Abgehoben, arbeitsunwillig, egoistisch – über die Generation Y wird viel Unsinn geschrieben. Höchste Zeit, mit Vorurteilen und Missverständnissen aufzuräumen.
So, um das mal deutlich zu sagen: Was für eine Grütze.
Weil der Generation Y die Work-Life-Balance so wichtig ist, interpretieren das manche doch tatsächlich so, als hasse sie die Arbeit, als sei sie faul. Ist klar. Geschrieben sind solche Texte dann wahrscheinlich von Menschen, die gar keine 20- bis 30-Jährigen kennen.
„Auch die Generation Y möchte arbeiten, aber nicht um jeden Preis und nicht bis in die Unendlichkeit“, stellt Professor Christoph Beck, einer der führenden Personalmarketing-Experten Deutschlands, im Gespräch mit der Huffington Post klar. „40 oder auch mal 45 Stunden sind kein Problem. Die Generation Y ist bereit, hart und viel zu arbeiten, aber sie will eine Grenze, sie will nicht 50 bis 60 Stunden arbeiten und ständig für den Job erreichbar sein, sie will Zeit für Freizeit und Familie.“ Bei den Vorgänger-Generationen habe der Beruf die absolute Priorität gehabt.
Philipp Preißer ist einer der Vertreter der Generation Y und bestätigt, was zahlreiche Studien ergeben haben. Der 24-Jährige hat gerade seinen Wirtschaftspädagogik- und Anglistik-Bachelor in München in der Tasche und ist derzeit Praktikant bei Careerloft in Berlin, einem Karrierenetzwerk mit Förderprogramm für talentierte Studenten und Absolventen. „Ich bin bereit, länger als nötig zu arbeiten, 40 Stunden oder mehr sind nicht das Problem“, sagt Philipp der HuffPost.
„Mir ist wichtig, dass das Unternehmen zu mir passt und ich neben dem Job noch genug Zeit für Hobbys wie Theater spielen habe", sagt Philipp. "Ich möchte selbst entscheiden, ob ich abends noch berufliche Mails lese.“ Philipp würde lieber für ein „cooles Startup“ arbeiten statt eine 60-Stunden-Woche bei einem Top-Unternehmen mit großem Namen zu haben.
Ja, die Generation Y hat ein anderes Verständnis von Geld und Luxus. „Werte sind sehr wichtig, das Gehalt aber auch“, kommentiert Christoph Beck aktuelle Studien. „Wir können aus diesen Ergebnissen nicht schließen, dass Unternehmen, die nachhaltig handeln, Bewerber massenhaft locken und ihnen niedrige Gehälter zahlen können“, sagt Beck.
Spannend findet der Personal-Experte die Frage, wie die Generation Y sich verhält, wenn sie selbst mal in zehn Jahren zu den Entscheidern der Nation gehört. „Erinnert sich diese Generation dann an ihre Werte? Wenn es zum Beispiel darum geht, ob ein T-Shirt in Laos oder Deutschland produziert wird?“
Die Generation Y besitze die Kraft, „bisherige Arbeitsstrukturen gewaltig ins Wanken zu bringen“, heißt es in der von Beck begleiteten Studie „Karriere trifft Sinn“.
"Im Büro fühlen wir uns eingesperrt. Das ist wie Nordkorea."
Allerdings wird es keine GenY-Demos geben. „Wir rütteln nicht am Konzerntor, stürmen nicht die Vorstandsetage mit Transparenten, auf denen steht: ‚Platz da!’ Jetzt übernehmen wir!’“, schreibt die Journalistin Kerstin Bund in ihrem lesenswerten Buch „Glück schlägt Geld“. Was die Generation Y vorhabe, sei keine laute Revolution - „sondern vielmehr ein lautloser, aber rascher und grundlegender Wandel der Arbeitswelt“.
