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Songwriter George Ezra: Einer unter vielen oder der neue Bob Dylan?

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Kennen Sie George Ezra? Nein? Aber wahrscheinlich kennen Sie seinen Song "Budapest". Er läuft seit Wochen auf sämtlichen Radio-Playlists der Republik.

Fun Fact: George Ezra war bis zu diesem Wochenende noch nie in Budapest und hat schon gar kein Haus dort. "Der Song handelt von Dingen, die ich nicht haben kann. Es ist mal etwas anderes, denn meist singt man über Sachen, die man schon hat und die einem besonders viel bedeuten", erklärte der Sänger in einem Interview mit dem Nachrichtensender "n-tv".

Dass er noch nie in der Stadt war, die er in seinem Hit besingt, sollte sich nun ändern: Vergangene Woche trat Ezra eine mehrtägige Reise von seiner Heimatstadt Bristol nach Budapest an, um endlich sein erstes Konzert in der ungarischen Hauptstadt zu spielen. Eine Handvoll Journalisten und zwei Dutzend Fans nahm er mit. Wir waren auch dabei und haben auf dem Trip den jungen Songwriter näher kennengelernt.





George Ezra spielt "Budapest" bei seinem ersten Konzert in Budapest

„Entweder du bist von Natur aus ein Arschloch oder du bist es nicht. Daran ändert auch deine Berühmtheit nichts.“

Man könnte meinen, ein Plattenvertrag bei dem Riesen-Label Sony würde bei einem 20-Jährigen eine rasante Entwicklung auslösen. Doch im persönlichen Gespräch lernt man einen jungen Musiker kennen, der nicht ganz versteht, warum die Menschen auf einmal laut kreischen, wenn er den Raum betritt.

Die Gefahr, durch den Erfolg arrogant zu werden oder abzuheben, sieht er nicht. „Entweder du bist von Natur aus ein Arschloch oder du bist es nicht. Daran ändert auch deine Berühmtheit nichts“, sagte er der Huffington Post.

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HuffPost-Autor Jan und George Ezra im Bahnhof Keleti in Budapest


Bei seinem Konzert in Budapest kommt George Ezra mit leicht schüchterner Haltung auf die Bühne. Etwas verlegen winkt er seinen jubelnden Fans. Dann greift er zur Gitarre und schon ist all die Zurückhaltung wie weggeblasen. Oft schließt er die Augen, wenn er spielt - verliert sich manchmal in kleinen Riffs, die er zwischen seinen Songs ausprobiert. Dann scheint er sich wieder an die Zuschauer vor ihm zu erinnern und beginnt mit dem nächsten Lied.

Tiefe Stimme, schnelle Blues-Rhythmen

Virtuos wirbelt er mit seiner tiefen Stimme durch die Texte und verfehlt die Töne nie. Sein Körper wiegt sich in den schnellen Blues-Rhythmen. Die Gitarre zieht er oft nach links oben weg und unterstreicht damit seine wirkungsvollen, kurzen Pausen.

Eine spartanische Bühnenperformance, die viele andere Shows um Längen schlägt, da man spürt, dass sie ehrlich ist. Da sind nur er und seine Gitarre, zusätzliches Tam-Tam lehnt er ab.

Georges Gitarre ist seine Identität

George Ezra spielt fast immer auf dem gleichen Instrument, einer Gretsch. Der Steg ist mittlerweile nicht mehr schwarz - er hat die Farbe nach zahlreichen Gigs verloren. "Sie ist von 1959 und nervt richtig. Sie braucht absurd viel Pflege und bei jedem Soundcheck muss erst einmal geprüft werden, ob sie noch funktioniert, aber ich liebe sie," erklärt er.

Seine Gitarre ist sein treuer Begleiter, seine Passion, seine Identität. Oft fühlt man sich an einen Bluesmusiker der 60er Jahre erinnert, der auf Züge aufspringt, am Lagerfeuer sitzt und introvertiert vor sich hin zupft.

Potential zu einem neuen Bob Dylan

Das ist auch der Grund, warum er oft als der neue Bob Dylan bezeichnet wird. Der Unterschied: Der legendäre Folkmusiker aus Minnesota zeichnete sich schon früh in seiner Karriere durch Egomanie und Starallüren aus. Von solchen Attitüden ist George Ezra bisher noch weit entfernt.

Doch das Potential zu einem ähnlich großen Songwriter hat er. Seine Fähigkeit einfühlsame Texte zu schreiben, die die Leute fesseln und Generationen von Musikern beeinflussen könnten, wird den jungen Brite vielleicht schon bald auf eine Stufe mit dem großen Dylan bringen.

Endlich mal wieder ein echter Musiker

Wenn er spielt, scheint er die Umgebung völlig auszublenden. Diese künstlerische Introvertiertheit, die George Ezra auszeichnet, lässt ihn glaubwürdig und sympathisch erscheinen.

Endlich mal keine Playback-Marionette, keine nach Aufmerksamkeit heischende Skandalnudel, die ihre musikalische Unzulänglichkeit mit peinlichen Aktionen im Internet ausbügeln muss. Endlich mal wieder ein echter Musiker, der ganz klassisch seinen Song ans Radio geschickt hat und nicht durch eine Castingshow bekannt wurde.

Wie lange wird er der unschuldige Gitarrenspieler bleiben?

Wir fragen uns dennoch ein wenig ängstlich: Wie lange wird er dieser unschuldige Gitarrenspieler bleiben? Wird der Erfolg ihn am Ende doch verändern und ihn abstürzen lassen, wie so manch anderen vielversprechenden Musiker vor ihm? Bitte nicht du, George! Die Musiklandschaft braucht dringend wieder ehrliche und starke Persönlichkeiten, denen der eigene Ruhm nicht zu Kopf steigt.

Am 30. Juni erscheint sein erstes Album "Wanted on Voyage". Parallel dazu startet seine große Tournee. Nach Auftritten beim Hurricane und dem Southside Festival wird er Ende des Sommers wissen, wie sich das stressige Leben eines erfolgreichen Musikers anfühlt.

"Solange ich weitere Auftritte spielen kann, bin ich ein glücklicher Junge", versichert er. Hoffen wir, dass es so bleibt.


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