800 bis 1100 Euro Gehalt für jeden Bürger, völlig unabhängig davon, ob er arbeitet – klingt nach paradiesischen Zuständen.
Aber ist das auch realistisch?
„Netzwerk Grundeinkommen“ kämpft für die Idee
Auf jeden Fall, findet Ronald Blaschke. Der Diplom-Philiosoph hat vor genau zehn Jahren das „Netzwerk Grundeinkommen“ gegründet. Das Thema sei heute aktueller denn je, sagt der 55-Jährige im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "enorm", das auf „Spiegel Online“ veröffentlich wurde.
Das zentrale Gegenargument, wonach viele Menschen bei einem solchen automatischen Gehalt nicht mehr arbeiten wollten, lässt Blaschke nicht gelten. „Ich sehe eine Humanisierung der Wirtschaft, denn wer sich seinen Job frei aussuchen kann, ist motivierter.“ Davon profitierten Unternehmen und am Ende die gesamte Wirtschaft in Deutschland, weil die Einkommen in den unteren Schichten stiegen.
12.000 Euro Grundeinkommen für ein Jahr
Blaschke steht mit seiner Meinung keineswegs allein da. Das Netzwerk hat nach eigenen Angaben 3700 Mitglieder. Viele Unternehmer fordern schon länger zumindest einen flexibleren Umgang mit dem, was als Arbeit gilt.
Und in Berlin sorgte kürzlich der 29 Jahre alte Michael Bohmeyer für Aufsehen. Er wollte mit einer Crowdfunding-Kampagne 12.000 Euro einsammeln, um einem Menschen zwölf Monate lang das bedingungslose Grundeinkommen in Höhe von 1000 Euro zu finanzieren. Ein Experiment. Am Ende kamen sogar über 52.000 Euro zusammen. Aber Crowdfunding ist sicher nicht die Antwort auf die Frage, wie sich das Grundeinkommen in großem Maße finanzieren ließe.
Woher sollen 873 Milliarden Euro kommen?
Auf der Homepage des Netzwerks lässt sich deswegen nachlesen, wie genau ein Grundeinkommen aussehen könnte. Dort werden verschiedene Modelle vorgestellt, mit Finanzbedarf.
Der teuerste Vorschlag, das sogenannte Existenzgeld, würde demnach 873 Milliarden Euro kosten. Zu teuer für Deutschland?
50 Prozent aller Netto-Einkommen sollen abgegeben werden
Keineswegs, findet Blaschke. Er verweist darauf, dass sechs der vorgestellten Modelle komplett durchgerechnet seien – im Fall des Existenzgelds zum Beispiel soll das Geld unter anderem durch eine „Take half“-Abgabe eingenommen werden.
Bedeutet: Jeder Bürger, jedes Unternehmen soll 50 Prozent seines Netto-Einkommens abgeben. Kaum vorstellbar, dass dieser Vorschlag eine demokratische Mehrheit findet.
„Freiheit bedeutet immer auch Verantwortung“
Blaschke wertet das „Netzwerk Grundeinkommen“ als Erfolg – zum Beispiel, weil das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei.
Wie schwierig eine konkrete Umsetzung würde, weiß er allerdings auch. „Weil es einen Kulturbruch bedeuten würde; einen Bruch mit der Vorstellung, dass Leistung nur ist, was sich am Markt verwerten lässt, egal ob sinnvoll oder nicht“, sagt er im „enorm“-Interview. „Jeder Mensch hätte plötzlich das Recht, sich frei zu entfalten. Und Freiheit bedeutet immer auch Verantwortung, klar. So etwas gab es ja noch nie.“
Zufrieden? „Schauen Sie sich die Nichtwähler an“
Der Mitarbeiter von Linke-Spitzenpolitikerin Katja Kipping hält das bedingungslose Grundeinkommen dennoch für unerlässlich. Er sei davon überzeugt, „dass Freiheit eine bedingungslose gesicherte materielle Basis braucht“.
Und letztlich gehe es den Menschen in Deutschland offensichtlich nicht so gut, wie es scheint. „Schauen Sie sich doch nur mal den Anteil von Nichtwählern an“, sagte Blaschke dem Magazin. „Das ist doch eine Klatsche für alle Regierungsparteien.“
Da hat der Mann irgendwie Recht. Also warum nicht mal drüber nachdenken, unsere Definition von Leistung zu überdenken? Schaden können neue Ideen jedenfalls nicht.
