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Die verlorene Mahnwache

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Aachen hat Bedeutendes aufzuweisen. Karl der Große hat die Stadt über den Erdkreis berühmt gemacht, im Aachener Dom sind deutsche Kaiser gekrönt worden und die friedensbewegten Bürger der Stadt Aachen sind für ihr Mitgefühl zu Opfern von Kriegen bekannt.

Aachen beheimatet eine prächtige Synagoge, die als Zeichen der Verständigung zwischen den Völkern und Religionen der Stadt am Rand eines bescheidenen islamischen Viertels liegt. Streitigkeiten zwischen Muslimen und Juden werden nicht erwähnt. Sicherheitshalber, sicher unnötigerweise, passt ständig ein bemannter Polizeiwagen vor der Synagoge auf, obwohl der Rechtsextremismus erfolgreich aus Aachen verbannt worden ist und obwohl die Synagoge über einen ausgezeichneten Sicherheitsdienst verfügt, der seinesgleichen in Aachen sucht.

In Aachen leben auch einige Freunde des Staates Israel, die in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft DIG ein Dach gefunden haben. Da die Aachener Bürger, wie die übrigen Bewohner Deutschlands, Israel als Hort des Verbrechens sehen - sie werden nur von Bürger arabischer Staaten in der Kritik an Israel übertroffen - bleiben die 200 Mitglieder der DIG Aachen e.V. gerne anonym, um nicht wie Paria behandelt und von allen gesellschaftlichen Ereignissen der Kaiserstadt ausgeschlossen zu werden. Ein freundlicher Eintrag über die DIG in den führenden bürgerlichen Lokalzeitungen, die alle demselben Verlag angehören, ist so selten, dass sich kaum jemand daran erinnert.

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Trotzdem wurde die Presse zu einem äußerst seltene Ereignis eingeladen. Mit Unterstützung der Jüdischen Gemeinde Aachen JGA hat die DIG eine Mahnwache für die drei ermordeten jüdischen Jugendlichen und dem einen ermordeten jugendlichen Araber in Israel abgehalten.

Die Mahnwache dauert nur 30 Minuten. Der Vorsitzende der DIG, Herr Axel Holst, und das Vorstandsmitglied der JGA, Herr Peter Janku, verurteilen alle Morde. Sie sehen keine Unterschiede zwischen einem toten Juden und einen toten Araber. Kein Mord ist gerechtfertigt.

Dann beklagen sich die Redner, dass Aufrufe zur Tötung von Juden im arabischen Palästina und auf Demonstrationen in Deutschland die Medien, den Mainstream und die Politik unberührt lassen.

Sie betonen die Unterschiede zwischen manchen Arabern, die Morde an Juden öffentlich feiern, und vielen Juden, die den Mord an einem Araber als abscheuliches Verbrechen verurteilen. Im demokratischen Staat Israel werden alle Mörder unabhängig ihrer Nationalität und das ihrer Opfer bestraft. Im diktatorisch und autokratisch regierten arabischen Palästina werden arabische Täter als Helden gefeiert, ihre Familien erhalten fürstliche finanzielle Unterstützungen, die hauptsächlich aus der EU und Deutschland stammen.

Aufrührend und bewegend beklagen beide Redner die europäische und arabische Haltung zu den Morden. Die bisher nicht abgeschlossene Suche der israelischen Sicherheitskräften nach den Mördern der drei Juden wird von der EU als unverhältnismäßig betrachtet, während das schnelle Finden der Mörder des arabischen Jugendlichen mit Krawallen und Angriffen auf die israelische Polizei begleitet wird.

Zwischen den Reden spricht der Rabbiner der JGA das jüdische Totengebet.

30 Sympathisanten Israels, Christen und einige Juden, versammeln sich zur Mahnwache vor der Synagoge. Drei Kurden kommen hinzu und bitten um israelische Flaggen. Eine junge Türkin hört mehrere Minuten lang einem Redner zu, bevor sie den Synagogenplatz verlässt. Gelegentlich spazieren vollkommen in Schwarz verhüllten Matronen im angemessenen Abstand hinter ihren Männern an der Mahnwache vorbei, ohne einen Blick zu verlieren. Sechs Polizisten in drei Polizeiwagen sorgen für die Sicherheit.

Die gesamte Veranstaltung wird vom unangenehmen Lärm orientalischer Musik begleitet, der aus offenen Fenstern des muslimischen Viertels erschallt und zeitgleich mit Abschluss der Mahnwache endet.

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Keine eingeladene Zeitung hat den Termin zur Erinnerung an allen ermordeten Jugendlichen wahrgenommen.

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