Die Bundesregierung plant die Rente mit 63, der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger hat andere Pläne. Er sprach sich für eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit aus. „Wir haben einen Fachkräftemangel und müssen in den nächsten Jahren über die Rente mit 70 sprechen“, sagte er der „Welt“. „Wir müssen Menschen mit beruflicher Weiterbildung fit machen für eine längere Lebensarbeitszeit.“
Die von der großen Koalition geplante Rente mit 63 kritisierte Oettinger als „falsches Signal“ auch nach außen. „Wir muten den Griechen mehr Arbeit bei schlechterem Gehalt zu. Die wundern sich jetzt, dass die Deutschen in die andere Richtung unterwegs sind“, sagte er.
Auch die Mütterrente und den Mindestlohn nannte der frühere baden-württembergische Ministerpräsident „nicht überzeugend“. Die große Koalition habe, um Wahlversprechen von Union und SPD einzulösen, „einen großen Schluck aus der Pulle genommen“. Oettinger: „Ich hoffe, dass so etwas nicht jährlich vorkommt.“
"Die Menschen sollen eine wirkliche Wahl haben"
Der CDU-Politiker befürchtet, dass es noch lange dauern werde, bis die Schuldenkrise in der Eurozone überwunden sei. „Wenn man 30 oder 40 Jahre in die Schuldenfalle hineinläuft, wie es viele EU- Mitgliedstaaten getan haben, dann kommt man nicht in drei Jahren wieder heraus“, sagte er. „Das dauert zehn bis 20 Jahre.“
Unterstützung bekam Oettinger von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. "Durch die steigende Lebenserwartung und die demographische Wende ist die Frage der Rente mit 70 unausweichlich", sagte Fratzscher der "Welt".
"Wir sollten das Rentensystem so reformieren dass die Menschen eine wirkliche Wahl haben. Die, die gerne länger arbeiten möchten, sollten bereits heute die Möglichkeit haben, dies zu tun."
"Regierung veranstaltet Rentenparty"
Auch Klaus Zimmermann, der Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit, kritisierte die Rentenpläne der großen Koalition scharf.
"Mit der Rentenparty, die die deutsche Bundesregierung gerade auf Kosten der jungen Generation vorbereitet, gibt Deutschland in Europa seinen Anspruch auf Führung in rentenpolitischen Zukunftsfragen auf", sagte er der "Welt".
"Es ist deshalb richtig, dass sich EU-Kommissar Oettinger die Forderung nach einem allgemeinen Renteneintritt ab 70 zu eigen gemacht hat. Auch wenn das erst in einigen Jahrzehnten Realität werden würde, so könnte dies Europa vor vielen Belastungen und schmerzlichen Anpassungsprozessen, wie etwa den ruinösen Kampf um Fachkräfte, bewahren."
FDP favorisiert das "schwedische Modell"
Auch die FDP will sich mit einem eigenen Konzept zur Rentenreform profilieren. "Wir favorisieren das schwedische Modell, nach dem im Alter zwischen 60 und 70 Jahren Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitgeber frei miteinander vereinbaren können, wann sie aufhören oder in welcher Form sie in Teilzeit übergehen", sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki der Nachrichtenagentur dpa.
"Auch wir meinen, dass Menschen, die 45 Jahre hart gearbeitet haben, in Rente gehen dürfen und können", sagte Kubicki. "Wir sind anders als Sozial- und auch Christdemokraten aber der Auffassung, dass die Menschen darüber in einer freiheitlichen Welt selbst entscheiden können."
Dies sei auch zwingend notwendig. "Denn wir beklagen zwar den Fachkräftemangel und dass uns angesichts der demografischen Entwicklung immer weniger Menschen zur Verfügung stehen. Aber gleichzeitig erwecken wir den Eindruck, es sei für das Lebensglück des Einzelnen wichtig, dass er so früh wie möglich in Rente geht und Sozialleistungen bezieht."
"Bin mir sicher, dass wir mit fünf Prozent plus abschließen werden"
Seine Partei sei nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag vor sieben Monaten noch auf dem Weg aus der Reha ins normale Leben, sagte Kubicki. Beim Bundesparteitag Anfang Mai werde es den ersten, für die Öffentlichkeit sichtbaren Aufschlag einer neuen FDP geben.
"Wir sehen auch langsam, aber sicher, dass wir wieder an Substanz zunehmen." Für die Europawahl am 25. Mai gab sich Kubicki zuversichtlich: "Ich bin mir sicher, dass wir mit fünf Prozent plus abschließen werden."
