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Zu wenig Bafög: Studenten essen bei der Tafel

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Vor ein oder zwei Jahren haben sich vor allem Rentner ihre Lebensmittel im Beiertheimer Tafel-Laden in Karlsruhe besorgt. "Jetzt sind manche Kunden erst 20 Jahre alt", beobachtet Ronny Strobel, der die Einrichtung des katholischen Caritasverbands betreut. Dort sind die jungen Bedürftigen meist Arbeitslose.

In anderen Städten gebe es aber auch "eine zunehmende Zahl von Studierenden bei uns, die Bafög beziehen, damit aber nicht über die Runden kommen", sagt der Chef des baden-württembergischen Landesverbands der Tafeln, Rolf Göttner. "Das ist bedrückend, dass junge Menschen in dieser wichtigen Lebensphase auf Hilfe der Tafel angewiesen sind."

1,5 Millionen Menschen essen bei den Tafeln

Bundesweit versorgen die insgesamt 918 Tafeln etwa 1,5 Millionen Menschen. Für sie engagieren sich mehr als 50 000 ehrenamtliche Mitarbeiter in ganz Deutschland.

Noch gebe es eine große Hemmschwelle, zur Tafel zu gehen, sagt der 25-jährige Student Vincent Heckmann vom Asta der Uni Freiburg. "Der Bedarf ist aber eindeutig da. Wer nur auf den Bafög-Höchstsatz angewiesen ist, kann den Lebensunterhalt damit kaum sichern." Als Alternative zur Tafel entscheiden sich manche für das "Containern" - die Lebensmittel für das Abendessen finden sich im Müll der Supermärkte. Für viele sei das auch ein Protest gegen die Wegwerfgesellschaft, erklärt Heckmann. "Andere haben schlichtweg kein Geld, sich Lebensmittel zu kaufen."

Die Tafeln nennen die Bedürftigen ganz bewusst Kunden. "Wir wollen einem normalen Lebensmittelladen so ähnlich wie möglich sein", erklärt der Kaufmann und Sozialwissenschaftler Göttner. Das sei eine Sache der Menschenwürde. "Früher mussten die Menschen niederknien und zum Herrn beten, damit sie ein Stückerl Brot bekommen." Jetzt sollen die Kunden im Tafel-Laden auswählen können - schließlich wissen sie selbst, was sie brauchen.

Lebensmittelspenden werden knapp

In Karlsruhe gibt es genug Lebensmittelspenden. Seit der Eröffnung des riesigen Fleischwerks einer Supermarktkette in Rheinstetten erhalte die Beiertheimer Tafel wöchentlich etwa zwei Kisten mit Fleisch und Wurst, sagt Strobel. "Es musste noch keiner hungrig von uns weggehen."

In anderen Regionen aber ist es knapper geworden. "Wir haben in Stuttgart drei bis fünf Prozent weniger Lebensmittel erhalten", sagt Göttner. Die Lage sei zwar noch nicht sehr dramatisch. Aber "nun haben wir mehr und mehr Kunden in den Tafeln, so dass sich das Spendenaufkommen auf mehr Köpfe verteilt".

Göttner sieht sein Engagement in größeren Zusammenhängen. Die im Grundgesetz (Art. 14) verankerte Sozialbindung des Eigentums sei immer noch nicht umgesetzt, kritisiert der 72-Jährige. "Wir haben ein in die Billionen gehendes Privatvermögen. Gleichzeitig leben 16,2 Prozent der Bevölkerung als Bedürftige an der Armutsgrenze. Das ist eine traurige Sache in einem so reichen Land."

Umso wichtiger ist für den Tafel-Aktivisten die Zusammenarbeit mit dem Lebensmittelhandel. Das sehen die Unternehmen genauso. In der Lidl-Zentrale in Neckarsulm sagt eine Sprecherin: "Es geht uns darum, dass noch verzehrfähige Lebensmittel nicht abgeschrieben und weggeworfen, sondern zur Linderung der Folgen von Armut abgegeben werden."

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