Kennen Sie Hahn, Calden, Cochstedt, Parchim oder Blankensee? Von diesen Orten können Sie theoretisch in die Welt fliegen. Denn dort gibt es Flughäfen.
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts und zu Beginn dieses Jahrtausends sahen Landesväter, Landräte und diverse Fachleute die Notwendigkeit für Regionalflughäfen, die die jeweiligen Gebiete mit der Welt verbinden sollten. Think Big, think global war hier die Prämisse. Es war auch die Zeit der Billigflieger wie Ryanair, die regionalen wirtschaftlichen Aufschwung bringen sollten. Es wurden viele Millionen Euro in diese Projekte investiert.
Lohnt sich diese Investition, die meist aus Steuermitteln getätigt wurden?
Beispiel Cochstedt bei Magdeburg:
Der Flughafen "Magdeburg-Cochstedt International" liegt 35km südwestlich von Magdeburg.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der ehemalige sowjetische Militärflughafen für die zivile Nutzung umgebaut. Es gab diverse "Investoren", deren Bonität jedoch einen tatsächlichen Geschäftsabschluss wohl verhinderte.
Bis 2009 waren bereits rund 60 Mio. EUR für Ausbau und Entwicklung vom Land Sachsen-Anhalt aufgewendet worden. Diverse Fluggesellschaften versuchten sich, stellten meist den Flugbetrieb ab Cochstedt mangels Auslastung bald wieder ein.
Seit Dezember 2013 hat der Flughafen keine reguläre Flugverbindung mehr.
Dafür steigen die Verbindlichkeiten kontinuierlich, im Millionenbereich. Rund 400.000 Fluggäste würden für einen nahezu wirtschaftlichen Betrieb benötigt. Davon ist man weit, weit entfernt.
Ein Millionengrab.
Beispiel Blankensee:
Lübeck-Blankensee befindet sich 8 km südlich von Lübeck; er wurde zweitweise als Landeplatz für Charterverkehre genutzt. Seit dem Jahr 2000 sollte er wirtschaftliche Bedeutung erlangen, als Ryanair von dort erste Flugverbindungen aufnahm. Gleichzeitig stiegen auch die Verluste des Flughafens.
Es wurde vermutet, dass es zu zweifelhaften Subventionierungen durch Verlustübernahmen der Ryanair-Strecken durch die Stadt Lübeck kam. Der Steuerzahler fliegt vermeintlich billig und zahlt dies über seine Steuern abermals.
Die Flughafengesellschaft sah neben der Stadt Lübeck als Gesellschafter auch zwei Privatinvestoren. Der erste zog sich Aufgrund schlechter Verkehrszahlen, hoher Defizite sowie langjährigen Streitigkeiten über den Ausbau von Blankensee zurück. Daraufhin stand der Flughafen kurz vor der Schließung, die jedoch ein Bürgerentscheid verhinderte. Es wurde überraschend ein neuer Investor gefunden, der jedoch bald insolvent wurde. Nun ist die hoch verschuldete Stadt Lübeck wieder gefragt.
Wirtschaftlich gesehen ist Blankensee untragbar; jährliche Verluste um die 6 Mio. EUR sprechen für sich.
Beispiel Hahn:
Eines der Vorzeigeprojekte vergangener Tage: Der Flughafen Frankfurt-Hahn. Er liegt 100 km westlich von Frankfurt am Main.
Der ehemalige Militärflugplatz solle ein Vorzeigeprojekt für die erfolgreiche Konversion militärischer Flughäfen werden. Nach einem zeitweisen Engagement der FRAPORT gehört er heute ausschließlich den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen. Ein Staatsbetrieb. Ein weiteres Millionengrab.
Seit 1997 wurden ausschließlich hohe Verluste eingefahren. Dies gipfelte 2013 in eine Situation, die eine nahende Insolvenz vermuten ließ. Um die Zahlungsfähigkeit des Flughafens zu sichern, stellt die Landesregierung von Rheinland Pfalz bis 2017 120 Mio. EUR bereit. dadurch konnte die drohende Insolvenz abgewendet werden.
Selbst die Geschäftsführung sieht das Geschäftsmodell als "nicht zukunftsfähig" an und prognostiziert bis 2010 jährliche Verluste von ca. 10 Mio EUR.
Die Liste der Beispiel ließ sich fortführen, denn kaum ein Regionalflughafen ist wirtschaftlich tragfähig. Und oft genug springt der Steuerzahler mit Millionenbeträgen ein.
Was ging schief?