In der Huffington Post forderten unlängst 13 Politiker, Wirtschaftsexperten und Mediziner die Rente mit 69 – und sie nennen alle gute Gründe dafür.
Die von der großen Koalition geplante Rente mit 63 kritisierte Oettinger als „falsches Signal“ auch nach außen. „Wir muten den Griechen mehr Arbeit bei schlechterem Gehalt zu. Die wundern sich jetzt, dass die Deutschen in die andere Richtung unterwegs sind“, sagte er.
Auch die Mütterrente und den Mindestlohn nannte der frühere baden-württembergische Ministerpräsident „nicht überzeugend“. Die große Koalition habe, um Wahlversprechen von Union und SPD einzulösen, „einen großen Schluck aus der Pulle genommen“. Oettinger: „Ich hoffe, dass so etwas nicht jährlich vorkommt.“
"Die Menschen sollen eine wirkliche Wahl haben"
Der CDU-Politiker befürchtet, dass es noch lange dauern werde, bis die Schuldenkrise in der Eurozone überwunden sei. „Wenn man 30 oder 40 Jahre in die Schuldenfalle hineinläuft, wie es viele EU- Mitgliedstaaten getan haben, dann kommt man nicht in drei Jahren wieder heraus“, sagte er. „Das dauert zehn bis 20 Jahre.“
Unterstützung bekam Oettinger von Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. "Durch die steigende Lebenserwartung und die demographische Wende ist die Frage der Rente mit 70 unausweichlich", sagte Fratzscher der "Welt".
"Wir sollten das Rentensystem so reformieren dass die Menschen eine wirkliche Wahl haben. Die, die gerne länger arbeiten möchten, sollten bereits heute die Möglichkeit haben, dies zu tun."
"Regierung veranstaltet Rentenparty"
Auch Klaus Zimmermann, der Direktor des Forschungsinstituts zur Zukunft der Arbeit, kritisierte die Rentenpläne der großen Koalition scharf.
"Mit der Rentenparty, die die deutsche Bundesregierung gerade auf Kosten der jungen Generation vorbereitet, gibt Deutschland in Europa seinen Anspruch auf Führung in rentenpolitischen Zukunftsfragen auf", sagte er der "Welt".
"Es ist deshalb richtig, dass sich EU-Kommissar Oettinger die Forderung nach einem allgemeinen Renteneintritt ab 70 zu eigen gemacht hat. Auch wenn das erst in einigen Jahrzehnten Realität werden würde, so könnte dies Europa vor vielen Belastungen und schmerzlichen Anpassungsprozessen, wie etwa den ruinösen Kampf um Fachkräfte, bewahren."
FDP favorisiert das "schwedische Modell"
Auch die FDP will sich mit einem eigenen Konzept zur Rentenreform profilieren. "Wir favorisieren das schwedische Modell, nach dem im Alter zwischen 60 und 70 Jahren Arbeitnehmer mit ihrem Arbeitgeber frei miteinander vereinbaren können, wann sie aufhören oder in welcher Form sie in Teilzeit übergehen", sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki der Nachrichtenagentur dpa.
"Auch wir meinen, dass Menschen, die 45 Jahre hart gearbeitet haben, in Rente gehen dürfen und können", sagte Kubicki. "Wir sind anders als Sozial- und auch Christdemokraten aber der Auffassung, dass die Menschen darüber in einer freiheitlichen Welt selbst entscheiden können."
Dies sei auch zwingend notwendig. "Denn wir beklagen zwar den Fachkräftemangel und dass uns angesichts der demografischen Entwicklung immer weniger Menschen zur Verfügung stehen. Aber gleichzeitig erwecken wir den Eindruck, es sei für das Lebensglück des Einzelnen wichtig, dass er so früh wie möglich in Rente geht und Sozialleistungen bezieht."
"Bin mir sicher, dass wir mit fünf Prozent plus abschließen werden"
Seine Partei sei nach dem Ausscheiden aus dem Bundestag vor sieben Monaten noch auf dem Weg aus der Reha ins normale Leben, sagte Kubicki. Beim Bundesparteitag Anfang Mai werde es den ersten, für die Öffentlichkeit sichtbaren Aufschlag einer neuen FDP geben.
"Wir sehen auch langsam, aber sicher, dass wir wieder an Substanz zunehmen." Für die Europawahl am 25. Mai gab sich Kubicki zuversichtlich: "Ich bin mir sicher, dass wir mit fünf Prozent plus abschließen werden."
In der Huffington Post forderten unlängst 13 Politiker, Wirtschaftsexperten und Mediziner die Rente mit 69 – und sie nennen alle gute Gründe dafür.