Wissenschaftler Beck will aber auch mit einem Mythos aufräumen: „Ja, die junge Generation wird die Arbeitswelt verändern. Richtig ist aber auch: Das hat jede Generation vor ihr getan.“ Die Generation Y nimmt sich, was die Technik ermöglicht. In diesem Fall die Flexibilisierung der Arbeit durch Home-Office. Der 9-to-5-Bürojob, montags bis freitags, ist für diese Generation ein Auslaufmodell. „Da kriegt meine Generation die Krise! In so einem Büro fühlen wir uns eingesperrt. Das ist wie Nordkorea, nur ohne rationierten Kaffee. Wie soll man da auch nur einen einzigen kreativen Gedanken fassen können?“, schreibt Autorin Kerstin Bund.
Die wahre Revolution in den Unternehmen ist für Experte Beck die Zusammenarbeit von Generationen, die in ihrem Technik-Verständnis und ihrer Sozialisation unterschiedlicher kaum sein könnten. Es geht um einen Abgleich der Denkmuster. Viele ältere Mitarbeiter (und Chefs!) müssen lernen, dass es eine Illusion ist, das am Arbeitsplatz immer gearbeitet wird. Und die Jüngeren müssen deutlich machen, dass Home-Office kein Kontrollverlust für den Chef bedeuten muss, deutlich machen, dass sie ohne Stechuhr produktiver sind.
Wenn Professor Christoph Beck Vorträge über die Generation Y hält, bekommt er von Zuhörern immer wieder Sätze wie „Mein Sohn ist anders“ oder „Zu meiner Tochter passt das aber nicht“ zu hören. Woran das liegt? „Bei der Generation Y wird viel mit Bausch und Bogen verurteilt und über einen Kamm geschert", sagt Beck. Es gibt tatsächlich diejenigen, die meinen, dass ALLE zwischen 20 und 30 zur Generation Y gehören.
Das ist natürlich nicht so. Die Generation Y ist letztlich der Versuch eines Generationenkonzeptes, das auch in der Sozialwissenschaft nicht unumstritten ist. „Es sind vor allem die materiell abgesicherten Mittelschichtkinder mit einem Hochschulabschluss oder einer guten Berufsausbildung“, definiert Autorin Bund. Diese Generation sei eine Elite, doch sie eignet sich laut Bund als „Gesinnungsbarometer für eine ganze Altersgruppe, weil gesellschaftliche Veränderungen häufig von einer Avantgarde ausgehen“.
Die übrigen drei Viertel der Generation würden sich tendenziell am oberen Viertel orientieren und „versuchen, ihm nachzueifern“, schreibt Bund.
Auch hier wird viel pauschalisiert. Was stimmt: „Der Chefsessel hat als Anreiz verloren“, sagt Beck. Die Jüngeren, die schon einen guten Job haben, fragten sich, ob sie für ein paar Euro mehr wirklich diesem Druck ausgesetzt sein wollen. „Wir merken schon jetzt, dass Teamleiter-Posten schlechter besetzt werden. Denn der Generation Y geht es eher um Professionalisierung als Experte statt um Mitarbeiterführung“, so Beck. Klar ist aber auch: Chefposten bleiben in Zukunft nicht unbesetzt.
„Sie ist die internationalste Generation, die jemals ausgebildet worden ist“, sagt Beck. Und sie erfüllt, was die Medien als perfekten Lebenslauf verkaufen. "Drei Praktika, Auslandsstudium, habe ich, Haken dran“, beschreibt Beck die Denke, die er wahrnimmt.
Aber wenn es dann darum geht, später auch für den Job ins Ausland zu gehen, würden das nur die wenigsten jungen Akademiker wollen, innerhalb von zwanzig Jahren sei der Anteil nur "marginal gestiegen", sagt Beck.
Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen, denn nicht alle Generation-Y-Vertreter sind gleich. Careerloft-Praktikant Philipp kann sich gut vorstellen, einen Job im Ausland anzunehmen, zum Beispiel in Schweden oder Irland - weil das Thema Familiengründung für ihn derzeit noch nicht so wichtig ist wie bei seinen Freunden. Er will erst einmal alles mitnehmen, was so kommt. „Der gerade Weg ist doch langweilig, weil alles rechts und links verloren geht."
1. Missverständnis: Die Vertreter der Generation Y sind faul
So, um das mal deutlich zu sagen: Was für eine Grütze.
