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Jade und Diamanten, Kapitel 8: Jadebuddha

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© Copyright 2014 Ernst-Günther Tietze Hamburg

Aus Kapitel 8, Jadebuddha

Siripongs und Su's Erleichterung währte nur eine kurze Nacht, um halb sieben klingelte das Telefon. Was der Innenminister ihm berichtete, war so unglaublich und katastrophal, ja außerhalb alles Denkbaren, dass er noch einmal nachfragte, ob er richtig verstanden habe: Der Jadebuddha war aus dem Wat Phra Kaeo gestohlen worden!

Bei der Sonnenaufgangs-Begrüßung hatte der geistliche Betreuer des Buddha festgestellt, dass das Original durch eine täuschend echte Nachbildung aus Glas ersetzt worden war, die sogar die goldenen Kleider der echten Statue trug. Der Minister, noch beeindruckt von Siripongs gestrigen Erfolgen, wünschte, dass er die Untersuchung koordinierte, um den Buddha so schnell wie möglich wieder zu beschaffen.

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Als Andy Siripong am Tisch der Vernehmungsbeamten sitzen sah, lief ihm ein ähnlicher Schauer über den Rücken, wie neulich als Phaitchit ihn beim Fernsehen auf den jungen Mann hingewiesen hatte. Er war überzeugt gewesen, den Kampf mit diesem Jüngling zu gewinnen - und hatte ihn schmählich verloren. Siripong kam sofort zur Sache. „Wo haben Sie den Jadebuddha versteckt?" Andy begriff kein Wort.

„Welchen Buddha?", fragte er verwirrt. Da explodierte Siripong: „Diamanten zu rauben ist ja nichts ungewohntes für Leute Ihres Schlages. Dass Sie dafür die ganze Stadt verdunkeln mussten, was zum Tode von mindestens fünf Menschen geführt hat, ist schon ein stärkeres Stück. Aber dass Sie unserem Volk sein größtes Heiligtum, den Smaragdbuddha gestohlen haben, zeugt von einem moralischen Tiefstand, wie ich ihn noch nicht erlebt habe. Und ich schwöre Ihnen, dass wir Sie so lange unter verschärften Bedingungen grillen werden, bis Sie uns den Buddha unversehrt zurückgeben."

Andy überlegte verzweifelt, was sie eigentlich von ihm wollten. Langsam dämmerte ihm, dass wohl irgendjemand den Blackout genutzt haben könnte, um den Smaragdbuddha zu stehlen. Klar, dass die Polizei jetzt ihn verdächtigte. Da half nur völlige Offenheit. „Ich bin ein zutiefst gläubiger Mensch und achte gerade Ihre Religion wegen ihrer Friedlichkeit und Toleranz ganz außerordentlich", begann er seine Verteidigung.

„Nie würde es mir in den Sinn kommen, einen heiligen Gegenstand oder gar ein Götterbild zu stehlen. Ich habe noch gestern Nachmittag in Pattaya zum Buddha gebetet. Mag sein, dass diese Worte Sie nicht beeindrucken. Bedenken Sie aber bitte, dass der Smaragdbuddha auf der ganzen Welt unverkäuflich ist. Aus demselben Grunde haben wir ja auch die großen Diamanten nicht angerührt. Auch dürfte es kaum möglich sein, den Buddha außer Landes zu schaffen. Was sollten wir also mit ihm?"

„Woher kannten Sie den geheimen Raum", war die nächste Frage. „Wir haben die Bemaßungsdifferenz in den Plänen entdeckt." Siripong wandte sich noch einmal an Andy: „Es scheint, dass Sie die Wahrheit gesagt haben und unsere Vermutung richtig war. Das muss eine Bande sein, die Sie an Rücksichtslosigkeit und Brutalität weit übertrifft. Zur Belohnung für Ihre Ehrlichkeit erleichtern wir Ihnen die Haftbedingungen auf den bei Ihnen üblichen Standard. Es wäre gut, wenn Sie uns weiter unterstützen." Andy bedankte sich und fügte hinzu: „Ich werde alles in meinen Kräften stehende tun, um Ihnen zu helfen. Der Diebstahl des Buddha widert mich im höchsten Maße an."

