Normalerweise würde Johann Westhauser seit Tagen auf der Intensivstation liegen. Stattdessen harrt der Höhlenforscher bei Temperaturen um vier Grad im Dunkeln in 1000 Metern Tiefe aus. Jetzt endlich ist ein Arzt bei ihm. Der Mediziner war gut einen Tag unterwegs - ein Kollege vor ihm hatte aufgeben müssen.
"Der österreichische Arzt und die Italiener haben den Patienten erreicht", hieß es knapp in der Textnachricht, die das Einsatzteam in draußen am Mittwochabend über das eigens installierte Funksystem aus 1000 Metern Tiefe bekam. Der Arzt wird Westhauser nun untersuchen, soweit möglich behandeln - und dann entscheiden, wann und wie die Rettung beginnen soll - und die wird eine Herausforderung.
Steinschlag hatte am Sonntagmorgen den erfahrenen und bestens trainierten Mitentdecker der Riesending-Schachthöhle und seine beiden Kollegen überrascht. Der 52-Jährige hing am Seil, als ihn ein Brocken am Kopf traf. Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma.
Westhausers Kollegen schafften es, den Schwerverletzten an einen trockenen und windgeschützten Ort zu legen. Viel ist nicht bekannt über seinen Zustand, trotz des Höhlen-Kommunikationssystems Cavelink, das Helfer für die Rettung aufgebaut haben.
Er sei stabil, fast immer ansprechbar, könne zeitweise mit Hilfe stehen, sagt der Frankfurter Neurochirurg und erfahrene Höhlenarzt Michael Petermeyer, der das Einsatzteam verstärkt.
Wie es dem Verunglückten psychisch geht nach Tagen in Dunkelheit und bei Kälte, schwer verletzt und ohne medizinische Hilfe? Zumindest weiß Westhauser, was die Aktion bedeutet. Er ist Höhlenretter, hat an vielen Übungen teilgenommen - und geprobt, was nun für ihn selbst gefährlicher Ernstfall ist.
Westhauser habe wahrscheinlich das Schlimmste nach der Verletzung überstanden, sagt Petermeyer. Aber: "Wir haben recht wenig Vorerfahrung mit einem unbehandelten Schädel-Hirn-Trauma."
Es sei Neuland, eine solche Verletzung ohne intensivmedizinische Methoden zu behandeln. Etwa ein Herunterkühlen des Körpers sei in der Höhle unmöglich. "Das wäre eine absolute vitale Gefährdung. Wir haben keine Ressourcen da unten, einen Patienten wieder zu erwärmen." Auskühlen gehört bei Höhlenunfällen sogar zu den größten Gefahren.
Der Zustand des Baden-Württembergers müsse bei einem möglichen Rücktransport von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute neu bewertet werden. Die Einschätzung der Transportfähigkeit sei "immer eine Gratwanderung". "Das Verbleiben in der Höhle unter diesen Bedingungen ist per se eine Gefährdung. Und dagegen ist abzuwägen die Gefährdung, die der Patient durch den Transport eingeht."
Alle hoffen nun, dass endlich ein Arzt unten ankommt. Ein erster Mediziner musste umkehren, ein zweiter in einem Biwak pausieren. Nun versucht er mit einem italienischen Arzt zusammen, den Verletzten zu erreichen. Petermeyer war einer von drei Ärzten, der bei einer europaweiten Suche ausfindig gemacht wurde, um zu helfen.
Die Einsatzleitung hatte international um Hilfe gebeten. Experten aus Österreich, Italien und der Schweiz sind angereist - nur die besten Höhlenretter können in solche Tiefen vordringen. Sie müssen durch enge Schächte und senkrechte Passagen. Nur der Schein der Stirnlampen wirft gespenstische Schatten auf die feuchten Felswände. Allein die Dunkelheit und langen Strecken zurück ans Licht sind eine Extrembelastung, der nur die Stärksten trotzen.
Diejenigen, die aus der Höhle kommen, werden psychologisch betreut. "Sie sind unglaublich erschöpft und mental stark belastet", erklärt der Vizevorsitzende der Bergwacht Bayern, Stefan Schneider.
Inzwischen haben Helfer den Weg für die Rettung präpariert, Fußtritte aus Metallstiften gebaut, Haken gebohrt und zusätzliche Seile gezogen. Experten prüfen Meter für Meter der sieben Kilometer langen Strecke. "Wir haben einige Engstellen, aber keine Stellen, die wir als extrem kritisch erachten", sagt Einsatzleiter Nils Bräunig.