Oftmals wurde übersehen, dass Deutschland über eine hervorragende Straßen- und Schieneninfrastruktur verfügt.
Wozu braucht man einen Flughafen Kassel-Calden, wenn ich in kurzer Zeit mit dem ICE zum globalen Luftdrehkreuz Frankfurt fahren kann oder zum nahen Airport Padaborn.
Lübeck-Blankensee wurde über die A20 angebunden; das sorgt nicht nur für kurze Fahrzeiten von Hamburg nach Lübeck, sondern natürlich auch zum Flughafen nach Hamburg, der attraktive, auch weltweite, Verbindungen anbieten kann.
Und von Magdeburg-Cochstedt ist man schnell am den Flughäfen Hannover, Leipzig oder Berlin.
Die Verantwortlichen rechneten mit einem gewissen Kannibalisierungseffekt, der den nahen Großflughäfen Passagiere abwerben sollten. Denn das eigene Einzugsgebiet gab die für einen wirtschaftlichen Betrieb benötigten Passagierzahlen kaum her.
Damals erschien es, dass jeder Landesvater bzw. jeder Landrat seinen Flughafen wollte, denn der andere hatte ja ggf. auch einen.
Der Erfolg war ein potemkinsches Dorf, denn die Low-Cost-Carrier, die man anlockte, kamen oft nur wegen der zugebilligten Subventionen. Heutige EU-Richtlinien verhindern diese unsinnigen, teuren Beihilfen. Eine Flugstrecke, die sich nicht wirtschaftlich selbst trägt, ist einfach Unsinn; das darf der Steuerzahler nicht unterstützen.
Wie geht es weiter?
Die EU will offenbar keine staatliche Unterstützung mehr für Flughäfen akzeptieren, die weniger als 100 Kilometer oder 60 Minuten Fahrzeit voneinander entfernt liegen. Das ist für ein dichtbesiedeltes Land wie Deutschland, das über ein gut ausgebautes Netz an Autobahnen und Bahnverbindungen verfügt, eine sinnvolle Regelung.
Meine Prognose ist, dass viele Regionalflughäfen in der kommenden Dekade verschwinden werden. Die EU gewährt bis 2014 eine Gnadenfrist; ab 2024 müssen die kleinen Flughäfen im operativen Geschäft aber schwarze Zahlen schreiben.
Das zu erreichen, dürfte für eine Vielzahl der Provinzairports eine große Herausforderung sein.
In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts und zu Beginn dieses Jahrtausends sahen Landesväter, Landräte und diverse Fachleute die Notwendigkeit für Regionalflughäfen, die die jeweiligen Gebiete mit der Welt verbinden sollten. Think Big, think global war hier die Prämisse. Es war auch die Zeit der Billigflieger wie Ryanair, die regionalen wirtschaftlichen Aufschwung bringen sollten. Es wurden viele Millionen Euro in diese Projekte investiert.
Lohnt sich diese Investition, die meist aus Steuermitteln getätigt wurden?
Beispiel Cochstedt bei Magdeburg:
Der Flughafen "Magdeburg-Cochstedt International" liegt 35km südwestlich von Magdeburg.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der ehemalige sowjetische Militärflughafen für die zivile Nutzung umgebaut. Es gab diverse "Investoren", deren Bonität jedoch einen tatsächlichen Geschäftsabschluss wohl verhinderte.
Bis 2009 waren bereits rund 60 Mio. EUR für Ausbau und Entwicklung vom Land Sachsen-Anhalt aufgewendet worden. Diverse Fluggesellschaften versuchten sich, stellten meist den Flugbetrieb ab Cochstedt mangels Auslastung bald wieder ein.
Seit Dezember 2013 hat der Flughafen keine reguläre Flugverbindung mehr.
Dafür steigen die Verbindlichkeiten kontinuierlich, im Millionenbereich. Rund 400.000 Fluggäste würden für einen nahezu wirtschaftlichen Betrieb benötigt. Davon ist man weit, weit entfernt.
Ein Millionengrab.
Beispiel Blankensee:
Lübeck-Blankensee befindet sich 8 km südlich von Lübeck; er wurde zweitweise als Landeplatz für Charterverkehre genutzt. Seit dem Jahr 2000 sollte er wirtschaftliche Bedeutung erlangen, als Ryanair von dort erste Flugverbindungen aufnahm. Gleichzeitig stiegen auch die Verluste des Flughafens.
Es wurde vermutet, dass es zu zweifelhaften Subventionierungen durch Verlustübernahmen der Ryanair-Strecken durch die Stadt Lübeck kam. Der Steuerzahler fliegt vermeintlich billig und zahlt dies über seine Steuern abermals.
