Es ist ein verdammt merkwürdiges Gefühl: Da stehe ich seit Jahren voll im Beruf, werde häufig nach meiner Auftragslage, meinen Themen gefragt - und dann ist plötzlich nur noch mein Bauch interessant. Weil ich schwanger bin. Ist ja schön, aber ich interessiere mich schon noch für andere Dinge. Wollte am Anfang nur keiner verstehen
Der Moment, an dem ich wusste, dass mein Leben endgültig auf dem Kopf steht, war nicht der des Ultraschalls. Es war der Moment, in dem ich meinen Mutterpass zum ersten Mal in den Händen hielt.
Genauer: Als ich sah, dass die Frauenärztin schon sämtliche Untersuchungstermine eingetragen hatte. Für das nächste halbe Jahr. Ohne mich zu fragen. Verhandlungsspielraum? Keiner.
Ich arbeite freiberuflich, unter anderem tageweise in zwei Redaktionen. Ich bin es gewohnt, meine privaten Termine irgendwie um diese Dienste drumherum zu planen. Das klappte bisher meist gut.
Nun hatte eine Fremde mir meine Planung, mein Leben, aus der Hand genommen. Und plötzlich - viel früher als ich das erwartet hatte - musste ich mich neu ausrichten. Das war - gelinde gesagt - verwirrend.
Warum wollen alle immer nur von meinem Bauch hören?
Hinzu kam, dass jeder, der von meiner Schwangerschaft erfuhr, nur noch fragte, wie es um meine Gesundheit steht. Nett gemeint, aber ganz ehrlich: Ich bin es nicht gewohnt, dazu viel mehr zu sagen als "alles schick". Dass ich plötzlich von meinen Zipperlein erzählen sollte, war mir eher unangenehm.
Hin und wieder hatte ich auch den Eindruck, ich könne die Leute nur mit Negativem zufriedenstellen. Aber da hätte ich mir was ausdenken müssen - ich musste mich am Anfang ja noch nicht einmal übergeben.
Was mich dagegen beschäftigte, war weiterhin mein Beruf: Wie läuft BizzMiss? Wie verkaufen sich meine Artikel? Wie läuft es in den Redaktionen? Nur wollte dazu keiner mehr etwas hören. Lasst es Euch gesagt sein: Nur weil eine Frau schwanger ist, ist ihr alles andere nicht von jetzt auf gleich egal.
Und sie ist mitunter sehr dankbar, wenn sie über "normale" Dinge reden kann. Auch über den Beruf. Denn das Leben geht für sie im Idealfall erst einmal so weiter wie bisher. Eine Schwangerschaft dauert nicht umsonst bis zu 40 Wochen. Da ist genug Zeit für die Umstellung.
Klar, die kommt irgendwann. Bei mir verlagerten sich die Prioritäten langsam ab dem vierten bis fünften Monat. Dann stellte sich der "Schwangerschaftsmodus" bei mir ein und ich fand es zunehmend spannend, neben dem Beruf auch über Kitas, Kinderwagen und Kreißsäle zu sprechen.
Die kritischen ersten zwölf Wochen waren ausgestanden, die Kinder wuchsen (ja, es werden zwei!) und so langsam kam auch in meinem Kopf an, dass ich meine Situation genießen will. In vollen Zügen. Mit Schwangerschaftsgymnastik, Mozart-Beschallung für die Kids und kiloweise Obst und Haferflocken.
Und die Kids machen jetzt - im sechsten Monat - richtig Spaß. Sie machen bis jetzt genau das, was sie sollen: wachsen und strampeln. Auf den Ultraschallbildern nuckeln sie an ihrem Daumen oder winken schon mal. Das ist - natürlich - umwerfend.
Die Schwangerschaft geht weiter, die Arbeit auch
Genauso toll aber: Entgegen aller Unkenrufe - oh Gott, Zwillinge! - hat mich meine Ärztin bisher noch nicht krank geschrieben. Ich arbeite weiter wie vorher auch. Gut, die frühmorgendlichen Hörfunkdienste habe ich bis auf weiteres gegen spätere eingetauscht.
Aber auch wenn sich für mich zunehmend alles um die Kinder dreht, berufstätig bin ich gerne weiter. Und ja, ich werde noch immer gerne nach meinem Beruf gefragt. Denn auch, wenn ich inzwischen sichtbar schwanger bin, mein Leben besteht aus mehr als meinem Bauch.
So langsam kommt aber ein kleines Dilemma: Wie zum Beispiel kann ich meinen Beitrag für BizzMiss leisten in den kommenden Monaten? Kann ich vorarbeiten? Nicht so einfach bei verschiedenen Auftraggebern. Denn mein Terminkalender sieht jetzt noch chaotischer aus als vorher.
Er ist angereichert um Hebammentermine, Kitabesichtigungen und Babymöbel-Shopping. Und so gerne ich meinen Beruf ausübe - diese Zusatztermine haben inzwischen einen sehr hohen Stellenwert bei mir.
Bald kommt der Mutterschutz. Dann ist es erst einmal vorbei mit Arbeiten. Das wird nochmal spannend. Vielleicht mache ich da ja noch Schwangerschaftsyoga. Oder Aqua-Gymnastik. Oder ich lege mich einfach mal aufs Sofa. Soll ja auch schön sein. Mit der Ruhe ist es bald eh vorbei. Und nächstes Jahr, da freue ich mich dann auch wieder auf die Arbeit.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf BizzMiss - dem Business-Magazin für Frauen mit den Schwerpunkten Karriere und Work-Life-Balance. Einmal wöchentlich erscheint der Newsletter mit den interessantesten Lesetipps der Woche.
