Bill und Melinda Gates verdienen viel Lob dafür, dass sie in ihrem jährlichen Schreiben auf Irrtümer hinweisen, die im Bereich der weltweiten Gesundheit und Entwicklungshilfe gemacht werden. Wir müssen diesen falschen Vorstellungen begegnen, wenn wir unser gemeinsames Ziel erreichen wollen: das Ende der absoluten Armut. Ich teile die Frustration der beiden.
Daher möchte ich ganz im Sinne ihres Briefs fünf weitere Irrtümer nennen, die wir gemeinsam aufklären sollten:
Mein letzter Punkt betrifft etwas, das definitiv kein Irrtum ist: Wenn Menschen, die dank ihrer Position über Macht und Einfluss verfügen, ängstlich und pessimistisch sind und daher nur wenig Hoffnung für die Armen hegen, kann das Ergebnis, im wahrsten Sinne des Wortes, tödlich sein.
Daher möchte ich ganz im Sinne ihres Briefs fünf weitere Irrtümer nennen, die wir gemeinsam aufklären sollten:
- Ehrgeizige Pläne für die weltweite Gesundheit und Entwicklung wecken falsche Hoffnungen. Wie oft habe ich diesen Satz bei meinen Forschungen zu multiresistenter Tuberkulose und HIV gehört? Präsident Obama sagte 2008 ganz richtig: „Es gibt keine falsche Hoffnung." Es gibt nur Hoffnung.
- Man sollte sich nur Ziele setzen, von denen man weiß, dass sie erreichbar sind Fakt ist jedoch, dass scheinbar unerreichbare Ziele innovative Lösungen anregen, die über das bisher für möglich Gehaltene hinausgehen. Ziele erhöhen die Dringlichkeit einer Sache und rücken sie in den Fokus.
- Wer Entwicklungshilfe leisten möchte, muss sich zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor entscheiden, weil beide von Natur aus in Konflikt zueinander stehen. Bei der Weltbank müssen wir stets darauf achten, dass bei unserer Tätigkeit keine Interessenkonflikte entstehen. Doch die besten Chancen ergeben sich, wenn wir uns auf kreative Weise um eine Kooperation des öffentlichen und privaten Sektors bemühen, damit die sie gemeinsam in Menschen und Infrastrukturen investieren. Und dadurch sichere Arbeitsplätze in einer integrativen, florierenden Wirtschaft schaffen.
- Es ist nicht möglich, in armen Ländern auf groß angelegte Weise einzugreifen. Dieser weitere Gemeinplatz kam mir immer wieder zu Ohren, als ich am Aufbau von Systemen arbeitete, die auch an den ärmsten Orten der Welt funktionierten. Arme Länder und arme Menschen haben der Welt bereits gezeigt, dass sie auch die schwierigsten Entwicklungsprobleme meistern können, wenn man ihnen nur die Chance dazu gibt.
- Die Lösung für die globalen Gesundheitsprobleme sind mehr Ärzte. Das ist falsch - und das sage ich, obwohl ich selbst ausgebildeter Arzt bin. Denn in Wahrheit können die meisten medizinischen Maßnahmen von Pflegekräften oder anderen geschulten Dienstleistern durchgeführt werden - und zwar zu einem Bruchteil der Kosten und mit häufig besseren Ergebnissen.
Mein letzter Punkt betrifft etwas, das definitiv kein Irrtum ist: Wenn Menschen, die dank ihrer Position über Macht und Einfluss verfügen, ängstlich und pessimistisch sind und daher nur wenig Hoffnung für die Armen hegen, kann das Ergebnis, im wahrsten Sinne des Wortes, tödlich sein.