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Glückliche Kinder sind völlig überbewertet

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Pebbles fünfter Geburstag kam und ging und ich finde, wir haben ihn gerockt (wenn ich das selber so sagen kann). Es gab Prinzessinenkleider, raffinierte Desserts und Geschenke aus tausenden Schichten von Geschenkpapier, das die Kleinen anschließend im Eifer des Gefechts zu Konfetti zerrissen. Als Pebbles in dieser Nacht ins Bett fiel, war sie ohne Zweifel ein glückliches Mädchen. Das ist natürlich einfach, weil Pebbles ständig glücklich ist (außer es bietet sich die Gelegenheit für ein bisschen Drama - dann ist sie in ihrem Element). Sein Kind mit einem vor Glück strahlenden Gesicht zu sehen, ist das schönste Gefühl für Eltern. Auch wenn man oft unbarmherzig an den Regeln der Kindererziehung festhalten muss, sind dies die Momente, in denen man denkt: "Naja, sie scheint glücklich zu sein. Ich mache also nicht alles komplett falsch."

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Ich habe jahrelang die Meinung vertreten, es sei am wichtigsten, dass Kinder glücklich sind. Aber langsam zweifle ich daran, ob es die richtige Form von Glück ist, die ich meinen Kindern wünsche. Ich beginne zu glauben, dass glückliche Kinder total überwertet sind.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Natürlich möchte ich, dass meine Kinder gut drauf sind und morgens aus dem Bett hüpfen um die Welt zu erobern - frei nach dem Motto Carpe diem! Die Welt mit einer positiven Einstellung zu betrachten, ist mehr als nur eine Gefühlserscheinung, die durch einen Prinzessin Lilifee-Marathon ausgelöst werden kann. Glück ist etwas ganz anderes und noch dazu viel komplizierter.

Zuerst müssen Sie akzeptieren, dass es zwei eindeutig unterschiedliche Auslegungen von Glück gibt, die miteinander selten vereinbar sind. Da wäre einmal das kurzfristige Glück, das einfach mit einer Kugel Eis oder einem neuen Spielzeug erkauft werden kann. Und dann gibt es das längerfristige Glück. Das erhält man nur durch Disziplin, gemeisterte Herausforderungen, Selbstbewusstsein und einem Haufen anderer kritischer und langweiliger Dinge, die sich total unsexy anhören und meistens sehr unerfreulich sind, wenn man sie erledigen muss.

Langfristiges Glück ist eigentlich gar kein richtiges Gefühl. Anhaltendes Glück ist das Produkt eines noch viel wichtigeren Gefühls: Dankbarkeit. Menschen, die dankbar sind und das Glück in ihrem Leben aufrichtig zu schätzen wissen, sind fast ausschließlich von Grund auf glückliche Menschen. Denken Sie darüber nach. Sie können sich nicht ihres Glückes, das Ihnen widerfahren ist, bewusst sein und gleichzeitig rumheulen.

Jemandem Dankbarkeit beizubringen, ist jedoch ist ein komplizierter, langer Prozess, der ständig wiederholt werden muss und mit einschließt, Ihren Kinder auch mal nicht das zu geben, was sie möchten. Manchmal gehört auch dazu, ihnen zu erlauben unglücklich zu sein (ziemlich ironisch, oder?). Meine Elterngeneration ist nicht gerade bekannt dafür, irgendetwas zu tolerieren, was lange dauert, kompliziert ist und permanent wiederholt werden muss. Für uns ist schon eine Umgestaltung der Facebook-Seite ein Anlass entnervt zu sein. Das Leben verläuft schneller, alles ist im ständigen Fluss und jeder beantwortet seine E-Mails sofort. Und deswegen sehen wir Eltern uns nach dem Lächeln, das wir sofort kriegen. Wir verhandeln und schließen Kompromisse, während wir uns selber vormachen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, wenn unsere Kleinen in diesem Moment glücklich sind.

Dieses Glück auf Knopfdruck aber ist Glück ohne Dankbarkeit, wie ein emotionaler Zucker-Flash - ein schnelles, spaßiges Hoch, auf das aber ein Tief folgt, aus dem man nur herauskommt, indem man sofort für Nachschub sorgt. Wenn Sie am Dienstag mit Ihrem Kind Eis essen gehen, heißt das nicht, dass es für den Rest der Woche von Ihrer Großzügigkeit zehren wird. Viel mehr werden Sie erklären müssen, warum Sie nicht auch am Donnerstag Eis essen gehen. Die wahrhaft beängstigende Konsequenz dieser Bestechung und Nachgiebigkeit ist, dass wir unseren Kinder beibringen, Glück sei etwas, das von Außen kommt. Das nächste Spielzeug, die nächste Hüpfburg, das nächste Computerspiel - so entsteht Glück. Wir haben schon alle die erwachsene Version jenes Kindes getroffen. Jene Menschen, die nur im Gedanken an den besseren Job, das schönere Zuhause, die Jeans in einer Nummer kleiner oder mehr Gehalt zufrieden sind.

Indem wir unseren Kindern mit pompösen Geburtstagsparties oder Weihnachtsfesten überschütten, bringen wir ihnen bei, dass die glücklichen Momente im Leben fest damit verknüpft sind, mehr Dinge zu bekommen. Wir brauchen das Zeug überhaupt nicht. Wir wollen den Kram ja nicht einmal (Mal ehrlich, wir freuen uns immer, wenn bei einem Geschenk die Quittung aufbewahrt wurde). Aber wir sind so versessen darauf, unsere Kinder glücklich zu machen und dabei gleichzeitig so unsicher, dass wir sie genau mit diesem Exzess überfordern und sie somit daran hindern, jemals ein Gefühl von Dankbarkeit entwickeln zu können.

Das bringt mich zurück zur Geburtstagsparty meiner Fünfjährigen. Das beste an der Party waren nicht mal die Geschenke oder ihr Partykleid oder der Wahnsinns-Regenbogen-M&M-Kuchen, den meine Frau Karen unter größten Mühen gezaubert hat. Das Highlight war eine spontane Polonaise, die Pebbles und ihre Freundinnen kreischend vor Lachen auf dem Boden kugeln ließ. In einem Jahr werden alle Geschenke, die sie bekommen hat, vergessen sein oder nicht mehr passen - auch wenn die Schenker sich dabei größte Mühe gegeben haben. Aber die Erinnerung an diesen ungeplanten Moment purer Freude wird sie ewig behalten. In diesem Moment war sie wirklich glücklich - und zwar die richtige Form von Glück aus dem richtigen Anlass. Und es war vollkommen gratis.

Hier geht's zum Original.

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