Der Ausdruck „Craft Bier" (= „Handwerksbier") stammt aus den USA und steht für Biere, die von Hand gefertigt sind von unabhängigen, kleinen und traditionell brauenden Betrieben. Einfach gesagt: Craft Bier ist Bier, welches nicht von den großen Industriebrauereien hergestellt ist, die weniger den Geschmack als vielmehr die breite Absatzmenge im Blick haben.
Ursprünglich sollte es eine Gegen-Bier-Bewegung (einen Gegensatz) zu den amerikanischen Industriebieren der großen Brauer(eien) wie Budweiser oder Miller Coors bilden. Mittlerweile ist auf dem Biermarkt jedoch ein regelrechter Craft Bier Boom auszumachen: Die Craft-Bier-Bewegung kommt mehr und mehr auch in Deutschland und Europa an, erstmalig übersteigt die Anzahl der Neugründungen von Brauereien (meist Micro Brauereien mit Craft Spezialitäten) wieder die Anzahl der schließenden Betriebe.
Der Ausdruck Craft Bier wird bei uns oftmals anders verstanden. Unter vielen deutschen Bierkennern ist es verschrien als gepanscht oder nicht reinheitsgebotskonform - deshalb schlecht. Als Braumeister bin ich aber froh, dass dieser Trend auch Deutschland erreicht. Die Bierlandschaft kann schließlich von so einer Entwicklung nur profitieren.
Auf Twitter konnte man lesen: „Der Craft-Bier-Trend stoppt die Verwarsteinerisierung". Diese meint: Mehr und mehr tendieren mittelgroße und große Brauereien zu einem Einheitsbräu. Große deutsche Pilsbiere haben schon lange nichts mehr mit echtem Pils zu tun. Langweilige, charakterlose Biere überschwemmen den Markt. Die großen deutschen Brauereien können ihre Umsätze nur durch Kampfangebotspreise halten, da steht die Kiste „Premiumbier" wie z.B. Bitburger oder Franziskaner bald regelmäßig für 10 Euro im Getränkehandel.
Marketing ist inzwischen bei diesen „Premiumbieren" wichtiger als der Geschmack, was unter anderem an den verschiedensten Flaschenfarben oder der steigenden Anzahl an Individualflaschen seit einiger Zeit zu erkennen ist. Hier kann der Trend der Craft-Biere mit seiner Wertschätzung für die Experimentierfreudigkeit kleiner Brauereien tatsächlich den Industriebrauereien erstmalig seit Langem etwas entgegensetzen.
Den Craft-Brauern ist die Flaschenform erst einmal völlig egal. Braun muss die Flasche sein, um das Bier vor dem Lichteinfall zu schützen. Die Etiketten werden meist von den Brauern oder deren Freunden selbst entworfen, mit Sicherheit werden keine teuren Grafiker engagiert.
Der hohe Preis der Craft-Biere kommt also nicht durch hohe Werbekosten oder übertriebene Sponsoring Verträge von 1.Liga-Clubs zustande, sondern durch die geringen Mengen, den hohen personellen Einsatz, die höheren Rohstoffkosten und natürlich: Die weitaus höhere individuelle handwerkliche Arbeit, nämlich die Idee und die Zusammensetzung des Bieres und die Orientierung des Braumeisters an einem wirklich guten, aromatischen Geschmack und nicht an einem Bier für den Massengeschmack.
Das Vorurteil, Craft Biere verstoßen per se gegen das deutsche Reinheitsgebot ist nicht gerechtfertigt, jedoch verständlich. Denn viele der Biere, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind, kommen aus den USA oder anderen Importländern und sind somit nicht dem Reinheitsgebot unterworfen.
Bei Kreationen wie einem Lavendel-Honig-Bier kann schnell der Eindruck entstehen, Craft Biere sind Biere mit extravaganten Zusätzen. In meinen Augen wird das Craft-Bier das Reinheitsgebot nicht entthronen, im Gegenteil, es bietet kleineren Brauereien die Chance, sich neu zu erfinden. Auf alle Fälle ist es für die Bierkultur ein Segen, denn Craft Bier ist in aller Munde. Und auch die Weintrinker probieren eher ein Craft-Bier als ein dahergelaufenes fades Fernsehbier.
