Die Europäische Zentralbank (EZB) steht unter enormem Druck: Die Krisenstaaten haben sich zwar aus der starken wirtschaftlichen Schrumpfung gelöst, aber bislang ist es ein Auf ohne Schwung. Das besondere Problem: Die Kreditversorgung der Volkswirtschaften bleibt weiter mau. Zwar sind die Zinsen für Staatsanliehen der Krisenstaaten stark gesunken, aber die Zinsen für Betriebsmittelkredite oder Hypotheken bleiben unverändert hoch.
Im Juni hat die Zentralbank nun ein geldpolitisches Sonderinstrument angekündigt und im Juli näher spezifiziert. Ab Ende dieses Jahres sollen sich die Geschäftsbanken bei der EZB Geld im Volumen von bis zu sieben Prozent ihrer Kreditbestände ohne Staatskredite und Hypotheken zu einem Festzins von 0,25 Prozent auf bis zu vier Jahre borgen können. Als Voraussetzung hierfür müssen sie grob gesprochen nachweisen, dass nach zwei Jahren keine weitere Rückführung des Bilanzvolumens stattgefunden hat. Das ganze läuft unter dem Begriff Targeted Longer-Term Refinancing Operation oder kurz TLTRO.
Die Maßnahmen werfen natürlich eine Reihe von Fragen auf.
Um hier Nationalökonom Josef Schumpeter zu zitieren: „Der Kredit ist das Medium des Unternehmers, sich Kaufkraft zu beschaffen, die es vorher nicht gab." Ökonomisch ist es kaum vorstellbar, dass man eine neue Fabrik oder ein Haus rein aus zuvor gebildeten Rücklagen finanziert. Es entsteht also wenig Neues in der Welt, ohne dass dazu auf Kredite zurückgegriffen wird. Nur ist nicht alles, was über Kredit finanziert wird, dann auch sinnvoll und rentabel. Von Seiten der Zentralbank ist aber klar, dass ohne (hoffentlich sinnvoll verwendete) Kredite auch keine Chance auf Wachstum in den früheren Krisenstaaten besteht.
Zweitens: Warum sind eigentlich in den Krisenstaaten die Staatsanleihenrenditen so stark gefallen, während die Kreditzinsen für Unternehmen und Haushalte weiter hoch bleiben?
In der Tat ist das ein gewisses Rätsel. In der Vergangenheit bewegten sich beide im starken Gleichlauf. In Deutschland oder Frankreich ist das auch weiterhin so. In Italien oder Spanien ist dies aber seit der Krise nicht mehr der Fall. Eine mögliche Erklärung ist die unterschiedliche Behandlung in der Bankenregulierung. Für den Kauf von Staatsanleihen ist kein Eigenkapital erforderlich. Für die Vergabe von Krediten aber sehr wohl. Eine gut kapitalisierte Bank würde beide Geschäfte machen, wenn sie sich günstig genug finanzieren kann. Dass das in den Krisenstaaten nicht der Fall ist, kann man als Indiz für eine unzureichende Kapitalisierung werten. Eine andere mögliche Erklärung: Der Kreditnehmermarkt ist stark gespalten. Banken würden nur denjenigen gerne Kredite gewähren, die sie nicht benötigen. Wer aber einen braucht, wird als solcher Wackelkandidat eingestuft, dass die Institute ihm keinen Kredit geben wollen.
Drittens: Werden die Banken die TLTRO-Mittel in Anspruch nehmen? Und was werden sie damit machen?
Die EZB bietet den Geschäftsbanken sehr attraktive Kreditbedingungen und versieht sie auch mit sehr geringen Auflagen. Entsprechend dürfte die Nachfrage nach den Mitteln relativ hoch sein. Anders sieht das vermutlich bei der Verwendung aus. Die TLTROs sind kein Ersatz für zu geringes Eigenkapital und sie senken auch nicht die Ausfallwahrscheinlichkeit potenzieller Kreditnehmer. Somit ist eher nicht zu erwarten, dass sie den großen Durchbruch bei der Kreditvergabe bringen.
Die Mittel erinnern dafür in ihrer Fristigkeit an Bankschuldverschreibungen. Das gilt übrigens auch für das Volumen. Sieben Prozent der Bilanzsumme ohne Staatskredite und Hypotheken entsprechen rund 400 Mrd. Euro und damit ziemlich genau dem Volumen von Bankbonds von bis zu zwei Jahren Laufzeit. Nur dass die TLTROs natürlich für die Banken - gerade in den Krisenländern - die deutlich günstigere Finanzierungsform sein werden. Plausibel wäre also eine breitere Ablösung von teurer Bondfinanzierung durch billige EZB-Finanzierung. Auf dem Umweg höherer Profitabilität würde das natürlich auch der Eigenkapitalbasis helfen. Aber halt nur sehr indirekt.
In Summe kann man die Motivation der EZB für diese Tender gut nachvollziehen. Problematischer dürfte sein, dass das gewählte Instrument nicht wirklich passgenau für die Problemlage ist. Die Zentralbank ist für die Passgenauigkeit auch gar nicht zuständig - Rekapitalisierungen wären ja Aufgabe der jeweiligen Finanzminister. So bleibt zunächst wohl wirklich der Effekt, dass es sich erst mal nur um billiges Geld für die Banken handelt, das diese dann hoffentlich sinnvoll nutzen.