Weil der Generation Y die Work-Life-Balance so wichtig ist, interpretieren das manche doch tatsächlich so, als hasse sie die Arbeit, als sei sie faul. Ist klar. Geschrieben sind solche Texte dann wahrscheinlich von Menschen, die gar keine 20- bis 30-Jährigen kennen.
„Auch die Generation Y möchte arbeiten, aber nicht um jeden Preis und nicht bis in die Unendlichkeit“, stellt Professor Christoph Beck, einer der führenden Personalmarketing-Experten Deutschlands, im Gespräch mit der Huffington Post klar. „40 oder auch mal 45 Stunden sind kein Problem. Die Generation Y ist bereit, hart und viel zu arbeiten, aber sie will eine Grenze, sie will nicht 50 bis 60 Stunden arbeiten und ständig für den Job erreichbar sein, sie will Zeit für Freizeit und Familie.“ Bei den Vorgänger-Generationen habe der Beruf die absolute Priorität gehabt.
Philipp Preißer ist einer der Vertreter der Generation Y und bestätigt, was zahlreiche Studien ergeben haben. Der 24-Jährige hat gerade seinen Wirtschaftspädagogik- und Anglistik-Bachelor in München in der Tasche und ist derzeit Praktikant bei Careerloft in Berlin, einem Karrierenetzwerk mit Förderprogramm für talentierte Studenten und Absolventen. „Ich bin bereit, länger als nötig zu arbeiten, 40 Stunden oder mehr sind nicht das Problem“, sagt Philipp der HuffPost.
„Mir ist wichtig, dass das Unternehmen zu mir passt und ich neben dem Job noch genug Zeit für Hobbys wie Theater spielen habe", sagt Philipp. "Ich möchte selbst entscheiden, ob ich abends noch berufliche Mails lese.“ Philipp würde lieber für ein „cooles Startup“ arbeiten statt eine 60-Stunden-Woche bei einem Top-Unternehmen mit großem Namen zu haben.
2. Missverständnis: Der Generation Y ist das Gehalt völlig egal
Ja, die Generation Y hat ein anderes Verständnis von Geld und Luxus. „Werte sind sehr wichtig, das Gehalt aber auch“, kommentiert Christoph Beck aktuelle Studien. „Wir können aus diesen Ergebnissen nicht schließen, dass Unternehmen, die nachhaltig handeln, Bewerber massenhaft locken und ihnen niedrige Gehälter zahlen können“, sagt Beck.
Spannend findet der Personal-Experte die Frage, wie die Generation Y sich verhält, wenn sie selbst mal in zehn Jahren zu den Entscheidern der Nation gehört. „Erinnert sich diese Generation dann an ihre Werte? Wenn es zum Beispiel darum geht, ob ein T-Shirt in Laos oder Deutschland produziert wird?“
3. Missverständnis: Die Generation Y wird mit Pauken und Trompeten den Arbeitsmarkt revolutionieren
Die Generation Y besitze die Kraft, „bisherige Arbeitsstrukturen gewaltig ins Wanken zu bringen“, heißt es in der von Beck begleiteten Studie „Karriere trifft Sinn“.
"Im Büro fühlen wir uns eingesperrt. Das ist wie Nordkorea."
Allerdings wird es keine GenY-Demos geben. „Wir rütteln nicht am Konzerntor, stürmen nicht die Vorstandsetage mit Transparenten, auf denen steht: ‚Platz da!’ Jetzt übernehmen wir!’“, schreibt die Journalistin Kerstin Bund in ihrem lesenswerten Buch „Glück schlägt Geld“. Was die Generation Y vorhabe, sei keine laute Revolution - „sondern vielmehr ein lautloser, aber rascher und grundlegender Wandel der Arbeitswelt“.
Wissenschaftler Beck will aber auch mit einem Mythos aufräumen: „Ja, die junge Generation wird die Arbeitswelt verändern. Richtig ist aber auch: Das hat jede Generation vor ihr getan.“ Die Generation Y nimmt sich, was die Technik ermöglicht. In diesem Fall die Flexibilisierung der Arbeit durch Home-Office. Der 9-to-5-Bürojob, montags bis freitags, ist für diese Generation ein Auslaufmodell. „Da kriegt meine Generation die Krise! In so einem Büro fühlen wir uns eingesperrt. Das ist wie Nordkorea, nur ohne rationierten Kaffee. Wie soll man da auch nur einen einzigen kreativen Gedanken fassen können?“, schreibt Autorin Kerstin Bund.