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In Phaitchits Telefondaten fand Jumroen Anchalees Anruf um 21:15 und sie brauchten nicht lange, um Andys Kontakte zu ihr im Royal Garden und ihre Informationslinie aus dem Dusit heraus zu finden. Bei der Überprüfung ihrer Konten fand man eine größere Einzahlung am Tag nach McCoolens erster Ankunft, danach jedoch keine weiteren Eingänge mehr. Diese Informationen waren für Siripong so interessant, dass er am Nachmittag mit dem Vernehmungsoffizier nach Laem Chabang fuhr.

„Wir wollen mit Ihnen über Ihre Kontakte zu Mr. McCoolen sprechen, den Sie unter dem Namen Dr. Jeremias Thompson kennen dürften. Was wussten Sie über seine Absichten?", fragte der Offizier. „Nichts. Er hat sich mir gegenüber als Berater ausgegeben und sich verschiedentlich mit einigen Leuten getroffen, die ich nicht kannte." „Nun, Khun Phaitchit dürften Sie wohl kennen, sonst hätten Sie ihn nicht gleich nach Mr. McCoolens Verhaftung angerufen", warf der Offizier ein.

Anchalee wurde rot. „Sie haben Recht. Ich kenne ihn von früher, er hat mir zuweilen ausländische Geschäftsleute als Kunden geschickt." „Halten Sie es für möglich, dass Mr. McCoolen einen Buddha stehlen würde?" „Niemals! Als ich ihn das letzte Mal traf, betete er vor dem großen Buddha in Pattaya. Ich habe ihm geholfen, Kerzen anzuzünden, weil er keine Streichhölzer bei sich hatte. In meinen Augen ist er ein gläubiger Mensch, der dem Buddhismus nahe steht."

„Warum haben Sie Khun Phaitchit angerufen? Damit haben Sie sich strafbar gemacht", führte Siripong das Verhör weiter. „Ich glaube nicht, dass es strafbar ist, eine allgemein bekannte Information weiter zu geben. Aber ich will Ihre Frage offen beantworten: Nach Dr. Thompsons Verhaftung wurde mir klar, dass er mit seinen Besuchern irgendetwas Verbotenes ausgeheckt haben musste. Ich wollte ihm helfen und dachte mir, dass ein freier Phaitchit ihm vielleicht nützlicher sein könnte als ein gefangener." „Warum wollten Sie ihm helfen?"

„Darüber möchte ich nicht reden." „Lieben Sie ihn?", fragte Siripong sanft. „Das dürfte Sie wohl kaum etwas angehen!", wollte Anchalee scharf antworten, doch ein Schluchzen machte ihre Worte fast unverständlich. So nahm sie sich zusammen und sagte immer noch schluchzend: „Ja, ich liebe ihn sehr und ich glaube, bei ihm ist es ähnlich." Ein Gedanke kam ihr: „Können Sie ihm Grüße von mir ausrichten?" „Aber sicher", nickte Siripong, „und ich denke, Sie können ihn auch besuchen."

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Der Roman „Jade und Diamanten" beschreibt auf 190 Seiten dien Raub des Jadebuddha, des größten Heiligtums der Thais in der Folge eines Diamantenraubs. Er wird gedruckt bei epubli und kann im Internet und in jeder Buchhandlung bestellt werden:
Als Taschenbuch für 14,95 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-8442-9055-4
Als e-Book für 5,49 Euro mit ISBN-Nr. 978-3-7375-0504-8
Das vorliegende Kapitel 8 umfasst im Buch 13 Seiten. Ausschnitte aus den folgenden Kapiteln des Romans werden nacheinander an dieser Stelle vorgestellt.

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