Im Juni hat die Zentralbank nun ein geldpolitisches Sonderinstrument angekündigt und im Juli näher spezifiziert. Ab Ende dieses Jahres sollen sich die Geschäftsbanken bei der EZB Geld im Volumen von bis zu sieben Prozent ihrer Kreditbestände ohne Staatskredite und Hypotheken zu einem Festzins von 0,25 Prozent auf bis zu vier Jahre borgen können. Als Voraussetzung hierfür müssen sie grob gesprochen nachweisen, dass nach zwei Jahren keine weitere Rückführung des Bilanzvolumens stattgefunden hat. Das ganze läuft unter dem Begriff Targeted Longer-Term Refinancing Operation oder kurz TLTRO.
Die Maßnahmen werfen natürlich eine Reihe von Fragen auf.
Um hier Nationalökonom Josef Schumpeter zu zitieren: „Der Kredit ist das Medium des Unternehmers, sich Kaufkraft zu beschaffen, die es vorher nicht gab." Ökonomisch ist es kaum vorstellbar, dass man eine neue Fabrik oder ein Haus rein aus zuvor gebildeten Rücklagen finanziert. Es entsteht also wenig Neues in der Welt, ohne dass dazu auf Kredite zurückgegriffen wird. Nur ist nicht alles, was über Kredit finanziert wird, dann auch sinnvoll und rentabel. Von Seiten der Zentralbank ist aber klar, dass ohne (hoffentlich sinnvoll verwendete) Kredite auch keine Chance auf Wachstum in den früheren Krisenstaaten besteht.
Zweitens: Warum sind eigentlich in den Krisenstaaten die Staatsanleihenrenditen so stark gefallen, während die Kreditzinsen für Unternehmen und Haushalte weiter hoch bleiben?
In der Tat ist das ein gewisses Rätsel. In der Vergangenheit bewegten sich beide im starken Gleichlauf. In Deutschland oder Frankreich ist das auch weiterhin so. In Italien oder Spanien ist dies aber seit der Krise nicht mehr der Fall. Eine mögliche Erklärung ist die unterschiedliche Behandlung in der Bankenregulierung. Für den Kauf von Staatsanleihen ist kein Eigenkapital erforderlich. Für die Vergabe von Krediten aber sehr wohl. Eine gut kapitalisierte Bank würde beide Geschäfte machen, wenn sie sich günstig genug finanzieren kann. Dass das in den Krisenstaaten nicht der Fall ist, kann man als Indiz für eine unzureichende Kapitalisierung werten. Eine andere mögliche Erklärung: Der Kreditnehmermarkt ist stark gespalten. Banken würden nur denjenigen gerne Kredite gewähren, die sie nicht benötigen. Wer aber einen braucht, wird als solcher Wackelkandidat eingestuft, dass die Institute ihm keinen Kredit geben wollen.
Drittens: Werden die Banken die TLTRO-Mittel in Anspruch nehmen? Und was werden sie damit machen?
Die EZB bietet den Geschäftsbanken sehr attraktive Kreditbedingungen und versieht sie auch mit sehr geringen Auflagen. Entsprechend dürfte die Nachfrage nach den Mitteln relativ hoch sein. Anders sieht das vermutlich bei der Verwendung aus. Die TLTROs sind kein Ersatz für zu geringes Eigenkapital und sie senken auch nicht die Ausfallwahrscheinlichkeit potenzieller Kreditnehmer. Somit ist eher nicht zu erwarten, dass sie den großen Durchbruch bei der Kreditvergabe bringen.
Die Mittel erinnern dafür in ihrer Fristigkeit an Bankschuldverschreibungen. Das gilt übrigens auch für das Volumen. Sieben Prozent der Bilanzsumme ohne Staatskredite und Hypotheken entsprechen rund 400 Mrd. Euro und damit ziemlich genau dem Volumen von Bankbonds von bis zu zwei Jahren Laufzeit. Nur dass die TLTROs natürlich für die Banken - gerade in den Krisenländern - die deutlich günstigere Finanzierungsform sein werden. Plausibel wäre also eine breitere Ablösung von teurer Bondfinanzierung durch billige EZB-Finanzierung. Auf dem Umweg höherer Profitabilität würde das natürlich auch der Eigenkapitalbasis helfen. Aber halt nur sehr indirekt.
In Summe kann man die Motivation der EZB für diese Tender gut nachvollziehen. Problematischer dürfte sein, dass das gewählte Instrument nicht wirklich passgenau für die Problemlage ist. Die Zentralbank ist für die Passgenauigkeit auch gar nicht zuständig - Rekapitalisierungen wären ja Aufgabe der jeweiligen Finanzminister. So bleibt zunächst wohl wirklich der Effekt, dass es sich erst mal nur um billiges Geld für die Banken handelt, das diese dann hoffentlich sinnvoll nutzen.