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Stationärer Buchhandel: Umsatz 2013 gestiegen

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Die Nachricht kommt überraschend: Traditionellen Buchläden geht es besser. Jahrelang schrumpfte ihr Umsatz, weil immer mehr Kunden bei Online-Portalen wie Amazon kaufen. Jetzt ist der Abwärtstrend nicht nur gestoppt. Nein, die Einnahmen steigen sogar wieder.

Im vergangenen Jahr machte der Buchhandel vor Ort ein Plus von 0,9 Prozent. Das meldete der Börsenverein des deutschen Buchhandels. Der Online-Handel dagegen stagniert.

Hat der kleine Buchladen um die Ecke doch noch eine Chance? „Natürlich“, sagt Unternehmensberaterin Eva Douma, die auch Buchhändler coacht. Zukunft hätten Buchhandlungen mit Profil, persönlicher Beratung und gut ausgebildetem Personal. Läden, die sich auf Kinderliteratur spezialisiert haben, auf Kriminalromane oder juristische Fachbücher zum Beispiel.

Die Verlierer sind große Ketten

„Wir haben heute Zugang zu schier unendlichen Informationen“, sagt Douma. Viele Menschen wünschten sich deshalb, dass jemand ihnen dabei helfe, sie einzuordnen. Und das können Menschen nun mal besser als Amazon, das seinen Nutzern elektronisch generierte Vorschläge macht.

Mit Verlusten kämpften zuletzt vor allem große Ketten wie Thalia oder Hugendubel. Nicht einmal das Weihnachtsgeschäft rettete 2013 ihre Bilanzen. „Diese Filialen haben eine Menge Bücher auf Vorrat, aber noch längst nicht alle“, sagt Eva Douma. „Da kann ich auch gleich ins Netz gehen.“

Harry-Potter-Partys, Bücher-Nächte, Weinabende

Der Besuch im kleinen Buchladen ist zum Erlebnis geworden. Die Kunden kommen nicht nur, weil sie ein bestimmtes Buch brauchen. Sie wollen stöbern, Neues Entdecken, ihren Horizont erweitern. Darauf reagieren die Händler mit kreativen Aktionen: Harry-Potter-Partys, Bücher-Nächte, Weinabende. Douma erzählt von einem Buchladen, der mit einem Bestattungsunternehmen zusammenarbeitet und Menschen bei der Trauerarbeit begleitet.

Im vergangenen Jahr hätten in Berlin mehr Buchhandlungen eröffnet als geschlossen, sagt Douma. Es seien aber meistens ambitionierte Ein-Mann-Betriebe. Von Liebhabern für Liebhaber. „Mehr Arbeitsplätze in der Branche schaffen sie nicht.“

Erfolgsgeschichten

Die Händler entdecken neue Geschäftsmodelle: Buchläden, die nicht nur Bücher verkaufen. Auch Marianna Geier will ihren Kunden Mehrwert bieten. Sie betreibt in München den Laden „Buch & Bohne". Inmitten tausender Bücher können die Kunden in ihrem Geschäft auch selbst gebackenen Kuchen essen und Cappuccino trinken.

Als Geier das Geschäft vor drei Jahren eröffnete, musste sie den Vermieter aber erst mal davon überzeugen, dass ein Buchladen im Internet-Zeitalter überleben kann. "Er hätte lieber einen Metzger gehabt", erinnert sie sich.

Derzeit 6.000 Buchhandlungen in Deutschland

Derzeit gibt es noch rund 6.000 Buchhandlungen in Deutschland. „Buch & Bohne" gehört immer noch dazu und der Vermieter zweifelt inzwischen nicht mehr an der Auswahl seiner Mieterin: Das Geschäft läuft gut und schreibt schneller als gedacht schwarze Zahlen.

Zum Erfolgsrezept gehört neben Kaffee und Kuchen vor allem die Beratung. Nur etwa jeder fünfte Kunde hat konkrete Wünsche, wenn er ins Geschäft kommt, schätzt die Buchhändlerin. Einige bestellen auch direkt bei ihr über das Internet. Alle anderen haben nur vage Vorstellungen und verlassen sich auf Empfehlungen. Geier und ihre beiden Mitarbeiterinnen haben einen Großteil der Bücher selbst gelesen und wissen, was gut ist. Und das kann kein Suchmaschinen-Algorithmus dieser Welt ersetzen.

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