Die arabische Fluggesellschaft Etihad will bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin die Macht übernehmen. Darüber wurde schon lange spekuliert. Spannend ist nun aber die Frage, wie der Großaktionär Etihad das anstellen will.
Denn es gibt ein großes rechtliches Problem. Etihad kann seinen 29-Prozent-Aktien-Anteil nicht einfach nach Belieben aufstocken – sonst gehen Verkehrsrechte verloren. Air Berlin müsste sich etwa aus dem Geschäft mit Langstreckenflügen zurückziehen, wenn ausländische Investoren Unternehmensanteile von über 50 Prozent hätten. Und im Moment hat die türkische ESAS Holding mit ihrem 15-Prozent-Anteil ebenfalls noch ein Wörtchen mitzureden.
Damit die finanzstarken Araber trotzdem mehr Einfluss bei der kriselnden Airline bekommen können, ist eine Strukturreform nötig - und ein Börsen-Rückzug von Air Berlin denkbar.
Insider unterscheiden derzeit drei mögliche Szenarien für die Zukunft von Air Berlin:
Etihad könnte einen Zusammenschluss von Air Berlin mit der maroden italienischen Fluggesellschaft Alitalia planen. Wasserdicht ist der Deal längst noch nicht, aber es gibt Gespräche, berichtet die „Bild“-Zeitung mit Verweis auf die Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatte auch das „Handelsblatt“ über diesen Plan berichtet. Denkbar sei in diesem Fall eine Zusammenlegung der Strecken von Air Berlin und Alitalia. Beide Fluglinien würden eigenständig bleiben, aber Etihad könnte alles steuern, berichtete ein Insider der Zeitung. Doch Experten vermuten, dass dieser Vorstoß gerade den italienischen Gewerkschaften überhaupt nicht schmeckt.
Einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge muss Air Berlin in eine GmbH umgewandelt werden - und würde damit nicht mehr an der Börse vertreten sein. Außerdem wolle die arabische Fluggesellschaft Etihad ihre Anteile von 30 auf 49,9 Prozent aufstocken. Kleinaktionäre sollten abgefunden werden, schreibt das Magazin und beruft sich auf Air-Berlin-Kreise. Etihad-Boss James Hogan suche den "Rückhalt" der Bundesregierung für die mehr als 100 Millionen Euro teure Aktion.
Es könnten Stiftungen gegründet werden, die nur zu dem Zweck da sind, die 50-Prozent-Hürde zu umgehen. Insider vermuten dem „Handelsblatt“ zufolge, Air Berlin könne in zwei Gesellschaften aufgeteilt werden. Die eine solle für den Europaverkehr und das Tourismus-Geschäft zuständig sein, die andere für die Zubringerdienste zum Etihad-Drehkreuz Abu Dhabi. Denn Etihad will dort mehr europäische Fluggäste, um Abu Dhabi zum größten Flughafen der Welt zu machen.
Was sagt Air Berlin offiziell zu den Szenarien?
Gar nichts. Nur: "Wir führen derzeit fortgeschrittene Gespräche über Optionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden."
Was bedeuten die möglichen Änderungen für die Kunden?
Das ist praktisch noch nicht abzusehen. Es könnte spekuliert werden, dass sich das Liniennetz von Air Berlin erweitert und mehr Flugziele angeboten werden. Eines scheint sicher: Die Araber dürften nicht daran interessiert sein, dass Air Berlin weiter Marktanteile verliert. Preissteigerungen wären daher ein falsches Signal.
Wie schlecht steht Air Berlin da?
Air Berlin steckt schon seit Jahren in Schwierigkeiten und hat inzwischen das zweite Sparprogramm gestartet. Jeder zehnte Job soll wegfallen. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer und Finanzchef Ulf Hüttmeyer hatten schon im November einen Verlust für 2013 angekündigt - es wäre das fünfte Negativ-Ergebnis in sechs Jahren. Nur 2012 hatte sich die Airline in die Gewinnzone gerettet - durch den Verkauf ihres Vielfliegerprogramms.
Viele Aktionäre haben durch Air Berlin viel Geld verloren und werfen der Führung Missmanagement vor. Die Air-Berlin-Aktie war vor acht Jahren für 12 Euro pro Stück an die Börse gekommen, aktuell pendelt sie um die 2 Euro herum.
Wie geht es jetzt weiter?
Vielleicht wird am 27. März einiges klarer. Dann holt Air Berlin die Bilanzpressekonferenz nach. Möglicherweise wird dann schon präziser, wer künftig die Lufthoheit bei Air Berlin hat.
