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Der Irrtum, der den Fortschritt in der Dritten Welt aufhält

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Unsere Welt ist in fast jeder Hinsicht besser als je zuvor. Die Menschen leben länger und gesünder. Die Armutsquote hat sich in den letzten 25 Jahren halbiert. Die Kindersterblichkeit sinkt. Viele Länder, die früher Fördergeldern brauchten, schaffen es jetzt allein.

Man sollte meinen, dass ein solcher Fortschritt zu weltweitem Jubel führt. Und dass die Menschen versuchen herauszufinden, was so gut funktioniert hat - um dann mehr davon zu tun. Aber das tun sie nicht - sie hinken dem Fortschritt hinterher. Ehrlich gesagt sind wir schockiert, wie wenige Menschen denken, dass die Welt sich verbessert und wie viele sogar das Gegenteil glauben - nämlich, dass die Welt immer schlechter wird.

Wir glauben, dass viele Menschen Irrtümern erlegen sind - Annahmen, die nicht den Tatsachen entsprechen. Die verheerendsten Irrtümer: die Armen werden immer arm sein, deswegen ist jede Hilfe an sie verschwendet. Und Leben zu retten, verschlimmert diese Situation nur.

Wir haben alle schon von dem Mythos gehört, dass die meisten armen Länder dazu verdammt sind, immer arm zu bleiben. Doch am häufigsten hören wir es über Afrika. Bei einer kurzen Suche im Internet kommen dutzende Schlagzeilen und Buchtitel heraus, die etwa so lauten: „Wie die reichen Länder reich wurden... und wieso arme Länder arm bleiben", „Wieso bleiben die Armen arm?" und so weiter.

Glücklicherweise sind diese Bücher keine Bestseller, da ihre Grundannahmen schlicht falsch sind. Tatsache ist, dass Einkommen und Wohlstand der Menschen steigen - auch in Afrika.
Zuallererst möchten wir Sie bitten, sich nicht erzählen zu lassen, dass es Afrika schlechter geht als vor 50 Jahren.

Das Pro-Kopf-Einkommen in Subsahara-Afrika ist in dieser Zeit angestiegen - und in manchen Ländern gar nicht mal so wenig. Nachdem es in den 80ern während der Schuldenkrise gefallen war, stieg es bis 1998 um zwei Drittel, von nur 1.300 Dollar pro Jahr auf fast 2.200 Dollar. Heutzutage entwickeln sich immer mehr Länder nachhaltig weiter und andere werden folgen. Sieben der zehn Länder mit dem größten Wirtschaftswachstum der Welt liegen in Afrika.

Afrika hat außerdem große Fortschritte in den Bereichen Gesundheit und Bildung gemacht. Seit 1960 ist die Lebenserwartung der Frauen von 41 auf 57 Jahre gestiegen, trotz der HIV-Epidemie. Ohne HIV läge sie bei 61 Jahren. Der Prozentsatz von Kindern, die zur Schule gehen, ist seit 1970 von etwa 40 Prozent auf über 75 Prozent gestiegen.

Weniger Menschen müssen hungern und mehr Menschen haben Zugang zu einer gesunden Ernährung. Wenn ein gutes Leben bedeutet, genug zu essen zu haben, zur Schule zu gehen und länger zu leben - dann wird das Leben in Afrika definitiv besser. Und diese Verbesserungen sind noch lange nicht zu Ende, sie sind die Grundlage für weiteren Fortschritt.

Natürlich gibt es große Unterschiede zwischen den Regionen. In Äthiopien beträgt das jährliche Einkommen nur 800 Dollar pro Kopf, in Botswana sind es fast 12.000 Dollar. In Städten wie Nairobi ist das Leben ganz anders als in einem kenianischen Dorf. Wir dürfen einen ganzen Kontinent nicht als einheitliche Masse aus Armut und Krankheiten sehen.

Die Schlussfolgerung: Arme Länder sind keineswegs dazu verdammt, arm zu bleiben. Einige der sogenannten Entwicklungsländer haben sich bereits entwickelt. Viele andere sind auf einem guten Weg. Viele Länder, die noch nach ihrem Weg suchen, haben keine unerreichbaren Ziele - und sie haben gute Vorbilder, an denen sie sich orientieren können.

Wir sind optimistisch genug, eine Vorhersage zu wagen. Bis 2035 wird es fast keine armen Länder mehr auf der Welt geben. Wir meinen damit die aktuelle Definition von „arm". Genauer gesagt, dass bis 2035 fast kein Land mehr so arm sein wird wie die 35 Länder, die von der Weltbank heute als einkommensschwach eingestuft werden - sogar nachdem die Inflation für diesen Zeitraum rausgerechnet wurde.

Fast alle Länder werden sogenannte Länder mit mittlerem Einkommen im unteren Bereich sein - oder reicher. Länder lernen von ihren Nachbarn und profitieren von Innovationen, zum Beispiel von neuen Impfstoffen, besserem Saatgut und der digitalen Revolution. Ihre Arbeitskraft wird durch eine bessere Ausbildung attraktiver für ausländische Investoren.

Wenn wir das erreichen, ist das eine bemerkenswerte Leistung. Als wir Kinder waren, waren die meisten Länder der Welt arm. Noch innerhalb der nächsten 20 Jahre werden wirklich arme Länder die Ausnahme sein statt die Regel. Milliarden von Menschen werden der Armut entkommen sein. Die Vorstellung, dass das noch zu unseren Lebzeiten passiert, finden wir fantastisch.

Den vollständigen alljährlichen Brief der „Bill & Melinda Gates"-Stiftung finden Sie unter www.gatesletter.com

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