Die Frage, ob Stellen für die Rettung zu eng sind, scheint geklärt: "Wir gehen davon aus, dass wir die Passagen ohne Erweiterung passieren können." Wann der Höhenforscher wieder am Tageslicht sein wird, ist trotz allem offen. Es gibt da unten zu viele Unwägbarkeiten, sagt Bräunig. "Wir haben keine Prognose."
"Der österreichische Arzt und die Italiener haben den Patienten erreicht", hieß es knapp in der Textnachricht, die das Einsatzteam in draußen am Mittwochabend über das eigens installierte Funksystem aus 1000 Metern Tiefe bekam. Der Arzt wird Westhauser nun untersuchen, soweit möglich behandeln - und dann entscheiden, wann und wie die Rettung beginnen soll - und die wird eine Herausforderung.
Steinschlag hatte am Sonntagmorgen den erfahrenen und bestens trainierten Mitentdecker der Riesending-Schachthöhle und seine beiden Kollegen überrascht. Der 52-Jährige hing am Seil, als ihn ein Brocken am Kopf traf. Er erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma.
Westhausers Kollegen schafften es, den Schwerverletzten an einen trockenen und windgeschützten Ort zu legen. Viel ist nicht bekannt über seinen Zustand, trotz des Höhlen-Kommunikationssystems Cavelink, das Helfer für die Rettung aufgebaut haben.
Er sei stabil, fast immer ansprechbar, könne zeitweise mit Hilfe stehen, sagt der Frankfurter Neurochirurg und erfahrene Höhlenarzt Michael Petermeyer, der das Einsatzteam verstärkt.
Wie es dem Verunglückten psychisch geht nach Tagen in Dunkelheit und bei Kälte, schwer verletzt und ohne medizinische Hilfe? Zumindest weiß Westhauser, was die Aktion bedeutet. Er ist Höhlenretter, hat an vielen Übungen teilgenommen - und geprobt, was nun für ihn selbst gefährlicher Ernstfall ist.
Westhauser habe wahrscheinlich das Schlimmste nach der Verletzung überstanden, sagt Petermeyer. Aber: "Wir haben recht wenig Vorerfahrung mit einem unbehandelten Schädel-Hirn-Trauma."
Es sei Neuland, eine solche Verletzung ohne intensivmedizinische Methoden zu behandeln. Etwa ein Herunterkühlen des Körpers sei in der Höhle unmöglich. "Das wäre eine absolute vitale Gefährdung. Wir haben keine Ressourcen da unten, einen Patienten wieder zu erwärmen." Auskühlen gehört bei Höhlenunfällen sogar zu den größten Gefahren.
Der Zustand des Baden-Württembergers müsse bei einem möglichen Rücktransport von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute neu bewertet werden. Die Einschätzung der Transportfähigkeit sei "immer eine Gratwanderung". "Das Verbleiben in der Höhle unter diesen Bedingungen ist per se eine Gefährdung. Und dagegen ist abzuwägen die Gefährdung, die der Patient durch den Transport eingeht."
Alle hoffen nun, dass endlich ein Arzt unten ankommt. Ein erster Mediziner musste umkehren, ein zweiter in einem Biwak pausieren. Nun versucht er mit einem italienischen Arzt zusammen, den Verletzten zu erreichen. Petermeyer war einer von drei Ärzten, der bei einer europaweiten Suche ausfindig gemacht wurde, um zu helfen.
Die Einsatzleitung hatte international um Hilfe gebeten. Experten aus Österreich, Italien und der Schweiz sind angereist - nur die besten Höhlenretter können in solche Tiefen vordringen. Sie müssen durch enge Schächte und senkrechte Passagen. Nur der Schein der Stirnlampen wirft gespenstische Schatten auf die feuchten Felswände. Allein die Dunkelheit und langen Strecken zurück ans Licht sind eine Extrembelastung, der nur die Stärksten trotzen.
Diejenigen, die aus der Höhle kommen, werden psychologisch betreut. "Sie sind unglaublich erschöpft und mental stark belastet", erklärt der Vizevorsitzende der Bergwacht Bayern, Stefan Schneider.
Inzwischen haben Helfer den Weg für die Rettung präpariert, Fußtritte aus Metallstiften gebaut, Haken gebohrt und zusätzliche Seile gezogen. Experten prüfen Meter für Meter der sieben Kilometer langen Strecke. "Wir haben einige Engstellen, aber keine Stellen, die wir als extrem kritisch erachten", sagt Einsatzleiter Nils Bräunig.
Die Frage, ob Stellen für die Rettung zu eng sind, scheint geklärt: "Wir gehen davon aus, dass wir die Passagen ohne Erweiterung passieren können." Wann der Höhenforscher wieder am Tageslicht sein wird, ist trotz allem offen. Es gibt da unten zu viele Unwägbarkeiten, sagt Bräunig. "Wir haben keine Prognose."
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