Meine geliebten Kinder,
die Sommerferien haben noch gar nicht angefangen und schon tauchen Fotos von Ausflügen ins Disneyland bei Instagram und Twitter auf. (Das sind Webseiten, wo Erwachsene ihr Leben vergleichen.) Ich stelle mir schon vor, wie ihr Geschichten von Freunden in der Schule hört. Über Magic Space Mountain Hill oder wie das heißt, über Pfannkuchen, die wie der Kopf von Mickey Maus geformt sind, darüber, dass man dort vor dem Schlafengehen heiße Schokolade und Schokokekse von Goofy serviert bekommt.
Ich bin sicher, ihr fragt euch schon, ob wir nach Disneyland oder Disney World fahren. Ich habe schlechte Nachrichten. Das tun wir nicht.
Ihr wisst, dass ich euch alle zutiefst liebe. Was ihr auch wissen müsst: Der Gedanke, euch drei und die Dinge, die ihr braucht, um im Flugzeug am Leben zu bleiben, für einen Urlaub im Vergnügungspark mitzunehmen, macht mich körperlich krank.
Ich meine es ernst. Ich würde lieber Fensterreiniger trinken, als mich mit euch Kindern, die ich liebe, in ein Hotelzimmer zu zwängen. Schaut mich an. Ihr werdet keine Spur von Spott in meinem Gesicht finden, wenn ich sage, dass ich lieber noch einmal Wehen durchleben würde als stundenlang in der Sonne anzustehen, um 15 Minuten in einem Fahrgeschäft zu verbringen.
Bitte weint nicht. Ich habe viel darüber nachgedacht.
Warum sollte ich mit euch nach Disneyland fahren, wenn schon ein Gang durch das Frühstücksflocken-Regal im Supermarkt so viel Ärger bringt? Ich kann schon all das "Kaufst du mir das? Kaufst du mir das?" hören, nur dass es dann um Produkte geht, bei denen die Preise um 900 Prozent erhöht sind. Und meine Seele flüstert: "NEIN, DISNEY. NEIN."
Leute, ihr wisst, dass ich nicht gegen Disney bin. Ich rücke die 20 Euro pro DVD raus und lasse sie euch wieder und wieder und wieder anschauen. Ich habe sogar die Lieder heruntergeladen, damit ihr sie im Auto hören könnt, also wagt es nicht zu sagen, ich sei anti-Disney.
Ich habe auch nichts gegen Spaß. Wir machen Ausflüge mit dem Fahrrad. Wir backen zusammen. Wir machen einen Spaziergang im Park. Ich habe einen Brief von der Bücherei bekommen, die ihr Sommer-Leseprogramm startet. Ich weiß, das kann nicht damit mithalten, sich mit einer 18-jährigen Schauspielerin im Simba-Kostüm fotografieren zu lassen, aber ich tue mein Bestes.
Geht es um das Geld? Nicht wirklich, aber andererseits: Wenn ich mit euch nach Disneyland fahre, wäre das, als würde ich dafür bezahlen, gefoltert zu werden. Und dafür ist mir mein hart erarbeitetes Geld zu schade. Versteht ihr, was ich sage? Ich würde lieber ohne Betäubung Stachelschwein-Drillinge zur Welt bringen, als in einer Art Zalando für Kinder Mutter sein zu müssen. Alles ist schön. Alles fühlt sich magisch an, aber am Ende hat man ein überzogenes Konto.
Ich weiß, ihr übernachtet gern in Hotels. Wir haben das schon öfter gemacht. Erinnert ihr euch an die Reise zu eurer Ur-Großmutter? Am Anfang ist es spaßig: auf Betten springen, fröhliches Gekreische - aber dann ist da plötzlich nur noch eine Horde kleiner Menschen, deren gewohnter Tagesablauf durcheinander geraten ist. Und den brauchen sie dringend, damit sie sich nicht benehmen wie Gremlins auf Coke. Nein, nicht Kokain. Coke wie in Coca-Cola, Babys. Jawohl.
Ein Mal bin ich mit eurem ältesten Geschwisterchen nach Disneyland gefahren (wir wohnten damals nur 30 Minuten entfernt). Wir haben es etwa zwei Stunden lang dort ausgehalten. Und davon haben wir ein einhalb Stunden damit verbracht, eine Toilette zu suchen.