(Mit Material von dpa)
Denn es gibt ein großes rechtliches Problem. Etihad kann seinen 29-Prozent-Aktien-Anteil nicht einfach nach Belieben aufstocken – sonst gehen Verkehrsrechte verloren. Air Berlin müsste sich etwa aus dem Geschäft mit Langstreckenflügen zurückziehen, wenn ausländische Investoren Unternehmensanteile von über 50 Prozent hätten. Und im Moment hat die türkische ESAS Holding mit ihrem 15-Prozent-Anteil ebenfalls noch ein Wörtchen mitzureden.
Damit die finanzstarken Araber trotzdem mehr Einfluss bei der kriselnden Airline bekommen können, ist eine Strukturreform nötig - und ein Börsen-Rückzug von Air Berlin denkbar.
Insider unterscheiden derzeit drei mögliche Szenarien für die Zukunft von Air Berlin:
Szenario 1:
Etihad könnte einen Zusammenschluss von Air Berlin mit der maroden italienischen Fluggesellschaft Alitalia planen. Wasserdicht ist der Deal längst noch nicht, aber es gibt Gespräche, berichtet die „Bild“-Zeitung mit Verweis auf die Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatte auch das „Handelsblatt“ über diesen Plan berichtet. Denkbar sei in diesem Fall eine Zusammenlegung der Strecken von Air Berlin und Alitalia. Beide Fluglinien würden eigenständig bleiben, aber Etihad könnte alles steuern, berichtete ein Insider der Zeitung. Doch Experten vermuten, dass dieser Vorstoß gerade den italienischen Gewerkschaften überhaupt nicht schmeckt.
Szenario 2:
Einem Bericht der "Wirtschaftswoche" zufolge muss Air Berlin in eine GmbH umgewandelt werden - und würde damit nicht mehr an der Börse vertreten sein. Außerdem wolle die arabische Fluggesellschaft Etihad ihre Anteile von 30 auf 49,9 Prozent aufstocken. Kleinaktionäre sollten abgefunden werden, schreibt das Magazin und beruft sich auf Air-Berlin-Kreise. Etihad-Boss James Hogan suche den "Rückhalt" der Bundesregierung für die mehr als 100 Millionen Euro teure Aktion.
Szenario 3:
Es könnten Stiftungen gegründet werden, die nur zu dem Zweck da sind, die 50-Prozent-Hürde zu umgehen. Insider vermuten dem „Handelsblatt“ zufolge, Air Berlin könne in zwei Gesellschaften aufgeteilt werden. Die eine solle für den Europaverkehr und das Tourismus-Geschäft zuständig sein, die andere für die Zubringerdienste zum Etihad-Drehkreuz Abu Dhabi. Denn Etihad will dort mehr europäische Fluggäste, um Abu Dhabi zum größten Flughafen der Welt zu machen.
Was sagt Air Berlin offiziell zu den Szenarien?
Gar nichts. Nur: "Wir führen derzeit fortgeschrittene Gespräche über Optionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden."
Was bedeuten die möglichen Änderungen für die Kunden?
Das ist praktisch noch nicht abzusehen. Es könnte spekuliert werden, dass sich das Liniennetz von Air Berlin erweitert und mehr Flugziele angeboten werden. Eines scheint sicher: Die Araber dürften nicht daran interessiert sein, dass Air Berlin weiter Marktanteile verliert. Preissteigerungen wären daher ein falsches Signal.
Wie schlecht steht Air Berlin da?
Air Berlin steckt schon seit Jahren in Schwierigkeiten und hat inzwischen das zweite Sparprogramm gestartet. Jeder zehnte Job soll wegfallen. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer und Finanzchef Ulf Hüttmeyer hatten schon im November einen Verlust für 2013 angekündigt - es wäre das fünfte Negativ-Ergebnis in sechs Jahren. Nur 2012 hatte sich die Airline in die Gewinnzone gerettet - durch den Verkauf ihres Vielfliegerprogramms.
Viele Aktionäre haben durch Air Berlin viel Geld verloren und werfen der Führung Missmanagement vor. Die Air-Berlin-Aktie war vor acht Jahren für 12 Euro pro Stück an die Börse gekommen, aktuell pendelt sie um die 2 Euro herum.
Wie geht es jetzt weiter?
Vielleicht wird am 27. März einiges klarer. Dann holt Air Berlin die Bilanzpressekonferenz nach. Möglicherweise wird dann schon präziser, wer künftig die Lufthoheit bei Air Berlin hat.
(Mit Material von dpa)
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