Aus dem Schlusspapier der Familiensynode des Vatikans wurden alle netten Worte über Homosexuelle komplett gestrichen. Ein Supergau für das Verhältnis der katholischen Kirche zu Schwulen und Lesben. Kommentar von David Berger
Von einem „Erbeben" war in der vergangenen Woche noch in nahezu allen Medien die Rede: Die Kirche gehe auf „Homosexuelle zu", habe „ihr Herz für Homos" entdeckt, heiße Schwule und Lesben nun „willkommen".
Das war der gemeinsame Ton, den alle großen internationalen Zeitungen bis hin zu kleinen homosexuellen Szene-Nachrichtenblogs in Deutschland anschlugen. Kritische und warnende Stimmen, die darauf hinwiesen, man solle angesichts netter Worte nicht Erfolge sehen, wo keine zu verzeichnen sind, wollte man nicht hören. Es war ganz einfach journalistisch wesentlich einfacher eine Revolution zu verkaufen als Stillstand. Und schließlich wäre eine solche Neuerung nach den Jahrhunderten kirchlich motivierter Homosexuellenverfolgung ja auch so schön gewesen ...
Von Schwulen und Lesben nun gar keine Rede mehr
Nun wachen auch die letzten auf: Zu früh gejubelt, muss man sich spätestens heute eingestehen. Der Erfolg, der inhaltlich gesehen keiner war, ist nun auch noch geopfert worden. Im Abschlussdokument der Synode fehlen die in der letzten Woche als Erdbeben verkauften Passagen zu Homosexuellen und zu wiederverheirateten Geschiedenen komplett. Grund: sie konnten bei der Abschlussabstimmung nicht die erforderliche Mehrheit finden.
Das Abschlussdokument der Synode ist zunächst ein herber Schlag für die Medien, die hier ohne weitere Überlegungen und ohne jeden fachwissenschaftlichen Hintergrund zum allgemeinen Jubel aufriefen. Aber auch für viele direkt Betroffene, die bereits vorschnell das Kriegsbeil begraben und kritische Stimmen als aus Verbitterung geborene Nörgelei abgetan haben.
Auch der Papst kämpft gegen Homo-Ehe
In Abstimmungen über den „Erdbeben"-Absatz des Entwurfs fiel am Samstag ein Willkommen der Kirche an Homosexuelle komplett durch. Auch ein Abschnitt, in dem es darum geht, ob geschiedene und standesamtlich neu verheiratete Katholiken zur Kommunion zugelassen werden, wurde gestrichen.
Von „willkommenen Homosexuellen", denen man mit „Respekt und Feingefühl begegnen" möchte, und die die Gemeinden bereichern sollen, ist nun keine Rede mehr. Auch die unrealistisch sexualfeindliche Idee, dass man Homo-Partnerschaften dulden kann, so lange sie sexualfrei verlaufen und nicht den Anspruch erheben, eine vollwertige Zivil-Ehe zu sein, war der Synode dann doch verdächtig ketzerisch und politisch zu gefährlich.
Bereits während der Synode hatte dazu der Papst ein unzweideutiges Zeichen gesetzt, als der römische Bürgermeister Ignazio Marino in Rom 16 im Ausland geschlossene Ehen von Lesben und Schwule anerkannte. Umgehend erklärte Papst Franziskus, dass er sich „wenig erfreut zeigt, über den Vorstoß des römischen Bürgermeister Ignazio Marino zugunsten der sogenannten 'Homo-Ehe'".
Papst und Bischöfe gegen das homosexuelle „Gutmenschentum"
Selbst Papst Franziskus hat offensichtlich erkannt, dass er nicht gegen seine Bischöfe regieren kann, es auch strategisch nicht klug wäre, dies zu versuchen. Zumal schwule Themen für ihn, im Unterschied zu seinem Vorgänger, kein wirkliches Herzensanliegen sind.
Neben der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) zum guten Ton gehörenden Absage an eine „Erstarrung", warnte der Papst nun erstmals vor einer "falschen Barmherzigkeit". Sie sei typisch für ein "zerstörerisches Gutmenschentum". Man könne die Wunden der Homosexualität oder der Ehescheidung nicht einfach verbinden, ohne sie vorher behandelt zu haben.
Unglaublicher Rückfall
Dieser Gesinnungswandel hat zwei interessante Aspekte: Zum einen scheinen die völlig verfehlten „Erdbeben-Rufe" die konservativen Bischöfe aufgeschreckt zu haben. Legten sie doch nahe, dass hier etwas revolutioniert werden soll. Revolution ist aber das letzte, was man im Vatikan gemeinhin predigt. Gut gemeint hat hier also im Endeffekt das genaue Gegenteil bewirkt.
Schaut man auch inhaltlich auf das in der letzten Woche Geschehene, muss man feststellen: indem die Bischofssynode Aussagen zur Homosexualität ablehnt, die fast wortgleich bereits seit den frühen 90er Jahren in dem von Josef Kardinal Ratzinger ausgearbeiteten Katechismus stehen, fällt sie deutlich hinter den damals mühsam erkämpften Fortschritt zurück.
Die vorschnelle Rede von einem Erdbeben war nicht nur schädlich, übertrieben und falsch. Jetzt gibt es nicht mal mehr nette Wort für Schwule und Lesben. Wenn wir in der Rückschau von einem Supergau im Verhältnis der Kirche zu Homosexuellen sprechen, kommen wir der Sache wesentlich näher.