Die Flughafengesellschaft sah neben der Stadt Lübeck als Gesellschafter auch zwei Privatinvestoren. Der erste zog sich Aufgrund schlechter Verkehrszahlen, hoher Defizite sowie langjährigen Streitigkeiten über den Ausbau von Blankensee zurück. Daraufhin stand der Flughafen kurz vor der Schließung, die jedoch ein Bürgerentscheid verhinderte. Es wurde überraschend ein neuer Investor gefunden, der jedoch bald insolvent wurde. Nun ist die hoch verschuldete Stadt Lübeck wieder gefragt.
Wirtschaftlich gesehen ist Blankensee untragbar; jährliche Verluste um die 6 Mio. EUR sprechen für sich.
Beispiel Hahn:
Eines der Vorzeigeprojekte vergangener Tage: Der Flughafen Frankfurt-Hahn. Er liegt 100 km westlich von Frankfurt am Main.
Der ehemalige Militärflugplatz solle ein Vorzeigeprojekt für die erfolgreiche Konversion militärischer Flughäfen werden. Nach einem zeitweisen Engagement der FRAPORT gehört er heute ausschließlich den Ländern Rheinland-Pfalz und Hessen. Ein Staatsbetrieb. Ein weiteres Millionengrab.
Seit 1997 wurden ausschließlich hohe Verluste eingefahren. Dies gipfelte 2013 in eine Situation, die eine nahende Insolvenz vermuten ließ. Um die Zahlungsfähigkeit des Flughafens zu sichern, stellt die Landesregierung von Rheinland Pfalz bis 2017 120 Mio. EUR bereit. dadurch konnte die drohende Insolvenz abgewendet werden.
Selbst die Geschäftsführung sieht das Geschäftsmodell als "nicht zukunftsfähig" an und prognostiziert bis 2010 jährliche Verluste von ca. 10 Mio EUR.
Die Liste der Beispiel ließ sich fortführen, denn kaum ein Regionalflughafen ist wirtschaftlich tragfähig. Und oft genug springt der Steuerzahler mit Millionenbeträgen ein.
Was ging schief?
Oftmals wurde übersehen, dass Deutschland über eine hervorragende Straßen- und Schieneninfrastruktur verfügt.
Wozu braucht man einen Flughafen Kassel-Calden, wenn ich in kurzer Zeit mit dem ICE zum globalen Luftdrehkreuz Frankfurt fahren kann oder zum nahen Airport Padaborn.
Lübeck-Blankensee wurde über die A20 angebunden; das sorgt nicht nur für kurze Fahrzeiten von Hamburg nach Lübeck, sondern natürlich auch zum Flughafen nach Hamburg, der attraktive, auch weltweite, Verbindungen anbieten kann.
Und von Magdeburg-Cochstedt ist man schnell am den Flughäfen Hannover, Leipzig oder Berlin.
Die Verantwortlichen rechneten mit einem gewissen Kannibalisierungseffekt, der den nahen Großflughäfen Passagiere abwerben sollten. Denn das eigene Einzugsgebiet gab die für einen wirtschaftlichen Betrieb benötigten Passagierzahlen kaum her.
Damals erschien es, dass jeder Landesvater bzw. jeder Landrat seinen Flughafen wollte, denn der andere hatte ja ggf. auch einen.
Der Erfolg war ein potemkinsches Dorf, denn die Low-Cost-Carrier, die man anlockte, kamen oft nur wegen der zugebilligten Subventionen. Heutige EU-Richtlinien verhindern diese unsinnigen, teuren Beihilfen. Eine Flugstrecke, die sich nicht wirtschaftlich selbst trägt, ist einfach Unsinn; das darf der Steuerzahler nicht unterstützen.
Wie geht es weiter?
Die EU will offenbar keine staatliche Unterstützung mehr für Flughäfen akzeptieren, die weniger als 100 Kilometer oder 60 Minuten Fahrzeit voneinander entfernt liegen. Das ist für ein dichtbesiedeltes Land wie Deutschland, das über ein gut ausgebautes Netz an Autobahnen und Bahnverbindungen verfügt, eine sinnvolle Regelung.
Meine Prognose ist, dass viele Regionalflughäfen in der kommenden Dekade verschwinden werden. Die EU gewährt bis 2014 eine Gnadenfrist; ab 2024 müssen die kleinen Flughäfen im operativen Geschäft aber schwarze Zahlen schreiben.
Das zu erreichen, dürfte für eine Vielzahl der Provinzairports eine große Herausforderung sein.