Ihr müsst wissen, dass Mami Menschenmengen nicht mag. Wenn es jemals eine Zombie-Apokalypse gibt, mische ich mich gern unter die tausenden anderen verwirrten und weinenden Familien, die sich an die letzten Reste ihres Verstands klammern. Aber bis dahin werde ich diese Art von Situationen meiden.
Der Sommer kann trotzdem schön werden, Kinder. Wir gehen ins Freibad. Besuchen Freunde. Gehen zelten. Ich kaufe auch einen zwei-Monats-Pass für den Indoor-Spielplatz, wenn ihr euch dann besser fühlt. Die renovieren gerade, wisst ihr.
Ich gebe mein Bestes, euch Pfannkuchen mit lustigen Formen zu machen. Wie wäre es mit einem verunstalteten Oval? Ich wette wir können diese Truthahn-Schenkel selbst machen und ich habe auch ein Rezept für dieses komische Ananas-Eis gesehen, das es in Disneyland gibt. Ich kann auch einen Haufen Geld im Garten verbrennen, damit es sich echter anfühlt. Sind 2000 Euro genug? Gut.
Manche Eltern werden mich jetzt für egoistisch halten, oder schlimmer: mir eine Liste mit "Disneyland-Tricks" schicken, durch die man den Eintritt zum halben Preis kriegt und an den Buffets Rabatt bekommt. Andere werden sich verpflichtet fühlen, mir zu sagen, wie der Ausflug in den Disney-Himmel ihr Leben für immer verändert hat. Ich weiß, dass irgendjemand da draußen sagen wird: "Egal wie hart es war, ich erinnere mich nur an die besonderen Momente, an das Feuerwerk." Kinder, nichts davon wird mich überzeugen. Wir haben halb-legale Feuerwerkskörper zuhause.
Seht mal, wenn ihr eine nette Familie findet, die sich von mir polizeilich überprüfen lässt und die euch mitnehmen will, besorgt ihre Telefonnummer für Mami.
Ich liebe euch bis zum Mond und zurück, aber nicht ganz bis nach Disneyland. Jetzt packt eure Sachen. Wir fahren zum Strand.
---
Bunmi ist die Autorin von "The Honest Toddler: A Child's Guide to Parenting". Das ist ein humoristisches Buch, also beruhigen Sie sich bitte.
die Sommerferien haben noch gar nicht angefangen und schon tauchen Fotos von Ausflügen ins Disneyland bei Instagram und Twitter auf. (Das sind Webseiten, wo Erwachsene ihr Leben vergleichen.) Ich stelle mir schon vor, wie ihr Geschichten von Freunden in der Schule hört. Über Magic Space Mountain Hill oder wie das heißt, über Pfannkuchen, die wie der Kopf von Mickey Maus geformt sind, darüber, dass man dort vor dem Schlafengehen heiße Schokolade und Schokokekse von Goofy serviert bekommt.
Ich bin sicher, ihr fragt euch schon, ob wir nach Disneyland oder Disney World fahren. Ich habe schlechte Nachrichten. Das tun wir nicht.
Ihr wisst, dass ich euch alle zutiefst liebe. Was ihr auch wissen müsst: Der Gedanke, euch drei und die Dinge, die ihr braucht, um im Flugzeug am Leben zu bleiben, für einen Urlaub im Vergnügungspark mitzunehmen, macht mich körperlich krank.
Ich meine es ernst. Ich würde lieber Fensterreiniger trinken, als mich mit euch Kindern, die ich liebe, in ein Hotelzimmer zu zwängen. Schaut mich an. Ihr werdet keine Spur von Spott in meinem Gesicht finden, wenn ich sage, dass ich lieber noch einmal Wehen durchleben würde als stundenlang in der Sonne anzustehen, um 15 Minuten in einem Fahrgeschäft zu verbringen.
Bitte weint nicht. Ich habe viel darüber nachgedacht.
Warum sollte ich mit euch nach Disneyland fahren, wenn schon ein Gang durch das Frühstücksflocken-Regal im Supermarkt so viel Ärger bringt? Ich kann schon all das "Kaufst du mir das? Kaufst du mir das?" hören, nur dass es dann um Produkte geht, bei denen die Preise um 900 Prozent erhöht sind. Und meine Seele flüstert: "NEIN, DISNEY. NEIN."
Leute, ihr wisst, dass ich nicht gegen Disney bin. Ich rücke die 20 Euro pro DVD raus und lasse sie euch wieder und wieder und wieder anschauen. Ich habe sogar die Lieder heruntergeladen, damit ihr sie im Auto hören könnt, also wagt es nicht zu sagen, ich sei anti-Disney.
