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Warum wir uns trotz der berechtigten Kritik auf Olympia in Sotschi freuen sollten

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Stimmt, die Olympischen Winterspiele in Sotschi sind teurer als alle bisherigen zusammen. Und ja, die Bauarbeiten haben die Natur zerstört. Wir wissen, dass Sotschi ein Badeort ist und nicht für Wintersport gemacht. Und dass Menschen umgesiedelt wurden, damit Wladimir Putin Stadien bauen lassen konnte, die hell leuchten, während es in den Häusern daneben keinen Strom mehr gibt. Und ja, Homophobie ist Gesetz in Russland. Das alles ist ein trauriger Skandal.

Das Politische stand lange im Vordergrund, wenn es um die Spiele in Russland ging, häufig wurde kritisiert. Zu Recht. Natürlich zu Recht! Auch wir haben mehrfach geschrieben, dass diese Spiele nicht in Sotschi stattfinden dürften.

Aber sie finden statt. Und nun?

Die Diskussion über die Umstände dieser Spiele, die es vorher gab, die muss es auch hinterher noch geben. Und was bis zum 23. Februar vor den Augen der Welt passiert, ist ja auch eine Chance, Botschaften zu senden. Niemand soll in dieser Zeit blind sein, niemand die Augen verschließen.

Schon den Perserkönig überrascht

Vor allem aber deshalb nicht, weil er sonst tollen Sport verpassen würde. „Wenn die Wettkämpfe laufen“, hat der Sportkommentator Marcel Reif der Huffington Post im Interview gesagt, dann hätten die Sportler es verdient, dass man auf sie schaut. Es lohnt sich.

Die Sportler haben schon im antiken Griechenland den Perserkönig Xerxes überrascht, als der damals, einige hundert Jahre vor Christus, Griechenland unterwerfen wollte. Xerxes soll gelacht haben, als man ihn warnte, dass diese Griechen, die da im Sand von Olympia um Ölzweige (!) kämpften, auch in der Lage seien, kriegerische Angriffe abzuwehren. Natürlich verlor Xerxes mit seinen Persern trotz zahlenmäßiger Überlegenheit gegen die Griechen.

Sportler können eben Außergewöhnliches leisten. Und sie können begeistern. Auch in Zeiten, in denen es nicht mehr um Ölzweige geht, sondern um Bronze, Silber und Gold.

2002, als der schweizerische Skispringer Simon Ammann, der noch nie ein Springen gewonnen hatte, nach Salt Lake City kam und Doppel-Olympiasieger wurde.

Ganze Familien, die begeistern

Oder im selben Jahr, als das IOC im Eiskunstlauf einfach zwei Paare - das kanadische und das russische - gewinnen ließ, weil die Preisrichterin zugab, falsch geurteilt zu haben. Oder 1998, als die amerikanische Eiskunstläuferin Tara Lipinski in Nagano mit 15 Jahren die jüngste Goldmedaillengewinnerin der Geschichte wurde.

Und natürlich 1988, der Amerikaner Eddy the Eagle, dieser Tollpatsch, der beim Skispringen jedes Mal Letzter wurde, aber trotzdem allen die Show stahl.

Manchmal begeistern auch ganze Sportler-Familien. Die amerikanische Familie Shea zum Beispiel: Der Großvater, der 1932 Gold im Eiskunstlauf gewann, der Vater, der 1964 im Skilanglauf antrat, und der Sohn, der 2002 Olympiasieger im Skeleton wurde. Oder die Brüder Philipp und Simon Schoch, die 2006 in Turin so gut snowboardeten, dass erst im Finale einer von ihnen dem anderen unterliegen musste.

Jamaika und die Bob-Helden

Und manchmal sind es Mannschaften, die uns faszinieren. Beim „Miracle on Ice“ 1980, als die fast nur aus Studenten und Amateuren bestehende amerikanische Eishockeymannschaft die übermächtige Sowjetunion schlug.

Und die jamaikanische Bobmannschaft, die 1988 von allen belächelt und mit von anderen Mannschaften geliehenen Ersatz-Bobs nach Calgary kam, stürzte, aber den Bob trotzdem über die Ziellinie schob.

Das waren Momente.

Es gibt noch viele davon. Geschichten von Menschen, die zu Helden wurden, die glücklich gemacht und Hoffnung gegeben haben und junge Leute träumen lassen, davon, auch mal dabei zu sein. Das Schöne ist: Geschichte wiederholt sich. Alle vier Jahre. Das ist Olympia.

Und es ist ja nicht so, dass es in der Vergangenheit keine Männer gegeben hätte, die sich erst die (Winter-) Spiele und dann die Gewinne gegenseitig zuschachern. Es ist ja nicht so, dass die Spiele von Sotschi die ersten sind, die kritisiert werden (müssen), auch wenn die Kritik vielleicht noch nie so enorm und berechtigt war wie diesmal.

2014 tritt wieder ein Bob aus Jamaika an. Nicht vier Männer wie 1988 in Calgary, sondern zwei, die ihren Traum leben. Und vielleicht werden sie wieder zu Helden.

Freuen wir uns drauf. Schauen wir uns die Spiele an. Wir werden Negatives sehen. Aber auch eine Menge Gutes.




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