Mit der am Mittwoch beginnenden Aktion 100 Stunden der Stiftung Schüler Helfen Leben wollen deutsche Jugendliche nicht nur dringend benötigte Gelder für ihre syrischen Pendants einsammeln, die durch den Bürgerkrieg in Syrien oft mehr als nur ihre Heimat verloren haben. Sie wollen außerdem aufmerksam machen auf die humanitären Missstände in den Flüchtlingslagern und die Situation vor Ort.
Im Kern der vom 4.-8. Dezember dauernden Aktion stehen Jugendliche aus ganz Deutschland, die sich in Gruppen oder mit ihren Schulen durch Kuchenverkäufe, Benefizkonzerte und das Sammeln von Spenden engagieren, um Jugendlichen in Flüchtlingslagernlagern, wie Za'atari im Norden Jordaniens, bei der Bewältigung des Flüchtlingsalltags in einer fremden Heimat zu helfen.
Für alle, die es sich zutrauen, gibt es in sehr lesenswerten Artikeln Eindrücke aus dem Flüchtlingsalltag syrischer Jugendlicher, die so manchen Leser mit zwiespältigen Gefühlen zurücklassen dürften. Mitarbeiter wie Tabea (19), Jonas (18) und David berichten darin von der schwierigen humanitären Situation in den Auffanglagern und wie Schüler Helfen Leben vor Ort Perspektiven bieten kann.
Der im März 2011 in Syrien ausgebrochene Konflikt zwischen dem amtierenden Präsidenten Baschar al-Assad und diversen oppositionelle Gruppen und deren Verbündeten hat laut einer Schätzung vom Juli 2013 bereits mehr als 110.000 Tote gefordert und täglich werden es mehr.
Mehr als 2,2 Millionen Menschen mussten sich bereits in Nachbarländer wie Jordanien, den Irak oder Ägypten flüchten. Viele Familien wurden dabei getrennt, viele auf der Flucht getötet. Es gibt unzählige solcher Geschichten. Bereits jetzt befinden sich über 100.000 Menschen in Za'atari und jede Nacht retten sich im Schutz der Dunkelheit weitere 3.000 Menschen dorthin.
Um auf die Situation der syrischen Flüchtlinge aufmerksam zu machen engagieren sich Schüler und Schülerinnen von morgen an bis Sonntag an Schulen und in ihrer Freizeit, um finanzielle Hilfen einzusammeln, mit denen die Stiftung anschließend unter anderem Schulen in Jordanien bauen und sie mit Materialien ausstatten will. Denn eines ist klar: es in ein Flüchtlingscamp geschafft zu haben, bietet noch keine Perspektive.
Save The Children, die größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt und Partner von Schüler Helfen Leben, hat in Za'atari, mitten in der Wüste, bereits einen kindgerechten Ort errichtet, mit Teppichen, Spielzeug und ein paar Büchern ausgestattet. Wie wichtig die Arbeit solcher Organisationen ist, bringt das Zitat der 14-jährigen Anna auf den Punkt:
„Bevor ich an dem Programm teilgenommen habe, fühlte ich mich wie eine Gefangene im Zelt meiner Familie. Ich durfte den kleinen Raum nur selten verlassen. Das war sehr frustrierend und machte mich wütend. Als ich dann begann, am Programm im Jugendzentrum teilzunehmen, hatte ich endlich etwas, auf das ich mich freuen konnte."
Die 1992 als Schülerorganisation gegründete Stiftung Schüler Helfen Leben wurde unter anderem bereits mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet und erhielt 2011 den Europäischen Bürgerpreis für ihre Arbeit. Sie setzt sich vor allem für nachhaltige Hilfe ein, die gesammelten Spenden werden also nicht einfach verpuffen, sondern sollen in erster Linie dafür eingesetzt werden, dass sich die Überlebenden des Syrien-Krieges in naher Zukunft selbst helfen können.
Die geschaffenen Angebote umfassen zum einen die Aufarbeitung von Traumata der Jugendlichen aber auch Beschäftigungsmöglichkeiten wie Schreinern, Nähen und Töpfern. Ein Stück Normalität für eine stetig wachsende Zeltstadt, deren Bewohner aus ihrer Heimat vertrieben wurden und nicht viel mehr als das besitzen, was sie am Leib tragen.
Weitere Informationen über die Aktion "100 Stunden" sind hier zu finden und wer möchte, kann auch anpacken statt zuzuschauen.
(Titelfoto: www.schueler-helfen-leben.de, Artikelfoto: Wikipedia (CC BY-SA 3.0 DE))