
- Aufgrund der feuchten Wetterverhältnisse suchen Spinnen besonders im Herbst Zuflucht in unseren Wohnungen.
- Gerade die Hauswinkelspinne ist jetzt wieder öfter zu sehen – eine Expertin erklärt nun, was dran ist.
Wenn die Temperaturen sinken, ziehen sich Spinnen nach drinnen zurück. Keller, Garagen, aber auch unsere Wohnungen scheinen für Hauswinkelspinnen, Zitterspinnen und Sackspinnen ein angenehmer Ort zu sein.
Oft wird dann regelmäßig zu Herbstbeginn von einer Spinnen-Invasion gesprochen – groß, bissig und zahlreich sollen die Achtbeiner sein.
Tatsächlich gibt es im Frühjahr mehr Spinnen als im Herbst: Viele Tiere sterben nämlich im Sommer oder werden von natürlichen Feinden gefressen.
Birgit Balkenhol beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit Spinnen. HuffPost hat bei der Zoologin im Senckenberg Forschungsinstitut nachgefragt.
Zoologin: 2018 gibt es nun weniger Spinnen als 2017
Sie ist der Meinung, dass wir dieses Jahr eher weniger Spinnen zu Gesicht bekommen werden:
“Durch den Hitze-Sommer 2018 müssten wir nicht mehr Spinnen, sondern eher weniger haben. Da Spinnen bei zu viel Hitze und kaum Regen vertrocknen, dürfte der Hitze-Sommer dieses Jahr vielen den Garaus gemacht haben.”
Einer angeblichen Spinnen-Invasion kann sie nicht zustimmen. Besonders im Falle der Hauswinkelspinne, die in Deutschland weit verbreitet ist, gebe es viel Halbwissen, wie Balkenhol sagt:
“Viele Medien schreiben, dass die Hauswinkelspinne ab Herbstbeginn in unsere Häuser drängt. Dabei stimmt das gar nicht. Diese Art von Spinne lebt das ganze Jahr bei uns, nur oft fällt es uns eben nicht auf, weil das Tier nur knapp über einen Zentimeter groß ist.”
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Hauswinkelspinnen überall oder irren wir uns?
Warum wir somit gerade im Herbst glauben, mehr Hauswinkelspinnen zu sehen, erklärte Bernhard Huber, Sektionsleiter Arachnida und Kurator am Forschungsmuseum Koenig in Bonn, gegenüber FOCUS Online: Das sei nur dem Umstand geschuldet, dass diese Spinnenart besonders groß und auffällig wäre.
Im Spätsommer machen sich die Männchen auf die Suche nach Weibchen und geraten dabei in Waschbecken und Badewannen aus denen sie nicht mehr fliehen können. Das sei der Hauptgrund, warum sie scheinbar häufiger werden.
“Ich habe seit 30 Jahren tagtäglich mit Spinnen zu tun und wurde nie gebissen”
Der Hauswinkelspinne wird auch nachgesagt, dass sie beißen kann. Aber ist sie deshalb eine Gefahr für uns Menschen?
“Nein”, sagt Zoologin Birgit Balkenhol und erklärt:
“Die Tiere können zwar beißen, aber die Spinnen, die bei uns in Deutschland leben, dringen gar nicht erst durch unsere dicke Haut. In Europa existieren mehr als 1000 Arten und die meisten sind nur zwei Millimeter groß. Der Hauswinkelspinne sagt man nach, dass ihr Biss sich wie ein Nadelstich anfühlen soll. Ich selbst kann das nicht bestätigen. Ich habe seit 30 Jahren tagtäglich mit den Tieren zu tun und wurde nie gebissen.”
Es gebe nur drei Arten, bei denen wir die Bisse als schmerzhaft empfinden: die Plattbauspinne, die Wasserspinne und der Ammen-Dornfinger. Die Wunden könnten dann so aussehen wie nach einem Bienen- oder Wespenstich und mit ähnlichen Krankheitssymptomen wie Übelkeit, Schwellungen und leichtem Fieber einhergehen.
Gefährlicher wäre es für den Menschen aber nicht – eine Angst vor einem Spinnenbiss sei laut Birgit Balkenhol demnach unbegründet.
Spinnen retten, nicht töten
Wichtig ist, die Tiere nicht zu töten. Denn “Spinnen sind sehr wichtig fürs Ökosystem”, so Forscher Bernhard Huber. “Als Jäger bilden sie einen wichtige Komponente und wirken regulierend auf andere Wirbellose, vor allem Insekten.”
Daher lieber ein Glas und ein festes Stück Papier nehmen und verirrte Spinnen wieder zurück nach draußen bringen.
(kiru)