Von heute an beraten in New York Vertreter aller Nationen und vieler NGOs über die künftigen globalen UN-Entwicklungsziele. Die Bilanz der bisherigen: Es gibt Erfolge, ja. Hunderte Millionen Menschen seit 1990 einen höheren Lebensstandard erreicht.
Für die Gesundheit von Müttern und Kindern wurde jedoch nicht genug getan.
Rund eine Milliarde Menschen sind ausgeschlossen von uns selbstverständlichen Dingen wie Toiletten und guter medizinischer Versorgung.
Wenn man daran nichts ändert, nimmt man neben großen Ungerechtigkeiten auch in Kauf, dass Millionen Menschen in einer Dauerkrise leben, statt an ihrer Zukunft zu arbeiten. Die Ebola-Epidemie in Westafrika zeigt sehr deutlich die jahrlangen Versäumnisse beim Aufbau guter Gesundheitssysteme.
Leidtragende sind vor allem Kinder. Immer noch stirbt alle 4 bis 5 Sekunden ein Mädchen oder ein Junge vor dem 5. Lebensjahr - an vermeidbaren Ursachen wie Geburtskomplikationen, Malaria, Durchfall und Lungenentzündung. Dabei könnten die betroffenen Kinder in den meisten Fällen mit einfachen und preiswerten Maßnahmen gerettet werden.
Dieses stille Sterben ist unnötig.
Es kann gestoppt werden - die Weltgemeinschaft und die betroffenen Staaten müssen handeln. Solange eine junge Frau aus Sierra Leone keinen Ort findet, an dem sie ihr Kind sicher zur Welt bringen kann, solange Durchfall hunderttausende Kleinkinder so schwächt, dass sie daran sterben, hat keiner seine Aufgabe erfüllt.
Besonders dramatisch ist die Situation in Konflikt- und Krisenregionen. In fragilen Staaten wird keines der Millenniumsentwicklungsziele auch nur annähernd erreicht. 22 von 34 Ländern, die die MDG nicht erreicht haben, sind Konfliktländer. Auch deshalb ist es absehbar, dass das Thema Frieden in den Post-2015-Zielen unter Ziel 16 aufgenommen wird.
Das bedeutet, dass wir in Deutschland, aber auch international den Fokus auf Kinder in den ärmsten Ländern und auf konsequente Friedensförderung legen sollten. Nur wenn wir Konflikte in einem frühen Stadium erkennen und bereits zu diesem Zeitpunkt Mediatoren und Experten entsenden, die zwischen den Konfliktparteien vermitteln, hat Frieden eine Chance. Friedenspolitik braucht einen vorausschauenden Ansatz.
Konfliktprävention bedeutet zugleich Armutsbekämpfung.
Denn Armut ist eine wesentliche Ursache für die Entstehung von Konflikten. In einem Land mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 250 US-Dollar liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Konflikt ausbricht, bei 15%. In einem Land mit einem jährlichen Pro-Kopf-Einkommen von 5000 US-Dollar beträgt die Wahrscheinlichkeit weniger als 1%.
Tausende Kinder und Jugendliche wollen gerechte und nachhaltige Entwicklungsziele
Bei World Vision gingen in den vergangenen Wochen tausende persönlich formulierter Wünsche für eine Welt ohne Hunger, ohne Umweltzerstörung und mit ausreichender Gesundheitsfürsorge ein. Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland schlossen sich unter dem Motto „5 fürs Leben" der Kampagne „Gesunde Kinder Weltweit" an sprachen sich so für gerechte und nachhaltige Entwicklungsziele aus.
Eine Berliner Grundschulklasse ließ heute am Brandenburger Tor fünf riesige Trauerballons in den Himmel steigen, um auf die verheerende Gesundheitssituation für viele Kinder und Mütter aufmerksam zu machen. Ihrem Engagement folgten mehrere Abgeordnete des Deutschen Bundestags, indem sie auf einer großen Geburtstagskarte den Wunsch unterschrieben, dass jedes Kind seinen 5. Geburtstag und natürlich viele weitere erleben soll.
Diese Karte ist ein Merkzettel für die Politik.
Die Botschaft lautet: Wir haben Grund, uns zu freuen, wenn es uns gelingt, auch die ärmsten Kinder gesund aufwachsen zu sehen und wie diese Berliner Grundschulkinder den Sprung in die Schule zu schaffen.
Bitte nehmen Sie diesen Merkzettel an. Wir können eine Milliarde Menschen nicht einfach zurücklassen.