Von einem „Erbeben" war in der vergangenen Woche noch in nahezu allen Medien die Rede: Die Kirche gehe auf „Homosexuelle zu", habe „ihr Herz für Homos" entdeckt, heiße Schwule und Lesben nun „willkommen".
Das war der gemeinsame Ton, den alle großen internationalen Zeitungen bis hin zu kleinen homosexuellen Szene-Nachrichtenblogs in Deutschland anschlugen. Kritische und warnende Stimmen, die darauf hinwiesen, man solle angesichts netter Worte nicht Erfolge sehen, wo keine zu verzeichnen sind, wollte man nicht hören. Es war ganz einfach journalistisch wesentlich einfacher eine Revolution zu verkaufen als Stillstand. Und schließlich wäre eine solche Neuerung nach den Jahrhunderten kirchlich motivierter Homosexuellenverfolgung ja auch so schön gewesen ...
Von Schwulen und Lesben nun gar keine Rede mehr
Nun wachen auch die letzten auf: Zu früh gejubelt, muss man sich spätestens heute eingestehen. Der Erfolg, der inhaltlich gesehen keiner war, ist nun auch noch geopfert worden. Im Abschlussdokument der Synode fehlen die in der letzten Woche als Erdbeben verkauften Passagen zu Homosexuellen und zu wiederverheirateten Geschiedenen komplett. Grund: sie konnten bei der Abschlussabstimmung nicht die erforderliche Mehrheit finden.
Das Abschlussdokument der Synode ist zunächst ein herber Schlag für die Medien, die hier ohne weitere Überlegungen und ohne jeden fachwissenschaftlichen Hintergrund zum allgemeinen Jubel aufriefen. Aber auch für viele direkt Betroffene, die bereits vorschnell das Kriegsbeil begraben und kritische Stimmen als aus Verbitterung geborene Nörgelei abgetan haben.
Auch der Papst kämpft gegen Homo-Ehe
In Abstimmungen über den „Erdbeben"-Absatz des Entwurfs fiel am Samstag ein Willkommen der Kirche an Homosexuelle komplett durch. Auch ein Abschnitt, in dem es darum geht, ob geschiedene und standesamtlich neu verheiratete Katholiken zur Kommunion zugelassen werden, wurde gestrichen.
Von „willkommenen Homosexuellen", denen man mit „Respekt und Feingefühl begegnen" möchte, und die die Gemeinden bereichern sollen, ist nun keine Rede mehr. Auch die unrealistisch sexualfeindliche Idee, dass man Homo-Partnerschaften dulden kann, so lange sie sexualfrei verlaufen und nicht den Anspruch erheben, eine vollwertige Zivil-Ehe zu sein, war der Synode dann doch verdächtig ketzerisch und politisch zu gefährlich.
Bereits während der Synode hatte dazu der Papst ein unzweideutiges Zeichen gesetzt, als der römische Bürgermeister Ignazio Marino in Rom 16 im Ausland geschlossene Ehen von Lesben und Schwule anerkannte. Umgehend erklärte Papst Franziskus, dass er sich „wenig erfreut zeigt, über den Vorstoß des römischen Bürgermeister Ignazio Marino zugunsten der sogenannten 'Homo-Ehe'".
Papst und Bischöfe gegen das homosexuelle „Gutmenschentum"
Selbst Papst Franziskus hat offensichtlich erkannt, dass er nicht gegen seine Bischöfe regieren kann, es auch strategisch nicht klug wäre, dies zu versuchen. Zumal schwule Themen für ihn, im Unterschied zu seinem Vorgänger, kein wirkliches Herzensanliegen sind.
Neben der seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) zum guten Ton gehörenden Absage an eine „Erstarrung", warnte der Papst nun erstmals vor einer "falschen Barmherzigkeit". Sie sei typisch für ein "zerstörerisches Gutmenschentum". Man könne die Wunden der Homosexualität oder der Ehescheidung nicht einfach verbinden, ohne sie vorher behandelt zu haben.
Unglaublicher Rückfall
Dieser Gesinnungswandel hat zwei interessante Aspekte: Zum einen scheinen die völlig verfehlten „Erdbeben-Rufe" die konservativen Bischöfe aufgeschreckt zu haben. Legten sie doch nahe, dass hier etwas revolutioniert werden soll. Revolution ist aber das letzte, was man im Vatikan gemeinhin predigt. Gut gemeint hat hier also im Endeffekt das genaue Gegenteil bewirkt.
Schaut man auch inhaltlich auf das in der letzten Woche Geschehene, muss man feststellen: indem die Bischofssynode Aussagen zur Homosexualität ablehnt, die fast wortgleich bereits seit den frühen 90er Jahren in dem von Josef Kardinal Ratzinger ausgearbeiteten Katechismus stehen, fällt sie deutlich hinter den damals mühsam erkämpften Fortschritt zurück.
Die vorschnelle Rede von einem Erdbeben war nicht nur schädlich, übertrieben und falsch. Jetzt gibt es nicht mal mehr nette Wort für Schwule und Lesben. Wenn wir in der Rückschau von einem Supergau im Verhältnis der Kirche zu Homosexuellen sprechen, kommen wir der Sache wesentlich näher.
Video: Schockierendes Video: Wie Sie nicht reagieren sollten, wenn Ihr Kind Ihnen sagt, dass es schwul ist
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