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Hindu-Nationalisten feiern Wahlsieg

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Neu Delhi: Am Freitag Mittag war die Stimmung vor der Parteizentrale der national-hinduistischen Partei BJP ausgelassen. Nach den Auszählungen der „Größten Wahl der Geschichte", bei der mehr als 800 Millionen Menschen an die Urnen gerufen wurden, hatte sie mehr als 50 Prozent der Sitze des indischen Unterhauses gewonnen.

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Machtwechsel in Indien

Nach einer zehnjährigen Regierungszeit, unter Manmohan Singh und der Führung der Kongress-Partei, steht nun ein Regierungswechsel und Rechtsruck an. Mit mehr als 272 Sitzen wäre die national-hinduistische "Bharatiya Janata Party" nicht nur stärkste Kraft, sondern kann auch ohne Koalitionspartner regieren. Obwohl das Ergebnis erstaunlich deutlich ausgefallen ist, bahnte sich ein Machtwechsel schon an. Zu groß war der Vorsprung der von der BJP geführten „National Democratic Alliance" in den Umfragen und viel zu groß war die mediale Dominanz des 63-jährigen Spitzenkandidaten, Narendra Modi. So groß, dass sogar die Partei hinter der des Spitzenkandidaten zu verschwinden schien.

Umstrittener Spitzenkandidat

Modi wird von vielen Indern als Heilsbringer gefeiert, der die strauchelnde Wirtschaft und die lahmende Bürokratie wieder auf Vordermann bringen könnte. Nicht nur die feiernden und jubelnden Parteianhänger, die in Neu Delhi sein Konterfei triumphierend in den Himmel halten, sondern Menschen aus dem ganzen Land, insbesondere der Mittelklasse, sehen in ihm das beste Beispiel für den Aufstieg.

Geboren als Sohn eines Händlers in einem kleinen Ort im indischen Bundesstaat Gujarat, finanzierte er sich sein Politik-Studium als Tee-Verkäufer. Früh engagierte er sich in der radikal-hinduistischen Organisation RSS, die später zur Geburtshelferin der heutigen BJP wurde. 2001 wurde er Ministerpräsident seines Heimatstaates und baute dort eine wirtschaftsfreundliches Umfeld auf, welches Investoren aus dem In - und Auslands anlockt und so für ein Wirtschaftswachstum sorgt, welches weit über dem des restlichen Indiens liegt. Obwohl kritisiert wird, dass das Wachstum nur der Mittelschicht zugute kommen würde, wünschen sich viele Wähler, dass Modi das „Wunder von Gujurat" auf den Rest Indiens überträgt.

Im Jahre 2002 kam es außerdem in seinem Bundesstaat zu religiös motivierten Ausschreitungen, bei denen mehr als 1000, überwiegend muslimische Menschen, ums Leben kamen. Modi wird dafür kritisiert, die Ausschreitungen nicht gestoppt zu haben. Auch sonst galt er lange Zeit als religiöser Hardliner mit einer Abneigung gegenüber dem Islam. Seine Rhetorik mäßigte sich jedoch im Zuge des Wahlkampfes. Bedingt durch diese Faktoren wird befürchtet, dass sich die Beziehung zwischen den religiösen Bevölkerungsgruppen nach seiner Wahl verschlechtern könnte und es zu Gewalt von extremistischen Randgruppen kommen könnte.

Personenkult um Modi

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Anhänger bei einem Autokorso


Während der vergangenen Monate schaffte er es durch geschickten Wahlkampf, viele Menschen auf seine Seite zu ziehen. So wurde ein Personenkult aufgebaut der auch auf seine Vergangenheit zurück greift. Während einer seiner Kampagnen, mit dem Namen „Chai pe charcha", zu deutsch „Diskussion über einer Tasse Tee", wurden große Flachbildschirme an Teeständen angebracht, die seine politischen Veranstaltungen live übertrugen.

Ausgelassene Siegesfeier

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Freudejubel bei der BJP



Die Menschen, die vor der Parteizentrale den Sieg ihrer Partei feiern, glauben an die Fähigkeiten ihres Spitzenkandidaten. Viele tragen T-Shirts mit dem Gesicht des 63-Jährigen und fast ununterbrochen hört man „Modi Modi" rufe. Zwei geschmückte Elefanten wurden als Symbol der Stärke am Eingang der Straße positioniert, während auf der Allee eine Siegesfeier mit Trommlern, Tänzern, Stelzenläufern und vielen Lotus-geschmückten Partei-Fahnen gefeiert wird.

Keine fünf Autominuten entfernt ergibt sich dem Beobachter ein entgegengesetzte Bild. Außer den Übertragungswagen der TV-Teams ist der Vorplatz der Parteizentrale der Kongress Partei menschenleer. Deren Parteisprecher begründete das Wahlergebnis so:
„Modi hat dem Volk den Mond und die Sterne versprochen. Und die Menschen haben ihm diesen Traum abgekauft."


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Menschenleere vor der Zentrale der Kongresspartei









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Zwei geschmückte Elefanten


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Unterstützer feiern mit einem "Modi-Double"





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