zeigte zum Beispiel das Brettspiel "The Doom That Came To Atlantic City". Obwohl es mit 88.000 Euro mehr als das Dreifache seines Finanzierungsziel erreichte, scheiterte das Projekt. Als das Geld aufgebraucht war, musste der Entwickler zugeben, sich selbst überschätzt zu haben.
Auch das Computerspiel "Broken Age" konnte die Erwartungen nicht erfüllen. Obwohl das Spiel mit 2,2 Millionen Euro das Fünffache seines Finanzierungsziels erreichte, war das Ergebnis enttäuschend: Es ist nicht klar, ob das Spiel jemals fertig wird. Doch eine Rückerstattung des Geldes bei Misserfolg gibt es beim Crowdfunding für den Geldgeber nicht.
Vor allem die 2008 gegründete Plattform Indiegogo steht in der Crowdfunding-Szene in der Kritik. Die laxen Bedingungen, um ein Projekt zu starten, locken Betrüger an. Besser hingegen macht es der Wettbewerber Kickstarter.
Die Bedingungen für ein Projekt sind sehr verschieden
Viele Ideen sind auf Kickstarter grundsätzlich ausgeschlossen: Kosmetikprodukte, Pornographie oder Selbsthilfe-Bücher sind nur ein paar Beispiele von vielen. Technologie-Projekte werden von Kickstarter-Mitarbeitern besonders eingehend geprüft, bevor sie auf die Seite gestellt werden.
Die wichtigste Einschränkung auf Kickstarter ist: Sollte das Finanzierungsziel nicht erreicht werden, erhält der Entwickler keinen Cent. Das Geld wird an die Unterstützer zurücküberwiesen und das Projekt gilt als missglückt.
Indiegogo prüft Projekte vor dem Freischalten hingegen nicht. Es gibt auch kaum Einschränkungen. Selbst das Erreichen des Finanzierungsziels ist keine Voraussetzung für die Auszahlung des Geldes an den Erfinder.
Wenn das Funding-Ziel erreicht wird, behält Indiegogo vier Prozent vom Gesamtbetrag. Im Falle des Misserfolgs sind es neun Prozent. Kickstarter behält fünf Prozent des Geldes ein – aber eben auch nur, wenn das Projekt erfolgreich war. Zusätzlich fallen in beiden Fällen noch drei bis fünf Prozent Transaktionsgebühren durch die Bank an.
Betrüger entdecken Crowdfunding für sich
Kopien von Crowdfunding-Kampagnen anderer Plattformen tauchen regelmäßig auf Indiegogo auf. Auch der deutsche Erfinder Dirk Strothmann musste erlebten, wie Betrüger versuchten, mit seiner auf Kickstarter veröffentlichten Idee Geld zu verdienen: dem berührungslosen Fahrrad-Dynamo Magnic Light iC. Die Betrüger stellten einfach seine Idee auf Indiegogo ein und kassierten dafür.
Wie Dirk Strothmannder der Huffington Post sagte, kam er den Betrügern erst auf die Spur, als einer der Unterstützer seiner echten Kampagne fragte, ob er das Projekt auch auf Indiegogo gestartet habe.
Die Kopie von Dirk Strothmanns Crowdfunding-Projekt auf Indiegogo
Auf Strothmanns Anfrage hin wurde das Projekt bei Indiegogo zwar entfernt. Es tauchte aber kurze Zeit später wieder auf. Erst nach einer zweiten Löschung gaben die Betrüger auf.
Anzeige hat Strothmann erstattet. Doch das nützt offenbar wenig. Durch die laxen Bedingungen auf Indiegogo sind die Verantwortlichen kaum zu ermitteln - sie haben für die Abrechnung eine Prepaid-Karte verwendet, sagte Strothmann unter Berufung auf Indiegogo.
„Bei Kickstarter ist das meiner Meinung nach so nicht möglich“, sagte Strothmann der Huffington Post. Die Firma habe sein Projekt erst zwei Wochen lang geprüft, bevor es zugelassen wurde.
Trotz mehrfacher Anfrage der Huffington Post war von Indiegogo bis zur Veröffentlichung dieses Textes keine Stellungnahme dazu zu bekommen.
Kickstarter wird bisher in Deutschland nicht angeboten. Strothmann brauchte deshalb einen Freund, der sich um die Abwicklung der Finanzierung im Ausland kümmerte.
Crowdfunding in Deutschland mit Startnext
Als deutsche Alternative zu Kickstarter und Indiegogo gibt es Startnext. Das besondere daran ist, dass die Plattform nicht gewinnorientiert ist. Das Unternehmen ist eine gemeinnützige GmbH. „Jeder Projektstarter entscheidet selbst, wie viel Provision er gibt“, sagte Julia Theil von Startnext der Huffington Post.
Der Fokus bei Startnext liegt auf der Projektbetreuung. Deshalb gibt es vor der eigentlichen Finanzierungsphase auch eine Startphase, in der Entwickler zuerst Fans für ihr Projekt sammeln müssen. In dieser Phase geben Mitarbeiter von Startnext Anregungen, um das Projekt zu verbessern. Erst wenn eine Idee genug Befürworter gesammelt hat, darf sie zur Finanzierung an den Start gehen.
Startnext besitzt ähnlich hohe Hürden für Projekte wie Kickstarter. Erst einmal sei es vorgekommen, dass ein Betrüger bei Startnext die Kopie einer Kickstarter-Kampagne einstellen wollte. „Das Projekt hat nicht einmal die Startphase geschafft“, sagte Theil.
Der Deutsche Markt für Crowdfunding ist noch klein
Da Startnext sich an den deutschen Markt richtet, ist die Reichweite der Projekte eingeschränkt. Fahrraddynamo-Erfinder Storthmann entschied sich deshalb für eine andere Crowdfunding-Plattform.
Mit seinen großen Brüdern aus Amerika kann Startnext nicht mithalten, obwohl die Plattform seit ihrer Gründung 2010 stetig wächst. Nur 800 Projekte wurden laut eigenen Angaben 2013 über Startnext finanziert. Über Kickstarter waren es 19.911.
Startnext kann nach eigenen Angaben eine 60-prozentige Erfolgsquote seiner Projekte vorweisen. Nach Berechnungen des Technologiemagazins „The Verge“ liegen die Erfolgsraten eines Projekts auf Kickstarter bei 44 Prozent. Bei Indiegogo sieht es noch schlechter aus. Dort sind es nur 9,3 Prozent.
Eine Chance für die Zukunft
In der Zukunft können wir entscheiden, welchen Entwicklern wir eine Chance geben und welche Produkte auf den Markt kommen sollen. Dennoch müssen wir stets darauf achten, welchen Entwicklern wir unser Geld anvertrauen.
Bei Crowdfunding kaufen wir kein Produkt, sondern nur ein Versprechen. So können fantastische Produkte finanziert werden. Doch wir können am Ende auch mit leeren Händen dastehen.