Wer sich als Kleinsparer mal so richtig schön in Depressionen stürzen will, muss derzeit nur auf den einschlägigen Nachrichtenkanälen die Börsenberichterstattung verfolgen.
„Der DAX auf dem Weg zur 10.000-Punkte-Marke“, „Rekordjagd an den Aktienmärkten“, „Händler in Euphorie“: Die Party ist längst im Gange. Doch Normalverdiener bekommen davon nur die Echos mit. Viele haben nicht genug Geld übrig, um in Aktien zu investieren.
Anderen sind Aktien und auch Fonds zu risikoreich, wenn es um die Altersvorsorge geht. Kurz: Was der DAX macht, interessiert viele Deutsche so intensiv wie eine Kompanie umfallender Reissäcke in China.
Verkorkste Reform der Lebensversicherungen
Für Millionen deutsche Sparer war die Lebensversicherung bisher eine gute Alternative. Die Auszahlungssumme speiste sich aus drei Faktoren: dem eingezahlten Kapital, der Garantieverzinsung und der Gewinnbeteiligung.
So war lange Zeit eine Verzinsung über dem Inflationsniveau gewährleistet, gleichzeitig gab es, je nach Marktlage, die Chance auf eine gute Überschussbeteiligung - als Sahnehäubchen oben drauf. Eine sehr deutsche Anlageform, die richtige Mischung aus Sicherheit und Risiko. So war es bisher.
Am Mittwoch hat das Bundeskabinett nun eine weitreichende Reform der Lebensversicherungen beschlossen. Für Neuverträge soll der Garantiezins bald nur noch bei 1,25 Prozent liegen. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2000 lag der Garantiezins bei vier Prozent. Damit möchte die Regierung Merkel auf die anhaltend niedrigen Kapitalmarktzinsen reagieren.
Tatsächlich aber dreht sie damit dem Modell Lebensversicherung langsam den Saft ab. Sollte nämlich die Inflationsrate wieder auf die von der EU angestrebten zwei Prozent steigen, könnten Lebensversicherungen noch nicht einmal mehr den Inflationsausgleich garantieren.
Kein Lobby-Projekt
Im Gegenzug sollen die Versicherungskunden stärker an den Risikogewinnen der Versicherungsgesellschaften beteiligt werden. Die können in guten Jahren tatsächlich zur Wertsteigerung einer Lebensversicherung beitragen.
Wenn es aber an den Börsen kracht, würde die Police an Wert verlieren. Die Sparer würden in die Röhre schauen. Und das, obwohl man ihnen jahrelang gepredigt hat, sie müssten mehr Eigenverantwortung übernehmen. Zum Beispiel durch den Abschluss von Lebensversicherungen.
Damit es klar ist: Diese Reform ist nicht das Ergebnis von Lobbyarbeit. Selbst der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) stellt infrage, ob alle nötigen Änderungen wie geplant schon zum 1. Januar 2015 umgesetzt werden können. Den Garantiezins hätte der GDV erst 2016 senken wollen.
Nein, die Reform ist das Produkt einer verfehlten Finanz- und Zinspolitik seitens der Bundesregierung und der Europäischen Zentralbank.
Angst vor „Senioren-Hartz“
Es ist ein Skandal, dass Kleinsparer seit Jahren mit ihrer Angst vor der Altersarmut allein gelassen werden. All jene Babyboomer, die in den kommenden Jahren in Rente gehen, mag das nicht mehr so sehr interessieren. Sie bekommen immer noch eine sehr beachtliche Rente, die private Vorsorge ist da nur die Wurst auf das bereits vorhandene Brot.
Auch die Besserverdiener dürften der Zukunft gelassen entgegen sehen, sie können Kapital beiseite schaffen, weil sie weit mehr verdienen als sie ausgeben können.
Wer heute jedoch Anfang 20 ist, muss etwa 75.000 Euro mehr in die Rentenkasse einzahlen, als später durchschnittlich ausbezahlt wird. Ohne eine private Police würde vielen Millionen Deutschen im Rentenalter die Grundsicherung drohen. Volksmund: „Senioren-Hartz“.
Sparer haben nicht aufgemuckt
Da ist es aus Sicht der jungen Generation mehr als einfach nur ein lässliches Ärgernis, dass sie gerade um die Früchte ihrer frühen Beitragsjahre gebracht werden. In privaten Rentenversicherungen bilden sie durch Zins und Zinseszins den Kapitalstock. Kein Jahr wirft gewöhnlich so viel Ertrag ab wie das erste Beitragsjahr. Für diese Einsicht muss man nicht BWL studiert haben, es reichen Mathematikkenntnisse aus der sechsten Klasse.
Doch weder von der Bundesregierung noch von der EZB sind bisher Signale zu vernehmen, dass die Niedrigzinspolitik ein Ende hat. Im Gegenteil: Durch die Reform der Lebensversicherungen wird einem attraktiven und beliebten Angebot auch noch der Faktor Sicherheit geraubt.
Bisher haben die Sparer nicht aufgemuckt. Sparkassen-Chef Georg Fahrenschon hat jüngst ausgerechnet, dass die Niedrigzinspolitik allein den Deutschen jährlich 15 Milliarden Euro kostet. Das sind, ob Kind oder Greis, 200 Euro pro Kopf. Über ein oder zwei Jahre geht das gut. Aber langsam rückt die Schmerzgrenze näher.
