Will man das Verhältnis der Generation Y zum Thema Finanzen und Altersvorsorge beschreiben, passt ein Beziehungsstatus von Facebook ganz gut. Es ist kompliziert.
Eine neue Umfrage der TNS Emnid kommt zu dem Ergebnis, dass viele Vertreter der Generation bei Finanzfragen schlafen. Ein Drittel der Befragten zwischen 16 und 29 Jahren gab an, nicht zu wissen, dass der Arbeitgeber Sparen unterstützt. Vermögenswirksame Leistungen? Dieses Wortkonstrukt war ein Fremdwort oder die Befragten verstanden nicht, welche Vorteile das denn bringe. Die Generation Y gehöre bei Finanzfragen nicht zu den Pfiffigsten und lasse Geld einfach so liegen, bilanzierte daher die „Welt“.
Michael Brown, Professor für Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen, nimmt die jüngere Generation aber in Schutz. „Sie ist nicht finanzblöde. Studien zeigen, dass die Generation Y nicht über weniger Wissen verfügt als andere Generationen“, sagt Brown der Huffington Post.
Das mag stimmen. Aber in Zeiten von Mini-Zinsen und einer geplanten Rente mit 63 zulasten nachfolgender Generationen ist in Finanzfragen auch ein Weitblick gefragt. Genau der scheint der jungen Generation zu fehlen.
Fünf Erkenntnisse über die Generation Y und ihr Verhältnis zu Geld:
1. Etliche haben den Überblick verloren
„Fast 20 Prozent würden gerne mehr für ihr Geld tun, fühlen sich aber durch die Vielzahl der Produkte und Angebote am Finanzmarkt überfordert “, heißt es in einer Studie der Sparda-Bank, für die 1000 Studenten in Hessen befragt wurden. Überfordert waren die Studenten offenbar auch deshalb, weil sie Finanz- und Wirtschaftsthemen nicht sonderlich interessierten.
2. Geld und Statussymbolen sind weniger wichtig
Geld. Was ist schon Geld? Für die Generation Y spielt Geld natürlich immer noch eine Rolle, aber eine weniger wichtige. Was am Ende des Monats auf dem Konto ist, ist dieser Generation zwar nicht egal, aber entscheidender ist: Arbeitszeit ist Lebenszeit. Genieße den Job, er soll keine Qual sein.
Das Miteinander-Teilen wird zu ihrem Lifestyle-Prinzip, ein eigenes Auto ist, um nur ein Beispiel zu nennen, längst kein Muss mehr. Mitglieder der Generation Y „müssten längst den zweiten Golf ihres Lebens fahren, den zweiten Ford Focus oder Opel Corsa. Sie tun es aber nicht. Und das spürt die Industrie“, schrieb Produktmarketing-Experte Andrej Kupetz kürzlich in einer Fachzeitschrift.
Woran das liegt? Für Philipp Riederle (19) ist das klar. Riederle ist ein Jungunternehmer, der durch Europa tourt, um den Unternehmen seine Generation zu erklären. Seine Antwort lautet: „Vor 20 Jahren strebten Berufseinsteiger drei Dinge an: Geld, Status und Macht. Heute geht es in erster Linie um Sinnhaftigkeit, Selbstverwirklichung und ein gutes Team.“
Das nachlassende Verlangen nach Geld und Status ist für Nico Rose, Dozent an der International School of Management, nicht überraschend: „Verlangen resultiert auch Phasen des Mangels. Aber diese Generation ist in der Regel in Elternhäusern mit finanzieller Sicherheit aufgewachsen und hat diesen Mangel nie erlebt“, erklärt der Diplom-Psychologe im Gespräch mit der Huffington Post.
3. Das große Sparen angesichts der unsicheren gesetzlichen Rente: Fehlanzeige
Firmenchefs nennen die Renten-Pläne von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) öffentlich eine "Sünde" für die jungen Menschen in Deutschland. Norbert Blüms Satz „Die Rente ist sicher“ glauben Ypsiloner zwar schon längst nicht mehr, ihr Protest ist bisher allerdings kaum vernehmbar.
Sparen schon in jungen Jahren wäre eine Antwort auf die immer unsicher werdende gesetzliche Rente, zumal mehr als jeder dritte Berufseinsteiger unter 25 Jahren laut einer Befragung des Beratungsunternehmens "Tower Watson" damit rechnet, mit 70 Jahren oder später in Rente zu gehen.
Wie passend, dass Sparen auch gut zur Generation Y passt. Sie ist nämlich „extrem konservativ“, ergab eine Studie der UBS. Risiko bei Finanzanlagen setzen viele Jüngere demnach mit permanentem Verlust gleich.
Klingt perfekt, Sparen gefällt dieser Generation also. Da könnte man meinen, dass sie schon im Studium mit dem Sparen beginnt. Doch das ist nicht so. Nur 18 Prozent der Studenten in der oben bereits erwähnten Sparda-Bank-Studie gaben an, etwas für die Altersvorsorge zu tun. 40 Prozent haben noch gar nichts für eine Absicherung getan.