Der Moment, an dem ich wusste, dass mein Leben endgültig auf dem Kopf steht, war nicht der des Ultraschalls. Es war der Moment, in dem ich meinen Mutterpass zum ersten Mal in den Händen hielt.
Genauer: Als ich sah, dass die Frauenärztin schon sämtliche Untersuchungstermine eingetragen hatte. Für das nächste halbe Jahr. Ohne mich zu fragen. Verhandlungsspielraum? Keiner.
Ich arbeite freiberuflich, unter anderem tageweise in zwei Redaktionen. Ich bin es gewohnt, meine privaten Termine irgendwie um diese Dienste drumherum zu planen. Das klappte bisher meist gut.
Nun hatte eine Fremde mir meine Planung, mein Leben, aus der Hand genommen. Und plötzlich - viel früher als ich das erwartet hatte - musste ich mich neu ausrichten. Das war - gelinde gesagt - verwirrend.
Warum wollen alle immer nur von meinem Bauch hören?
Hinzu kam, dass jeder, der von meiner Schwangerschaft erfuhr, nur noch fragte, wie es um meine Gesundheit steht. Nett gemeint, aber ganz ehrlich: Ich bin es nicht gewohnt, dazu viel mehr zu sagen als "alles schick". Dass ich plötzlich von meinen Zipperlein erzählen sollte, war mir eher unangenehm.
Hin und wieder hatte ich auch den Eindruck, ich könne die Leute nur mit Negativem zufriedenstellen. Aber da hätte ich mir was ausdenken müssen - ich musste mich am Anfang ja noch nicht einmal übergeben.
Was mich dagegen beschäftigte, war weiterhin mein Beruf: Wie läuft BizzMiss? Wie verkaufen sich meine Artikel? Wie läuft es in den Redaktionen? Nur wollte dazu keiner mehr etwas hören. Lasst es Euch gesagt sein: Nur weil eine Frau schwanger ist, ist ihr alles andere nicht von jetzt auf gleich egal.
Und sie ist mitunter sehr dankbar, wenn sie über "normale" Dinge reden kann. Auch über den Beruf. Denn das Leben geht für sie im Idealfall erst einmal so weiter wie bisher. Eine Schwangerschaft dauert nicht umsonst bis zu 40 Wochen. Da ist genug Zeit für die Umstellung.
Klar, die kommt irgendwann. Bei mir verlagerten sich die Prioritäten langsam ab dem vierten bis fünften Monat. Dann stellte sich der "Schwangerschaftsmodus" bei mir ein und ich fand es zunehmend spannend, neben dem Beruf auch über Kitas, Kinderwagen und Kreißsäle zu sprechen.
Die kritischen ersten zwölf Wochen waren ausgestanden, die Kinder wuchsen (ja, es werden zwei!) und so langsam kam auch in meinem Kopf an, dass ich meine Situation genießen will. In vollen Zügen. Mit Schwangerschaftsgymnastik, Mozart-Beschallung für die Kids und kiloweise Obst und Haferflocken.
Und die Kids machen jetzt - im sechsten Monat - richtig Spaß. Sie machen bis jetzt genau das, was sie sollen: wachsen und strampeln. Auf den Ultraschallbildern nuckeln sie an ihrem Daumen oder winken schon mal. Das ist - natürlich - umwerfend.
Die Schwangerschaft geht weiter, die Arbeit auch
Genauso toll aber: Entgegen aller Unkenrufe - oh Gott, Zwillinge! - hat mich meine Ärztin bisher noch nicht krank geschrieben. Ich arbeite weiter wie vorher auch. Gut, die frühmorgendlichen Hörfunkdienste habe ich bis auf weiteres gegen spätere eingetauscht.
Aber auch wenn sich für mich zunehmend alles um die Kinder dreht, berufstätig bin ich gerne weiter. Und ja, ich werde noch immer gerne nach meinem Beruf gefragt. Denn auch, wenn ich inzwischen sichtbar schwanger bin, mein Leben besteht aus mehr als meinem Bauch.
So langsam kommt aber ein kleines Dilemma: Wie zum Beispiel kann ich meinen Beitrag für BizzMiss leisten in den kommenden Monaten? Kann ich vorarbeiten? Nicht so einfach bei verschiedenen Auftraggebern. Denn mein Terminkalender sieht jetzt noch chaotischer aus als vorher.
Er ist angereichert um Hebammentermine, Kitabesichtigungen und Babymöbel-Shopping. Und so gerne ich meinen Beruf ausübe - diese Zusatztermine haben inzwischen einen sehr hohen Stellenwert bei mir.
Bald kommt der Mutterschutz. Dann ist es erst einmal vorbei mit Arbeiten. Das wird nochmal spannend. Vielleicht mache ich da ja noch Schwangerschaftsyoga. Oder Aqua-Gymnastik. Oder ich lege mich einfach mal aufs Sofa. Soll ja auch schön sein. Mit der Ruhe ist es bald eh vorbei. Und nächstes Jahr, da freue ich mich dann auch wieder auf die Arbeit.
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