Mit dem Reinheitsgebot hat man als Braumeister jede Menge Spielraum, um Bierspezialitäten herzustellen. So gibt es unglaublich viele verschiedene Hefesorten: Schon heute werden von einigen Brauereien mehrere Hefestämme zur Vergärung verwendet, so auch Ale-Hefen oder Champagner-Hefen. Alleine mit den verschiedenen Hefesorten lässt sich eine riesenhafte Bandbreite verschiedenster Geschmacks- und Geruchsnoten kreieren.
Weiter geht es mit dem Hopfen: Die neuen Aromahopfensorten, bspw. aus Hüll, beschreiben die neue Vielfalt schon mit ihrem Namen. Die neuen Sterne am Hopfenhimmel sind Mandarina Bavaria, Hüll Melon oder Polaris Hopfen, die dem Bier eine außergewöhnliche Geschmacksnote wie Mandarine, Melone oder Eisbonbon verleihen.
Aber auch beim Herstellungsverfahren gibt es innerhalb des Reinheitsgebots weitläufige Spielräume, so kann das Bier z.B. in Whisky oder Scotchfässern abgelagert werden, oder man kann Hopfengaben zu späteren Zeitpunkten (z.B. im Lagertank) durchführen. Dies alles erlaubt das Reinheitsgebot, denn es ändert nichts an der Zusammensetzung des Bieres, welches ausschließlich aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe bestehen darf.
Den deutschen Biermarkt stelle ich mir in einigen Jahren deutlich diversifizierter vor, sodass einige der großen Brauereien mit Sicherheit Abstriche machen, Spezialitäten anbieten und wieder charakterstärkere Biere brauen werden. Durch die Kampfpreise der großen Brauer und deren Einheitsplörre hat das Bier an Stellenwert verloren, die wenigsten wollen einen angemessenen Preis für solide Braukunst mit hochwertigen Zutaten bezahlen. Die „Craft-Bier Bewegung" kann in dieser Hinsicht eine Trendwende einläuten.
Klar ist jedoch, um hier auch die negativen Einflüsse des Craft-Bier Trends zu beleuchten, dass ein Schokoladenstout durch die einfache Zugabe von Schokolade nicht dem Reinheitsgebot entspricht. Auch als Craft-Bier Fan kann ich diese Mischung nicht als Bier gelten lassen, das Gleiche gilt für Kompositionen mit Lavendel, Litschi oder Walnüssen. Diese speziell „verfeinerten" (oft sind die Zugaben gut, manchmal aber auch grauslich) Biere sind Biermischgetränke und nicht ausdrücklich Craft-Biere.
Wie oben schon erwähnt, kann z.B. ein Schokoladenaroma durch spezielle Malzröstungen (mit Caramellmalz und einem hohen Restzuckergehalt) auch innerhalb des Reinheitsgebots ohne Schokoladenzugabe erreicht werden. Da muss sich allerdings der Braumeister etwas mehr ins Zeug legen, um diesen Geschmack am Ende wirklich zu treffen.
Bevor wir also als deutsche Braumeister die amerikanischen Panscherkollegen imitieren und morgen zum Sternfrucht kaufen in den nächsten Supermarkt gehen, sollten wir die Grenzen des im nächsten Jahr 500 Jahre alt werdenden Reinheitsgebots erst einmal voll ausschöpfen. Die Spielräume durch verschiedene Hefen, Getreide-, Hopfensorten, Gär- und Maischverfahren, Röstungen des Malz oder der Anlagentechnologie sind so enorm, dass wir in der nächsten Zeit keine weiteren (nicht reinheitsgebotskonformen) Zugaben benötigen.
Als deutscher Bierliebhaber muss man hinter dem deutschen Reinheitsgebot stehen, denn durch dieses wird deutsches Bier in der Welt einzigartig. Nur in Deutschland weiß man, wenn man eine ordentliche Schaumkrone auf dem Pilsglas stehen hat, dass der Braumeister gute Arbeit geleistet hat. Denn im Ausland kann der Schaum jederzeit durch Alginate und andere Schaumstabilisatoren hergezüchtet sein.