Ein kostenloses Girokonto haben alle, ein Sparbuch kaum jemand. Das ändert sich sich auch nicht beim ersten festen Gehalt. "Das gute Büchlein ist aus der Mode gekommen, doch die alte Weisheit, in der Zeit zu sparen, um in der Not zu haben, hat nichts von ihrer Aktualität verloren“, betont Volker Looman, Bremer Finanzanalytiker in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
„Berufseinsteiger benötigen (...) weder Bausparverträge noch Aktiensparpläne oder Rentenpolicen. Stattdessen brauchen sie Rücklagen von einem Jahresgehalt.“
Zugegeben, Sparen ist in der aktuellen Niedrigzinsphase alles andere als sexy, da sind sich alle Altersgruppen einig. Doch wenn jemand mit 60 keine Lust mehr hat zu sparen, ist das etwas anderes, als wenn ein 25-Jähriger noch gar nicht mit dem Sparen begonnen hat.
4. Was interessiert mich 2043, wenn ich nicht weiß, was 2016 los ist?
Die Generation Y hat es nicht so mit dem „Langfristdenken“, erklärt Diplom-Psychologe Nico Rose. „Die Vertreter dieser Generation sind skeptisch: ‚Warum soll ich in einer sich so schnell drehenden Welt noch die Bereitschaft haben, 30 Jahre in die Zukunft zu denken, wenn ich doch noch nicht einmal weiß, was in drei Jahren los ist?’“
Das geht im Übrigen den amerikanischen Berufseinsteigern nicht anders. „Sie haben keine Vorstellung davon, wie viel Geld sie im Alter brauchen. Sie verstehen nicht, dass sie schon jetzt Sparen müssen“, kritisierte Erik Carter von der Finanzberatung „Financial Finesse“ im „Forbes Magazine“. „Viele denken: Altersvorsorge, darüber denke ich nach, wenn ich 40 bin“, sagte Carter.
5. Mama und Papa als Bankberater
Bei manchen Studien liegt der Schluss nahe, dass demnächst viele Bankberater überflüssig werden. Die Generation Y steht Institutionen eher kritisch gegenüber und legt keinen großen Wert auf Bankberatung, ergab eine Studie der UBS unter mehr als 1000 Amerikanern zwischen 21 und 36 Jahren.
Lediglich 14 Prozent suchen den Rat bei einer Bank, in anderen Generationen seien es bis zu 40 Prozent. Die Generation Y fragt lieber Mama und Papa. Laut Michael Brown von der Universität St. Gallen ist der Trend des wachsenden Misstrauens gegenüber Banken auch im deutschsprachigen Raum bemerkbar.
Eine neue Umfrage der TNS Emnid kommt zu dem Ergebnis, dass viele Vertreter der Generation bei Finanzfragen schlafen. Ein Drittel der Befragten zwischen 16 und 29 Jahren gab an, nicht zu wissen, dass der Arbeitgeber Sparen unterstützt. Vermögenswirksame Leistungen? Dieses Wortkonstrukt war ein Fremdwort oder die Befragten verstanden nicht, welche Vorteile das denn bringe. Die Generation Y gehöre bei Finanzfragen nicht zu den Pfiffigsten und lasse Geld einfach so liegen, bilanzierte daher die „Welt“.
Michael Brown, Professor für Bankwirtschaft an der Universität St. Gallen, nimmt die jüngere Generation aber in Schutz. „Sie ist nicht finanzblöde. Studien zeigen, dass die Generation Y nicht über weniger Wissen verfügt als andere Generationen“, sagt Brown der Huffington Post.
Das mag stimmen. Aber in Zeiten von Mini-Zinsen und einer geplanten Rente mit 63 zulasten nachfolgender Generationen ist in Finanzfragen auch ein Weitblick gefragt. Genau der scheint der jungen Generation zu fehlen.
Fünf Erkenntnisse über die Generation Y und ihr Verhältnis zu Geld:
1. Etliche haben den Überblick verloren
„Fast 20 Prozent würden gerne mehr für ihr Geld tun, fühlen sich aber durch die Vielzahl der Produkte und Angebote am Finanzmarkt überfordert “, heißt es in einer Studie der Sparda-Bank, für die 1000 Studenten in Hessen befragt wurden. Überfordert waren die Studenten offenbar auch deshalb, weil sie Finanz- und Wirtschaftsthemen nicht sonderlich interessierten.
2. Geld und Statussymbolen sind weniger wichtig
Geld. Was ist schon Geld? Für die Generation Y spielt Geld natürlich immer noch eine Rolle, aber eine weniger wichtige. Was am Ende des Monats auf dem Konto ist, ist dieser Generation zwar nicht egal, aber entscheidender ist: Arbeitszeit ist Lebenszeit. Genieße den Job, er soll keine Qual sein.
Das Miteinander-Teilen wird zu ihrem Lifestyle-Prinzip, ein eigenes Auto ist, um nur ein Beispiel zu nennen, längst kein Muss mehr. Mitglieder der Generation Y „müssten längst den zweiten Golf ihres Lebens fahren, den zweiten Ford Focus oder Opel Corsa. Sie tun es aber nicht. Und das spürt die Industrie“, schrieb Produktmarketing-Experte Andrej Kupetz kürzlich in einer Fachzeitschrift.