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Aber ist das auch realistisch?
„Netzwerk Grundeinkommen“ kämpft für die Idee
Auf jeden Fall, findet Ronald Blaschke. Der Diplom-Philiosoph hat vor genau zehn Jahren das „Netzwerk Grundeinkommen“ gegründet. Das Thema sei heute aktueller denn je, sagt der 55-Jährige im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "enorm", das auf „Spiegel Online“ veröffentlich wurde.
Das zentrale Gegenargument, wonach viele Menschen bei einem solchen automatischen Gehalt nicht mehr arbeiten wollten, lässt Blaschke nicht gelten. „Ich sehe eine Humanisierung der Wirtschaft, denn wer sich seinen Job frei aussuchen kann, ist motivierter.“ Davon profitierten Unternehmen und am Ende die gesamte Wirtschaft in Deutschland, weil die Einkommen in den unteren Schichten stiegen.
12.000 Euro Grundeinkommen für ein Jahr
Blaschke steht mit seiner Meinung keineswegs allein da. Das Netzwerk hat nach eigenen Angaben 3700 Mitglieder. Viele Unternehmer fordern schon länger zumindest einen flexibleren Umgang mit dem, was als Arbeit gilt.
Und in Berlin sorgte kürzlich der 29 Jahre alte Michael Bohmeyer für Aufsehen. Er wollte mit einer Crowdfunding-Kampagne 12.000 Euro einsammeln, um einem Menschen zwölf Monate lang das bedingungslose Grundeinkommen in Höhe von 1000 Euro zu finanzieren. Ein Experiment. Am Ende kamen sogar über 52.000 Euro zusammen. Aber Crowdfunding ist sicher nicht die Antwort auf die Frage, wie sich das Grundeinkommen in großem Maße finanzieren ließe.
Woher sollen 873 Milliarden Euro kommen?
Auf der Homepage des Netzwerks lässt sich deswegen nachlesen, wie genau ein Grundeinkommen aussehen könnte. Dort werden verschiedene Modelle vorgestellt, mit Finanzbedarf.
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Der teuerste Vorschlag, das sogenannte Existenzgeld, würde demnach 873 Milliarden Euro kosten. Zu teuer für Deutschland?
50 Prozent aller Netto-Einkommen sollen abgegeben werden
Keineswegs, findet Blaschke. Er verweist darauf, dass sechs der vorgestellten Modelle komplett durchgerechnet seien – im Fall des Existenzgelds zum Beispiel soll das Geld unter anderem durch eine „Take half“-Abgabe eingenommen werden.
Bedeutet: Jeder Bürger, jedes Unternehmen soll 50 Prozent seines Netto-Einkommens abgeben. Kaum vorstellbar, dass dieser Vorschlag eine demokratische Mehrheit findet.
„Freiheit bedeutet immer auch Verantwortung“
Blaschke wertet das „Netzwerk Grundeinkommen“ als Erfolg – zum Beispiel, weil das Thema in der Mitte der Gesellschaft angekommen sei.
Wie schwierig eine konkrete Umsetzung würde, weiß er allerdings auch. „Weil es einen Kulturbruch bedeuten würde; einen Bruch mit der Vorstellung, dass Leistung nur ist, was sich am Markt verwerten lässt, egal ob sinnvoll oder nicht“, sagt er im „enorm“-Interview. „Jeder Mensch hätte plötzlich das Recht, sich frei zu entfalten. Und Freiheit bedeutet immer auch Verantwortung, klar. So etwas gab es ja noch nie.“
Zufrieden? „Schauen Sie sich die Nichtwähler an“
Der Mitarbeiter von Linke-Spitzenpolitikerin Katja Kipping hält das bedingungslose Grundeinkommen dennoch für unerlässlich. Er sei davon überzeugt, „dass Freiheit eine bedingungslose gesicherte materielle Basis braucht“.
Und letztlich gehe es den Menschen in Deutschland offensichtlich nicht so gut, wie es scheint. „Schauen Sie sich doch nur mal den Anteil von Nichtwählern an“, sagte Blaschke dem Magazin. „Das ist doch eine Klatsche für alle Regierungsparteien.“
Da hat der Mann irgendwie Recht. Also warum nicht mal drüber nachdenken, unsere Definition von Leistung zu überdenken? Schaden können neue Ideen jedenfalls nicht.
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