Die wahre Revolution in den Unternehmen ist für Experte Beck die Zusammenarbeit von Generationen, die in ihrem Technik-Verständnis und ihrer Sozialisation unterschiedlicher kaum sein könnten. Es geht um einen Abgleich der Denkmuster. Viele ältere Mitarbeiter (und Chefs!) müssen lernen, dass es eine Illusion ist, das am Arbeitsplatz immer gearbeitet wird. Und die Jüngeren müssen deutlich machen, dass Home-Office kein Kontrollverlust für den Chef bedeuten muss, deutlich machen, dass sie ohne Stechuhr produktiver sind.
4. Missverständnis: Alle zwischen 20 und 30 gehören zur Generation Y
Wenn Professor Christoph Beck Vorträge über die Generation Y hält, bekommt er von Zuhörern immer wieder Sätze wie „Mein Sohn ist anders“ oder „Zu meiner Tochter passt das aber nicht“ zu hören. Woran das liegt? „Bei der Generation Y wird viel mit Bausch und Bogen verurteilt und über einen Kamm geschert", sagt Beck. Es gibt tatsächlich diejenigen, die meinen, dass ALLE zwischen 20 und 30 zur Generation Y gehören.
Das ist natürlich nicht so. Die Generation Y ist letztlich der Versuch eines Generationenkonzeptes, das auch in der Sozialwissenschaft nicht unumstritten ist. „Es sind vor allem die materiell abgesicherten Mittelschichtkinder mit einem Hochschulabschluss oder einer guten Berufsausbildung“, definiert Autorin Bund. Diese Generation sei eine Elite, doch sie eignet sich laut Bund als „Gesinnungsbarometer für eine ganze Altersgruppe, weil gesellschaftliche Veränderungen häufig von einer Avantgarde ausgehen“.
Die übrigen drei Viertel der Generation würden sich tendenziell am oberen Viertel orientieren und „versuchen, ihm nachzueifern“, schreibt Bund.
5. Missverständnis: Die Generation Y will keine Chefposten
Auch hier wird viel pauschalisiert. Was stimmt: „Der Chefsessel hat als Anreiz verloren“, sagt Beck. Die Jüngeren, die schon einen guten Job haben, fragten sich, ob sie für ein paar Euro mehr wirklich diesem Druck ausgesetzt sein wollen. „Wir merken schon jetzt, dass Teamleiter-Posten schlechter besetzt werden. Denn der Generation Y geht es eher um Professionalisierung als Experte statt um Mitarbeiterführung“, so Beck. Klar ist aber auch: Chefposten bleiben in Zukunft nicht unbesetzt.
6. Missverständnis: Die Generation-Y-Vertreter lieben das Ausland
„Sie ist die internationalste Generation, die jemals ausgebildet worden ist“, sagt Beck. Und sie erfüllt, was die Medien als perfekten Lebenslauf verkaufen. "Drei Praktika, Auslandsstudium, habe ich, Haken dran“, beschreibt Beck die Denke, die er wahrnimmt.
Aber wenn es dann darum geht, später auch für den Job ins Ausland zu gehen, würden das nur die wenigsten jungen Akademiker wollen, innerhalb von zwanzig Jahren sei der Anteil nur "marginal gestiegen", sagt Beck.
Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen, denn nicht alle Generation-Y-Vertreter sind gleich. Careerloft-Praktikant Philipp kann sich gut vorstellen, einen Job im Ausland anzunehmen, zum Beispiel in Schweden oder Irland - weil das Thema Familiengründung für ihn derzeit noch nicht so wichtig ist wie bei seinen Freunden. Er will erst einmal alles mitnehmen, was so kommt. „Der gerade Weg ist doch langweilig, weil alles rechts und links verloren geht."
Auch auf HuffingtonPost.de: Die 5 glücklichsten Länder der Welt