Natürlich darf jeder seinem Bier zugeben was er möchte, um allerdings das Reinheitsgebot zu schützen gehören diese Kreationen dann anders genannt - z.B. Biermisch-Kreation.
Ursprünglich sollte es eine Gegen-Bier-Bewegung (einen Gegensatz) zu den amerikanischen Industriebieren der großen Brauer(eien) wie Budweiser oder Miller Coors bilden. Mittlerweile ist auf dem Biermarkt jedoch ein regelrechter Craft Bier Boom auszumachen: Die Craft-Bier-Bewegung kommt mehr und mehr auch in Deutschland und Europa an, erstmalig übersteigt die Anzahl der Neugründungen von Brauereien (meist Micro Brauereien mit Craft Spezialitäten) wieder die Anzahl der schließenden Betriebe.
Der Ausdruck Craft Bier wird bei uns oftmals anders verstanden. Unter vielen deutschen Bierkennern ist es verschrien als gepanscht oder nicht reinheitsgebotskonform - deshalb schlecht. Als Braumeister bin ich aber froh, dass dieser Trend auch Deutschland erreicht. Die Bierlandschaft kann schließlich von so einer Entwicklung nur profitieren.
Auf Twitter konnte man lesen: „Der Craft-Bier-Trend stoppt die Verwarsteinerisierung". Diese meint: Mehr und mehr tendieren mittelgroße und große Brauereien zu einem Einheitsbräu. Große deutsche Pilsbiere haben schon lange nichts mehr mit echtem Pils zu tun. Langweilige, charakterlose Biere überschwemmen den Markt. Die großen deutschen Brauereien können ihre Umsätze nur durch Kampfangebotspreise halten, da steht die Kiste „Premiumbier" wie z.B. Bitburger oder Franziskaner bald regelmäßig für 10 Euro im Getränkehandel.
Marketing ist inzwischen bei diesen „Premiumbieren" wichtiger als der Geschmack, was unter anderem an den verschiedensten Flaschenfarben oder der steigenden Anzahl an Individualflaschen seit einiger Zeit zu erkennen ist. Hier kann der Trend der Craft-Biere mit seiner Wertschätzung für die Experimentierfreudigkeit kleiner Brauereien tatsächlich den Industriebrauereien erstmalig seit Langem etwas entgegensetzen.
Den Craft-Brauern ist die Flaschenform erst einmal völlig egal. Braun muss die Flasche sein, um das Bier vor dem Lichteinfall zu schützen. Die Etiketten werden meist von den Brauern oder deren Freunden selbst entworfen, mit Sicherheit werden keine teuren Grafiker engagiert.
Der hohe Preis der Craft-Biere kommt also nicht durch hohe Werbekosten oder übertriebene Sponsoring Verträge von 1.Liga-Clubs zustande, sondern durch die geringen Mengen, den hohen personellen Einsatz, die höheren Rohstoffkosten und natürlich: Die weitaus höhere individuelle handwerkliche Arbeit, nämlich die Idee und die Zusammensetzung des Bieres und die Orientierung des Braumeisters an einem wirklich guten, aromatischen Geschmack und nicht an einem Bier für den Massengeschmack.
Das Vorurteil, Craft Biere verstoßen per se gegen das deutsche Reinheitsgebot ist nicht gerechtfertigt, jedoch verständlich. Denn viele der Biere, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind, kommen aus den USA oder anderen Importländern und sind somit nicht dem Reinheitsgebot unterworfen.
Bei Kreationen wie einem Lavendel-Honig-Bier kann schnell der Eindruck entstehen, Craft Biere sind Biere mit extravaganten Zusätzen. In meinen Augen wird das Craft-Bier das Reinheitsgebot nicht entthronen, im Gegenteil, es bietet kleineren Brauereien die Chance, sich neu zu erfinden. Auf alle Fälle ist es für die Bierkultur ein Segen, denn Craft Bier ist in aller Munde. Und auch die Weintrinker probieren eher ein Craft-Bier als ein dahergelaufenes fades Fernsehbier.
