Wenn ich mich richtig erinnere, las ich zum ersten Mal von dem Gynäkologen William Masters und seiner späteren Ehefrau Virginia Johnson, in Günter Amendts „Sex-Buch". Das wäre insofern passend, als damals die deutschen Amtsgerichte diesen Aufklärungsklassiker etwa so wissenschaftlich fanden wie Ende der 50er Jahre die Fachwelt die Forschungen der beiden Wissenschaftler. Hatte Alfred Kinsey zuvor noch seine Probanden über ihre Sexualität befragt, sahen Masters und Johnson ihren Studienobjekten beim Akt zu. Und sie filmten dabei erstmals Körperreaktionen beim Orgasmus von innen. Im Nachhinein war es nicht schlimm, früh über körperliche Vorgänge wie Durchblutung und Muskelkontraktion zu lesen. Die meisten Pubertierenden heute haben vermutlich im Netz bereits die scheinbare Realität von Sexualität in Form von Pornografie gesehen bevor Biologie und Sexualkunde auf ihrem Lehrplan standen.
Zugegeben, „Die sexuelle Revolution" von Masters und Johnson ist heute trockener Stoff. Spannender sind die Schritte, die zu diesem Werk führten. Und genau aus diesen hat der US-Sender Showtime (nicht ganz so forsch wie HBO aber auch nicht prüde wie die westliche Welt in den späten 50ern) die Serie „Masters of Sex" gemacht. In dieser Woche startet die deutsche Erstausstrahlung bei Sky Atlantic.
Anspruchsvolles Serienmaterial ohne Mystery, Superhelden und Außerirdische ist schwer zu finden. „Masters of Sex" gilt deshalb und wegen seines behaglichen Retro-Stils als „Mad Men"-Nachfolger. Zurecht. Schauspieler und Autoren lassen vergessen, wie unspektakulär heute gefilmter Sex auf uns wirkt; stattdessen schaut der Zuschauer gebannt zu, wie erstmals eine Kamera in einen gläsernen Vibrator gebaut wird und welche Bilder sie erzeugt. Das Privatleben des Forscher- und späteren Ehepaares gibt ausreichend Stoff für vier Staffeln, erklärten jüngst die Autoren; die zweite ist bereits geordert. Die Serie vermeidet gekonnt jeden Voyeurismus. Klar gibt es bei dem Thema reichlich Gelegenheit für nackte Haut, aber wenn jemand argumentieren kann, das sei nur wegen des Themas so und nicht aus Selbstzweck, dann die Macher von „Masters of Sex". Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld, heute so aktuell wie damals: wo sind die Grenzen von Pornografie und Aufklärung. „Masters of Sex" ermutigt, Sexualität zu erforschen. Pornografie leistet das im besten Fall ebenso, doch häufiger schränkt sie die Fantasie ein und verhindert so, selbst auf Forschungsreise zu gehen. „Masters of Sex" ist aber auch keine TV-Paartherapie sondern unterhaltsam und animierend. Erwachsenes Fernsehen mit Zusatznutzen als zeitgemäßes Aufklärungsmaterial. Wenn es mal keine außerirdische Verschwörungstheorie sein soll.
www.eric-hegmann.de
www.facebook.com/Autor.Eric.Hegmann
Zugegeben, „Die sexuelle Revolution" von Masters und Johnson ist heute trockener Stoff. Spannender sind die Schritte, die zu diesem Werk führten. Und genau aus diesen hat der US-Sender Showtime (nicht ganz so forsch wie HBO aber auch nicht prüde wie die westliche Welt in den späten 50ern) die Serie „Masters of Sex" gemacht. In dieser Woche startet die deutsche Erstausstrahlung bei Sky Atlantic.
Anspruchsvolles Serienmaterial ohne Mystery, Superhelden und Außerirdische ist schwer zu finden. „Masters of Sex" gilt deshalb und wegen seines behaglichen Retro-Stils als „Mad Men"-Nachfolger. Zurecht. Schauspieler und Autoren lassen vergessen, wie unspektakulär heute gefilmter Sex auf uns wirkt; stattdessen schaut der Zuschauer gebannt zu, wie erstmals eine Kamera in einen gläsernen Vibrator gebaut wird und welche Bilder sie erzeugt. Das Privatleben des Forscher- und späteren Ehepaares gibt ausreichend Stoff für vier Staffeln, erklärten jüngst die Autoren; die zweite ist bereits geordert. Die Serie vermeidet gekonnt jeden Voyeurismus. Klar gibt es bei dem Thema reichlich Gelegenheit für nackte Haut, aber wenn jemand argumentieren kann, das sei nur wegen des Themas so und nicht aus Selbstzweck, dann die Macher von „Masters of Sex". Daraus ergibt sich ein Spannungsfeld, heute so aktuell wie damals: wo sind die Grenzen von Pornografie und Aufklärung. „Masters of Sex" ermutigt, Sexualität zu erforschen. Pornografie leistet das im besten Fall ebenso, doch häufiger schränkt sie die Fantasie ein und verhindert so, selbst auf Forschungsreise zu gehen. „Masters of Sex" ist aber auch keine TV-Paartherapie sondern unterhaltsam und animierend. Erwachsenes Fernsehen mit Zusatznutzen als zeitgemäßes Aufklärungsmaterial. Wenn es mal keine außerirdische Verschwörungstheorie sein soll.
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