Woran das liegt? Für Philipp Riederle (19) ist das klar. Riederle ist ein Jungunternehmer, der durch Europa tourt, um den Unternehmen seine Generation zu erklären. Seine Antwort lautet: „Vor 20 Jahren strebten Berufseinsteiger drei Dinge an: Geld, Status und Macht. Heute geht es in erster Linie um Sinnhaftigkeit, Selbstverwirklichung und ein gutes Team.“
Das nachlassende Verlangen nach Geld und Status ist für Nico Rose, Dozent an der International School of Management, nicht überraschend: „Verlangen resultiert auch Phasen des Mangels. Aber diese Generation ist in der Regel in Elternhäusern mit finanzieller Sicherheit aufgewachsen und hat diesen Mangel nie erlebt“, erklärt der Diplom-Psychologe im Gespräch mit der Huffington Post.
3. Das große Sparen angesichts der unsicheren gesetzlichen Rente: Fehlanzeige
Firmenchefs nennen die Renten-Pläne von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) öffentlich eine "Sünde" für die jungen Menschen in Deutschland. Norbert Blüms Satz „Die Rente ist sicher“ glauben Ypsiloner zwar schon längst nicht mehr, ihr Protest ist bisher allerdings kaum vernehmbar.
Sparen schon in jungen Jahren wäre eine Antwort auf die immer unsicher werdende gesetzliche Rente, zumal mehr als jeder dritte Berufseinsteiger unter 25 Jahren laut einer Befragung des Beratungsunternehmens "Tower Watson" damit rechnet, mit 70 Jahren oder später in Rente zu gehen.
Wie passend, dass Sparen auch gut zur Generation Y passt. Sie ist nämlich „extrem konservativ“, ergab eine Studie der UBS. Risiko bei Finanzanlagen setzen viele Jüngere demnach mit permanentem Verlust gleich.
Klingt perfekt, Sparen gefällt dieser Generation also. Da könnte man meinen, dass sie schon im Studium mit dem Sparen beginnt. Doch das ist nicht so. Nur 18 Prozent der Studenten in der oben bereits erwähnten Sparda-Bank-Studie gaben an, etwas für die Altersvorsorge zu tun. 40 Prozent haben noch gar nichts für eine Absicherung getan.
Ein kostenloses Girokonto haben alle, ein Sparbuch kaum jemand. Das ändert sich sich auch nicht beim ersten festen Gehalt. "Das gute Büchlein ist aus der Mode gekommen, doch die alte Weisheit, in der Zeit zu sparen, um in der Not zu haben, hat nichts von ihrer Aktualität verloren“, betont Volker Looman, Bremer Finanzanalytiker in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.
„Berufseinsteiger benötigen (...) weder Bausparverträge noch Aktiensparpläne oder Rentenpolicen. Stattdessen brauchen sie Rücklagen von einem Jahresgehalt.“
Zugegeben, Sparen ist in der aktuellen Niedrigzinsphase alles andere als sexy, da sind sich alle Altersgruppen einig. Doch wenn jemand mit 60 keine Lust mehr hat zu sparen, ist das etwas anderes, als wenn ein 25-Jähriger noch gar nicht mit dem Sparen begonnen hat.
4. Was interessiert mich 2043, wenn ich nicht weiß, was 2016 los ist?
Die Generation Y hat es nicht so mit dem „Langfristdenken“, erklärt Diplom-Psychologe Nico Rose. „Die Vertreter dieser Generation sind skeptisch: ‚Warum soll ich in einer sich so schnell drehenden Welt noch die Bereitschaft haben, 30 Jahre in die Zukunft zu denken, wenn ich doch noch nicht einmal weiß, was in drei Jahren los ist?’“
Das geht im Übrigen den amerikanischen Berufseinsteigern nicht anders. „Sie haben keine Vorstellung davon, wie viel Geld sie im Alter brauchen. Sie verstehen nicht, dass sie schon jetzt Sparen müssen“, kritisierte Erik Carter von der Finanzberatung „Financial Finesse“ im „Forbes Magazine“. „Viele denken: Altersvorsorge, darüber denke ich nach, wenn ich 40 bin“, sagte Carter.
5. Mama und Papa als Bankberater
Bei manchen Studien liegt der Schluss nahe, dass demnächst viele Bankberater überflüssig werden. Die Generation Y steht Institutionen eher kritisch gegenüber und legt keinen großen Wert auf Bankberatung, ergab eine Studie der UBS unter mehr als 1000 Amerikanern zwischen 21 und 36 Jahren.
Lediglich 14 Prozent suchen den Rat bei einer Bank, in anderen Generationen seien es bis zu 40 Prozent. Die Generation Y fragt lieber Mama und Papa. Laut Michael Brown von der Universität St. Gallen ist der Trend des wachsenden Misstrauens gegenüber Banken auch im deutschsprachigen Raum bemerkbar.
Auch auf HuffingtonPost.de: Jacobs Studie 2014 - Wie wichtig sind uns Freunde fürs Leben?