Mit dem Reinheitsgebot hat man als Braumeister jede Menge Spielraum, um Bierspezialitäten herzustellen. So gibt es unglaublich viele verschiedene Hefesorten: Schon heute werden von einigen Brauereien mehrere Hefestämme zur Vergärung verwendet, so auch Ale-Hefen oder Champagner-Hefen. Alleine mit den verschiedenen Hefesorten lässt sich eine riesenhafte Bandbreite verschiedenster Geschmacks- und Geruchsnoten kreieren.
Weiter geht es mit dem Hopfen: Die neuen Aromahopfensorten, bspw. aus Hüll, beschreiben die neue Vielfalt schon mit ihrem Namen. Die neuen Sterne am Hopfenhimmel sind Mandarina Bavaria, Hüll Melon oder Polaris Hopfen, die dem Bier eine außergewöhnliche Geschmacksnote wie Mandarine, Melone oder Eisbonbon verleihen.
Aber auch beim Herstellungsverfahren gibt es innerhalb des Reinheitsgebots weitläufige Spielräume, so kann das Bier z.B. in Whisky oder Scotchfässern abgelagert werden, oder man kann Hopfengaben zu späteren Zeitpunkten (z.B. im Lagertank) durchführen. Dies alles erlaubt das Reinheitsgebot, denn es ändert nichts an der Zusammensetzung des Bieres, welches ausschließlich aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe bestehen darf.
Den deutschen Biermarkt stelle ich mir in einigen Jahren deutlich diversifizierter vor, sodass einige der großen Brauereien mit Sicherheit Abstriche machen, Spezialitäten anbieten und wieder charakterstärkere Biere brauen werden. Durch die Kampfpreise der großen Brauer und deren Einheitsplörre hat das Bier an Stellenwert verloren, die wenigsten wollen einen angemessenen Preis für solide Braukunst mit hochwertigen Zutaten bezahlen. Die „Craft-Bier Bewegung" kann in dieser Hinsicht eine Trendwende einläuten.
Klar ist jedoch, um hier auch die negativen Einflüsse des Craft-Bier Trends zu beleuchten, dass ein Schokoladenstout durch die einfache Zugabe von Schokolade nicht dem Reinheitsgebot entspricht. Auch als Craft-Bier Fan kann ich diese Mischung nicht als Bier gelten lassen, das Gleiche gilt für Kompositionen mit Lavendel, Litschi oder Walnüssen. Diese speziell „verfeinerten" (oft sind die Zugaben gut, manchmal aber auch grauslich) Biere sind Biermischgetränke und nicht ausdrücklich Craft-Biere.
Wie oben schon erwähnt, kann z.B. ein Schokoladenaroma durch spezielle Malzröstungen (mit Caramellmalz und einem hohen Restzuckergehalt) auch innerhalb des Reinheitsgebots ohne Schokoladenzugabe erreicht werden. Da muss sich allerdings der Braumeister etwas mehr ins Zeug legen, um diesen Geschmack am Ende wirklich zu treffen.
Bevor wir also als deutsche Braumeister die amerikanischen Panscherkollegen imitieren und morgen zum Sternfrucht kaufen in den nächsten Supermarkt gehen, sollten wir die Grenzen des im nächsten Jahr 500 Jahre alt werdenden Reinheitsgebots erst einmal voll ausschöpfen. Die Spielräume durch verschiedene Hefen, Getreide-, Hopfensorten, Gär- und Maischverfahren, Röstungen des Malz oder der Anlagentechnologie sind so enorm, dass wir in der nächsten Zeit keine weiteren (nicht reinheitsgebotskonformen) Zugaben benötigen.
Als deutscher Bierliebhaber muss man hinter dem deutschen Reinheitsgebot stehen, denn durch dieses wird deutsches Bier in der Welt einzigartig. Nur in Deutschland weiß man, wenn man eine ordentliche Schaumkrone auf dem Pilsglas stehen hat, dass der Braumeister gute Arbeit geleistet hat. Denn im Ausland kann der Schaum jederzeit durch Alginate und andere Schaumstabilisatoren hergezüchtet sein.
Natürlich darf jeder seinem Bier zugeben was er möchte, um allerdings das Reinheitsgebot zu schützen gehören diese Kreationen dann anders genannt - z.B. Biermisch-Kreation.