„Der DAX auf dem Weg zur 10.000-Punkte-Marke“, „Rekordjagd an den Aktienmärkten“, „Händler in Euphorie“: Die Party ist längst im Gange. Doch Normalverdiener bekommen davon nur die Echos mit. Viele haben nicht genug Geld übrig, um in Aktien zu investieren.
Anderen sind Aktien und auch Fonds zu risikoreich, wenn es um die Altersvorsorge geht. Kurz: Was der DAX macht, interessiert viele Deutsche so intensiv wie eine Kompanie umfallender Reissäcke in China.
Verkorkste Reform der Lebensversicherungen
Für Millionen deutsche Sparer war die Lebensversicherung bisher eine gute Alternative. Die Auszahlungssumme speiste sich aus drei Faktoren: dem eingezahlten Kapital, der Garantieverzinsung und der Gewinnbeteiligung.
So war lange Zeit eine Verzinsung über dem Inflationsniveau gewährleistet, gleichzeitig gab es, je nach Marktlage, die Chance auf eine gute Überschussbeteiligung - als Sahnehäubchen oben drauf. Eine sehr deutsche Anlageform, die richtige Mischung aus Sicherheit und Risiko. So war es bisher.
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Am Mittwoch hat das Bundeskabinett nun eine weitreichende Reform der Lebensversicherungen beschlossen. Für Neuverträge soll der Garantiezins bald nur noch bei 1,25 Prozent liegen. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2000 lag der Garantiezins bei vier Prozent. Damit möchte die Regierung Merkel auf die anhaltend niedrigen Kapitalmarktzinsen reagieren.
Tatsächlich aber dreht sie damit dem Modell Lebensversicherung langsam den Saft ab. Sollte nämlich die Inflationsrate wieder auf die von der EU angestrebten zwei Prozent steigen, könnten Lebensversicherungen noch nicht einmal mehr den Inflationsausgleich garantieren.
Kein Lobby-Projekt
Im Gegenzug sollen die Versicherungskunden stärker an den Risikogewinnen der Versicherungsgesellschaften beteiligt werden. Die können in guten Jahren tatsächlich zur Wertsteigerung einer Lebensversicherung beitragen.
Wenn es aber an den Börsen kracht, würde die Police an Wert verlieren. Die Sparer würden in die Röhre schauen. Und das, obwohl man ihnen jahrelang gepredigt hat, sie müssten mehr Eigenverantwortung übernehmen. Zum Beispiel durch den Abschluss von Lebensversicherungen.
Damit es klar ist: Diese Reform ist nicht das Ergebnis von Lobbyarbeit. Selbst der Gesamtverband der Deutschen Versicherer (GDV) stellt infrage, ob alle nötigen Änderungen wie geplant schon zum 1. Januar 2015 umgesetzt werden können. Den Garantiezins hätte der GDV erst 2016 senken wollen.
Nein, die Reform ist das Produkt einer verfehlten Finanz- und Zinspolitik seitens der Bundesregierung und der Europäischen Zentralbank.
Angst vor „Senioren-Hartz“
Es ist ein Skandal, dass Kleinsparer seit Jahren mit ihrer Angst vor der Altersarmut allein gelassen werden. All jene Babyboomer, die in den kommenden Jahren in Rente gehen, mag das nicht mehr so sehr interessieren. Sie bekommen immer noch eine sehr beachtliche Rente, die private Vorsorge ist da nur die Wurst auf das bereits vorhandene Brot.
Auch die Besserverdiener dürften der Zukunft gelassen entgegen sehen, sie können Kapital beiseite schaffen, weil sie weit mehr verdienen als sie ausgeben können.
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Wer heute jedoch Anfang 20 ist, muss etwa 75.000 Euro mehr in die Rentenkasse einzahlen, als später durchschnittlich ausbezahlt wird. Ohne eine private Police würde vielen Millionen Deutschen im Rentenalter die Grundsicherung drohen. Volksmund: „Senioren-Hartz“.
Sparer haben nicht aufgemuckt
Da ist es aus Sicht der jungen Generation mehr als einfach nur ein lässliches Ärgernis, dass sie gerade um die Früchte ihrer frühen Beitragsjahre gebracht werden. In privaten Rentenversicherungen bilden sie durch Zins und Zinseszins den Kapitalstock. Kein Jahr wirft gewöhnlich so viel Ertrag ab wie das erste Beitragsjahr. Für diese Einsicht muss man nicht BWL studiert haben, es reichen Mathematikkenntnisse aus der sechsten Klasse.
Doch weder von der Bundesregierung noch von der EZB sind bisher Signale zu vernehmen, dass die Niedrigzinspolitik ein Ende hat. Im Gegenteil: Durch die Reform der Lebensversicherungen wird einem attraktiven und beliebten Angebot auch noch der Faktor Sicherheit geraubt.
Bisher haben die Sparer nicht aufgemuckt. Sparkassen-Chef Georg Fahrenschon hat jüngst ausgerechnet, dass die Niedrigzinspolitik allein den Deutschen jährlich 15 Milliarden Euro kostet. Das sind, ob Kind oder Greis, 200 Euro pro Kopf. Über ein oder zwei Jahre geht das gut. Aber langsam rückt die Schmerzgrenze näher.
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