Ich habe auch nichts gegen Spaß. Wir machen Ausflüge mit dem Fahrrad. Wir backen zusammen. Wir machen einen Spaziergang im Park. Ich habe einen Brief von der Bücherei bekommen, die ihr Sommer-Leseprogramm startet. Ich weiß, das kann nicht damit mithalten, sich mit einer 18-jährigen Schauspielerin im Simba-Kostüm fotografieren zu lassen, aber ich tue mein Bestes.
Geht es um das Geld? Nicht wirklich, aber andererseits: Wenn ich mit euch nach Disneyland fahre, wäre das, als würde ich dafür bezahlen, gefoltert zu werden. Und dafür ist mir mein hart erarbeitetes Geld zu schade. Versteht ihr, was ich sage? Ich würde lieber ohne Betäubung Stachelschwein-Drillinge zur Welt bringen, als in einer Art Zalando für Kinder Mutter sein zu müssen. Alles ist schön. Alles fühlt sich magisch an, aber am Ende hat man ein überzogenes Konto.
Ich weiß, ihr übernachtet gern in Hotels. Wir haben das schon öfter gemacht. Erinnert ihr euch an die Reise zu eurer Ur-Großmutter? Am Anfang ist es spaßig: auf Betten springen, fröhliches Gekreische - aber dann ist da plötzlich nur noch eine Horde kleiner Menschen, deren gewohnter Tagesablauf durcheinander geraten ist. Und den brauchen sie dringend, damit sie sich nicht benehmen wie Gremlins auf Coke. Nein, nicht Kokain. Coke wie in Coca-Cola, Babys. Jawohl.
Ein Mal bin ich mit eurem ältesten Geschwisterchen nach Disneyland gefahren (wir wohnten damals nur 30 Minuten entfernt). Wir haben es etwa zwei Stunden lang dort ausgehalten. Und davon haben wir ein einhalb Stunden damit verbracht, eine Toilette zu suchen.
Ihr müsst wissen, dass Mami Menschenmengen nicht mag. Wenn es jemals eine Zombie-Apokalypse gibt, mische ich mich gern unter die tausenden anderen verwirrten und weinenden Familien, die sich an die letzten Reste ihres Verstands klammern. Aber bis dahin werde ich diese Art von Situationen meiden.
Der Sommer kann trotzdem schön werden, Kinder. Wir gehen ins Freibad. Besuchen Freunde. Gehen zelten. Ich kaufe auch einen zwei-Monats-Pass für den Indoor-Spielplatz, wenn ihr euch dann besser fühlt. Die renovieren gerade, wisst ihr.
Ich gebe mein Bestes, euch Pfannkuchen mit lustigen Formen zu machen. Wie wäre es mit einem verunstalteten Oval? Ich wette wir können diese Truthahn-Schenkel selbst machen und ich habe auch ein Rezept für dieses komische Ananas-Eis gesehen, das es in Disneyland gibt. Ich kann auch einen Haufen Geld im Garten verbrennen, damit es sich echter anfühlt. Sind 2000 Euro genug? Gut.
Manche Eltern werden mich jetzt für egoistisch halten, oder schlimmer: mir eine Liste mit "Disneyland-Tricks" schicken, durch die man den Eintritt zum halben Preis kriegt und an den Buffets Rabatt bekommt. Andere werden sich verpflichtet fühlen, mir zu sagen, wie der Ausflug in den Disney-Himmel ihr Leben für immer verändert hat. Ich weiß, dass irgendjemand da draußen sagen wird: "Egal wie hart es war, ich erinnere mich nur an die besonderen Momente, an das Feuerwerk." Kinder, nichts davon wird mich überzeugen. Wir haben halb-legale Feuerwerkskörper zuhause.
Seht mal, wenn ihr eine nette Familie findet, die sich von mir polizeilich überprüfen lässt und die euch mitnehmen will, besorgt ihre Telefonnummer für Mami.
Ich liebe euch bis zum Mond und zurück, aber nicht ganz bis nach Disneyland. Jetzt packt eure Sachen. Wir fahren zum Strand.
---
Bunmi ist die Autorin von "The Honest Toddler: A Child's Guide to Parenting". Das ist ein humoristisches Buch, also beruhigen Sie sich bitte.